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Mindener Tageblatt , 05.09.2006 :

Lehren aus Vertreibung ziehen / Staatssekretär Peter Paziorek bei Feierstunde in Minden zum Tag der Heimat

Minden (rkm). "Menschrechte achten - Vertreibungen ächten", unter diesem Motto wollen die Heimatvertrieben deutlich machen, dass sie nicht nur ihr eigenes Leid, ihr eigenes Schicksal in den Mittelpunkt stellen, sondern auch auf die politische Gegenwart Einfluss nehmen wollen, um für die Zukunft solches Unrecht zu vermeiden.

Von Robert Kauffeld

Beim Treffen der Heimatvertriebenen im voll besetzten Saal des Victoria-Hotels betonte Dr. Peter Paziorek, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, in seinem Festvortrag besonders diesen Schwerpunkt in der Arbeit der Vertriebenenverbände.

"Das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen nach 1945 war schrecklich", stellte er nachdrücklich fest, machte aber gleichermaßen deutlich, dass die mit Flucht und Vertreibung im Zusammenhang stehenden Fragen auch unsere unmittelbare Gegenwart betreffen. Paziorek erinnerte an die unvorstellbare Zahl von 15 Millionen Deutschen, die aus Ost- und Westpreußen, aus Hinterpommern, Ostbrandenburg, Schlesien und aus dem Sudetenland am Ende des Krieges in ein ungewisses Schicksal fliehen mussten, erinnerte an die mehr als zwei Millionen Menschen, die dabei ihr Leben lassen mussten.

Deshalb sei es Pflicht, an einem solchen Tage an das große Leid dieser vergangenen Zeit zu erinnern. Doch an einem Tag der Heimat soll der Blick auch in die Zukunft gerichtet sein. Trotz des erfahrenen Leides sei die Versöhnung ein Anliegen der Vertriebenen. Sie hätten schließlich schon sehr früh die Lehre aus ihrem Schicksal gezogen und bereits 1950 in der Charta der Heimatvertriebenen der Vergeltung abgeschworen.

Doch das Geschehene vergessen zu machen, sei auch grundfalsch. Paziorek mache Hoffnung, denn heute an den Verlust des deutschen Ostens zu erinnern, stoße in diesem anderen gesellschaftspolitischen Umfeld auf größere Akzeptanz als noch vor Jahren. Heute frage die Jugend schon wieder nach, woher die Großeltern stammten, wo ihre Heimat gewesen sei.

Grußworte der Kreises Minden-Lübbecke übermittelte die stellvertretende Landrätin Birgit Härtel. An diesem Tag der Begegnung, einem Tag des Gedenkens und auch der Trauer, sieht sie Grund, zuversichtlich und hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen. Sie wünscht, dass der Kreis Minden-Lübbecke den Vertriebenen nach dem schlimmen Schicksal der Vertreibung eine neue Heimat geworden ist.

Im Rahmen dieser Feierstunde konnte Dr. Peter Paziorek noch eine Ehrung vornehmen. Er verlieh dem Kreisvorsitzenden des BdV Joachim Sabock die Goldene Ehrennadel für hervorragende Verdienste um die vertriebenen Schicksalsgefährten und die ostdeutsche Heimat. Durch die Veranstaltung führte Rüdiger Eichhorn. Für den festlichen Rahmen sorgten der Gesangverein "Frohsinn" Minderheide, das Akkordeon-Ensemble Hille und die Riesengebirgs-Trachtengruppe Haddenhausen.


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