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Nachrichten , 24.12.2014 :

Tages-Chronologie von Mittwoch, 24. Dezember 2014

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Mittwoch, 24. Dezember 2014


Am 11. Juli 2014 starb der Holocaust-Überlebende Ferdinand Matuszek, der im Alter von 15 Jahren von Tarnopol in Polen nach Deutschland zur Zwangsarbeit deportiert wurde, mit 88 Jahren in Löhne-Gohfeld.

Am 17. August 2014 wurde die Internetseite "Freikirche NRW" des mehrfach vorbestraften Neonazis und Reichsbürgers Axel Thiesmeier von der der extrem rechten "Justiz-Opfer-Hilfe" aus Löhne freigeschaltet.

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Löhne: Holocaust-Überlebender Ferdinand Matuszek gestorben

Am 11. Juli 2014 starb der Holocaust-Überlebende Ferdinand Matuszek, der im Alter von 15 Jahren von Tarnopol in Polen nach Deutschland zur Zwangsarbeit deportiert wurde, mit 88 Jahren in Löhne-Gohfeld. Darüber berichtet heute, am 24. Dezember 2014, das Westfalen-Blatt.

Buchveröffentlichung

Am 16. Dezember 2014 wurde im Paderborner Buchverlag Andrea Stangl das Buch ""Ich hatte nichts gegen Deutsche, nur gegen Faschisten": Die Lebensgeschichte des Ferdinand Matuszek" (Herausgegeben vom Förderverein Dokumentationsstätte Stalag 326 (VI K) Senne e.V.) der Autoren Friedhelm Schäffer und Oliver Nickel veröffentlicht.

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Löhne: "Pastor Axel Thiesmeier" von der extrem rechten "Justiz-Opfer-Hilfe" ...

Am 17. August 2014 wurde die Internetseite "Freikirche NRW" des mehrfach vorbestraften Neonazis und Reichsbürgers Axel Thiesmeier von der der extrem rechten "Justiz-Opfer-Hilfe" ("JOH") aus Löhne freigeschaltet. Darüber berichten heute, am 24. Dezember 2014, das Westfalen-Blatt und die Neue Westfälische.

... "Volksgruppe Germaniten"

Für die im Untertitel mit "Aktive Christen in Deutschland - Volksgruppe Germaniten" bezeichnete Homepage sind "Pastor Axel Thiesmeier" als Domaininhaber - und Peter Brill aus Denzlingen als technischer Ansprechpartner registriert.

"Botschaft Germanitien" unter Zwangsverwaltung ...

Mitte Juli 2012 hat die vom Landesamt für Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen und dem Polizeilichen Staatsschutz für Ostwestfalen-Lippe beobachtete "Justiz-Opfer-Hilfe NRW" ein Büro beziehungsweise die "Botschaft Germanitien" in der Lübbecker Straße 35 - 39 in Löhne im Gebäude von Ralf Wachsmuth eröffnet. Da Wachsmuth nach eigenen Angaben "seit dem 1. Januar 2012 keine Steuern" mehr bezahlt, wurde am 22. November 2012 die Versteigerung des Gebäudes und ein Dreiviertel Jahr später die Zwangsverwaltung angeordnet: Seit dem 22. August 2013 kontrolliert ein Rechtsanwalt die Mieteinkünfte aus dem Gebäude.

... Strafbefehle gegen Thiesmeier und Wachsmuth

Am 26. August 2014 verwarf das Amtsgericht Bad Oeynhausen die Einsprüche von Axel Thiesmeier und Ralf Wachsmuth, beide Vorstandsmitglieder der "JOH", gegen zwei Strafbefehle wegen versuchter Nötigung und einem Strafbefehl wegen Sachbeschädigung.

"Ausfälle" ...

Am 2. Oktober 2014 vermeldete die "JOH": "Auf grund mehrerer Ausfälle im Büro Löhne wrd die Justiz-Opfer-Hilfe / Deutschland bis zum Jahreende 2014 keine neuen / weiteren juristischen "Aufträge" entgegen nehmen. ( ... ) Weiter Auskünfte zu dieser Bekanntmacheung wird es nicht geben."

... Rückblick: Von Polizeibeamten mit Hitlergruß verabschiedet

Am 12. November 2009 hatte sich Thiesmeier in Bad Oeynhausen von zwei Polizeibeamten mit dem Hitlergruß verabschiedet. Das Amtsgericht Bad Oeynhausen hatte ihn deshalb wegen Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen nach "dem Sondergesetz" (Thiesmeier) § 86a StGB am 30. April 2010 zu einer Geldstrafe von 25 Tagessätzen à 30 Euro Strafe verurteilt. Die 11. Strafkammer des Landgerichts Bielefeld reduzierte die Strafe am 5. Oktober 2010 wegen anstehender Unterhaltsverpflichtungen des Angeklagten von 750 auf 500 Euro.

Webmaster vom "Collegium Humanum" ...

