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Bad Oeynhausener Kurier / Neue Westfälische , 09.11.2006 :

"Unser Hotel ist judenfrei" / Bäderantisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert

Bad Oeynhausen (nh). Beleidigungen, Schmähungen und tätliche Übergriffe auf Juden gehörten während des Nationalsozialismus in den Kur- und Badeorten in Deutschland zur Tagesordnung. Der "Bäderantisemitismus" war ein beklemmendes internationales Phänomen. In Deutschland wurde dieser Antisemitismus bereits in den 1890er Jahren mit dem Aufschwung des Tourismus spürbar. Während der Weimarer Republik verstärkte sich die Entwicklung drastisch.

Die Nationalsozialisten nutzten den Bäderantisemitismus dann für ihre Zwecke aus und vertrieben Juden systematisch aus sämtlichen Kur- und Badeorten. In Schautafeln, Gedichten und Postkarten wurden die verhassten Mitbürger verhöhnt. Immer mehr Kurorte erklärten sich zu "judenfreien Zonen". Kurkapellen spielten antisemitische Lieder und meist stimmten am Ende des Konzertes die Badegäste in den Refrain mit ein.

Die jüdische Verbandspresse veröffentlichte umfangreiche Listen "antisemitischer Badeorte und Hotels". Darin wird Juden von dem Besuch dieser Orte abgeraten. Auch Bad Oeynhausen taucht in dieser Liste der gefährlichen Kurstädte auf. Die Betroffenen werden vor dem Besuch der vier Hotels gewarnt, die als Postkartenmotive auf dieser Seite gezeigt werden.

Der Hamburger Historiker Frank Bajohr hat sich auf eine Spurensuche des Bäderanisemitismus gemacht und dabei auch die Situation in Bad Oeynhausen untersucht. Die Ergebnisse seiner Recherche sind in Buchform erschienen.

Frank Bajohr: "Unser Hotel ist judenfrei". Bäder-Antisemitismus im 19. und 20 Jahrhundert. Fischer Taschenbuch Verlag 2003.


lok-red.oeynhausen@neue-westfaelische.de

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