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Deister- und Weserzeitung , 20.01.2005 :

"Stolpersteine" sollen an die Opfer erinnern / Am 25. Januar Aktion zur Auschwitz-Befreiung im Rathaussaal mit dem Künstler Gunter Demnig

Bad Pyrmont (HW). Am Donnerstag, 27. Januar, jährt sich zum 60. Mal der Befreiungstag des Konzentrationslagers Auschwitz. Der Pyrmonter "Arbeitskreis 27. Januar" hat deshalb zusammen mit Bürgermeister Klaus-Henning Demuth (CDU) zu dem vom ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog initiierten Gedenktag eingeladen. Zentrales Thema dieser Veranstaltung, die am Dienstag, 25. Januar, um 19.30 Uhr im Ratssaal des Pyrmonter Rathauses beginnt, ist "Stolpersteine? Erinnerung braucht Zeiten und Orte".

Mit dem Begriff "Stolpersteine" greift der Pyrmonter Arbeitskreis eine Aktion des Kölner Künstlers Gunter Demnig auf, der sein Projekt für Europa seit 1992 betreibt und es bereits in zahlreichen Städten auf den Weg brachte. Dies soll nun auch in der Kurstadt geschehen. Mit seiner Aktion erinnert der Künstler an ehemalige jüdische Bürger einer Stadt, die während des Nazi-Regimes umkamen oder vertrieben wurden, indem er vor deren ehemaligen Wohnhäusern zur Erinnerung Messing überzogene Steine mit ihren Daten setzt. Die Grundlage der Erinnerung in Bad Pyrmont legte die Jahrgangsklasse 10c des Humboldt-Gymnasiums, die im vergangenen Jahr eine Broschüre mit dem Titel "Menschen wie du und ich" erarbeitete und darin zehn Stationen jüdischen Lebens in Bad Pyrmont recherchierte. Deshalb werden Schüler dieser Jahrgangsklasse die Veranstaltung zum Gedenken an den 27. Januar mitgestalten. Sie stellen ihr Projekt vor und berichten über ihre Erfahrungen bei der Durchführung. Anschließend wird Gunter Demnig sein europaweites Projekt darstellen. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung im Ratssaal mit Klezmer-Kompositionen, vorgetragen von Piotr Techmanski, Dozent der Musikschule Bad Pyrmont.

Im Anschluss an die Veranstaltung sollen vor dem Rathaus vom Künstlers Gunter Demnig vier "Stolpersteine" enthüllt werden. Abgeschlossen wird der offizelle Beginn dieses Projekts in Bad Pyrmont mit einer Lesung durch Schüler des Humboldt-Gymnasiums.

Die vier in der Kurstadt gesetzten "Stolpersteine" sollen an die Familie Abraham erinnern, die in der Rathausstraße lebte. "Dort, wo sich heute der Eingang zu den Pyrmonter Nachrichten befindet, war damals der Eingang zu ihrem Haus. Abrahams führten in der Rathausstraße 1 und 1a eine kleine Schirmfabrik. Familienoberhaupt Sally Abraham und sein Sohn Hans wurden in der Pogromnacht 1938 verhaftet und nach Buchenwald verschleppt. Sally Abraham kam dort am 25. November 1938 um. Sein Sohn emigrierte nach seiner Entlassung im Jahr 1939 mit seiner Mutter Anna und seiner Schwester Edith nach England", weiß Klaus Titze, Sprecher des Pyrmonter Arbeitskreises zu berichten. Beabsichtigt ist, dass künftig weitere Erinnerungsorte von Gymnasiasten vorbereitet und durch den Künstler mit "Stolpersteinen" markiert werden.


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