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Zeitung für den Altkreis Lübbecke / Neue Westfälische , 10.08.2007 :

Heimat bleibt doch immer Heimat / Selliner und Trossiner treffen sich seit ihrer Flucht 1945 regelmäßig in Lübbecke

Von Jatharina Beckmann

Lübbecke. 62 Jahre nach ihrer Flucht aus Polen trafen sich jetzt die Selliner und Trossiner zum 59. Heimattreffen. Im Anschluss an den gemeinsamen Gottesdienstbesuch ging es zusammen in das St. Andreas-Gemeindehaus in Lübbecke. Bei Kaffee und Kuchen unterhielten sie sich angeregt über die gemeinsame Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Unvergessen ist den Sellinern und Trossinern bis heute das Jahr 1945, der Krieg, seine Folgen, aber vor allem auch die Vertreibung aus der Heimat. Alle stammen aus dem Kreis Königsberg Neumark, dem heutigen Polen. Im Herbst 1945 mussten sie innerhalb von wenigen Minuten ihre Häuser und Höfe verlassen, um den vertriebenen Polen Raum zu schaffen. Da viele Verwandtschaft in Ostwestfalen hatten, kamen sie hierher, 500 Kilometer von der alten Heimat entfernt.

Fanden die ersten Treffen noch in Bergkirchen statt, so traf man sich erstmals 1980 in Lübbecke. Damals wurde auch der Selliner Gedenkstein neben dem St. Andreas-Gemeindehaus aufgestellt, an dem nun traditionell bei jedem Heimattreffen ein Kranz niedergelegt wird. Der Stein soll zum einen an jene erinnern, die Krieg und Flucht nicht überlebten, und zum anderen an die, die später starben.

"Der Kreis verkleinert sich immer mehr"

Von den ehemals 1.000 Einwohnern sind heute nur noch wenige über. "Dass der Kreis sich verkleinert, ist der Lauf der Zeit. Doch die alte Heimat bleibt uns unvergessen", sagte Hildegard Kasten. Sie betreut zusammen mit Walter Olm die Heimattreffen in Lübbecke.

Inzwischen erhielten die Selliner und Trossiner eine schriftliche Einladung nach Polen, gesandt mit herzlichen Grüßen von dem Schulleiter, dem Pfarrer und den jetzigen Bewohnern des früheren Sellins. Zwischen ihnen und den Sellinern gibt es keinen Hass, sondern das gemeinsame Schicksal hat sie zusammen geschweißt.

Wann immer einer von ihnen das Bedürfnis hatte, die alte Heimat zu besuchen, wurde er herzlich und gastfreundlich in Empfang genommen. Die geplante Zusammenkunft soll die deutsch-polnische Freundschaft stärken und zum Austausch des Erlebten beitragen. Der Termin des nächsten Treffens steht noch nicht fest. Es soll entweder noch in diesem Herbst oder im folgenden Frühjahr stattfinden.

In diesem Jahr waren dabei: Hildegard Kasten, Walter und Gustel Olm, Elfriede Busche, Werner Bönning, Bruno Lammermann, Hermann Kasten, Hannelore Bültger, Horst und Irmgard Brumme, Erna Stegelmeier, Lydia Friedrich, Rosemarie Vogelsang, Ilse Konrad, Elfriede Busche, Hilde und Hans Nehring, Ruth und Heinrich Grothe, Günther Lammermann, Sieglinde Reinkensmeier, Dorothea Wlotkowski, Elisabeth Brink, Hilde und Sabine Aschemeier, Wilhelm Coors, Frederike Lange, Adelheid Meilicke und Heinz Lange.

Bildunterschrift: Gemeinsame Vergangenheit : Die Selliner und Trossiner treffen sich jedes Jahr in Lübbecke um am Gedenkstein Erlebtes auszutauschen und der Vergangenheit zu gedenken.


lok-red.luebbecke@neue-westfaelische.de

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