Thiesmeier war der Webmaster der Homepage des "Collegium Humanum" in Vlotho. Diesbezügliche Ermittlungen des am 7. Mai 2008 vom Bundesinnenminister verbotenen Zentrums der Holocaust-Leugner führten jedoch zu keiner Anklageerhebung.

... "Hauptmann der Wache"

Gleichzeitig fungierte Thiesmeier als "Hauptmann der Wache" beim "Collegium Humanum", bei Seminaren der Holocaust-Leugner bewachte er den Parkplatz in der Bretthorststraße.

- Informationen unter: www.loehnegegenrechts.wordpress.com

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Bad Oeynhausener Anzeiger und Tageblatt / Westfalen-Blatt, 24./25.12.2014:
Stellvertretend für Millionen Schicksale / Autoren schreiben ein Buch über die Lebensgeschichte des späteren Bad Oeynhauseners Ferdinand Matuszek

Neue Westfälische 13 - Löhne und Gohfeld, 24./25.12.2014:
Geschlossen gegen die Justiz-Opfer-Hilfe / Gruppe bezeichnet sich als "Freikirche aktiver Christen" / Löhner Kirchengemeinden distanzieren sich

Löhner Zeitung / Westfalen-Blatt, 24./25.12.2014:
"Altes Gedankengut neu verpackt" / Kirchengemeinden und Bündnis für Vielfalt distanzieren sich von "Freikirche" der so genannten Justiz-Opfer-Hilfe

Herforder Kreisblatt / Westfalen-Blatt, 24./25.12.2014:
Gedankengut neu verpackt / Kirchengemeinden distanzieren sich

Westfalen-Blatt, 24./25.12.2014:
Bündnis gegen "Freikirche"

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Bad Oeynhausener Anzeiger und Tageblatt / Westfalen-Blatt, 24./25.12.2014:

Stellvertretend für Millionen Schicksale / Autoren schreiben ein Buch über die Lebensgeschichte des späteren Bad Oeynhauseners Ferdinand Matuszek

Von Jaqueline Patzer

Bad Oeynhausen (WB)."Ferdinand Matuszek war eine beeindruckende Persönlichkeit mit viel Strahlkraft", beschreibt Friedhelm Schäffer den ehemaligen Zwangsarbeiter, der mit 16 Jahren von Nazis verschleppt wurde und dann in Bad Oeynhausen eine neue Heimat fand. Mit Oliver Nickel hat Schäffer ein Buch über das Leben Matuszeks geschrieben.

Mehr als ein Jahr lang hat die Arbeit an dem Werk "Ich hatte nichts gegen Deutsche, nur gegen Faschisten - Die Lebensgeschichte des Ferdinand Matuszek" gedauert. Acht Intensiv-Interviews haben seit dem Jahr 2012 stattgefunden. Es folgten Recherchen. Die Veröffentlichung hat Ferdinand Matuszek nicht mehr miterlebt. Er verstarb am 11. Juni dieses Jahres im Alter von 88 Jahren.

"Aber er stand hinter dem Buch, er wollte, dass die Geschichte nicht vergessen wird", erklärt Friedhelm Schäffer, der Matuszek vor etwa 20 Jahren kennenlernte. Matuszeks Geschichte stehe stellvertretend für die Schicksale von Millionen Menschen, deren noch junges Leben vor den Nazis abrupt eine Wendung nahm. Doch es ist mehr als nur persönliche Erinnerungen. Die Berichte von Ferdinand Matuszek sind eingebettet in den geschichtlichen Kontext.

Die Recherche dafür führte die beiden Autoren in diverse Archive, etwa in das Bad Oeynhausener, und sogar bis nach Israel in die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Namen und Schicksale aus den Berichten Matuszeks konnten die beiden Männer, die sich beide bei der Dokumentationsstätte Stalag 326 in Stukenbrock engagieren, belegen. Oliver Nickel ist in Stukenbrock als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig, Friedhelm Schäffer bringt seine Arbeit ehrenamtlich ein. Die Gedenkstätte ist Herausgeber des Buches.

Matuszek wurde am 30. Mai 1926 in Galizien, damals polnische Republik, heute zur Ukraine gehörend, geboren. In seinem Elternhaus erlebte er eine glückliche Kindheit, besuchte von 1939 an ein Gymnasium, bevor am 1. April 1942 im Alter von noch 15 Jahren seiner Familie entrissen und mit anderen Jugendlichen zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich deportiert wurde. Von einem Durchgangslager in Soest kam er Ende April 1942 zum Arbeitsamt Minden und von dort aus ging es für Matuszek zum Bauern Körtner nach Rehme, wo er in der Landwirtschaft arbeitete. "Er erfuhr in der Bauernfamilie Menschlichkeit und Solidarität, aber musste auf dem Hof auch Schreckliches erleben", berichtet Friedhelm Schäffer. So sah er die Erhängung eines polnischen Zwangsarbeiters und ein sowjetischer Kriegsgefangener wurde vor seinen Augen erschossen. "Darunter hatte er stark zu leiden", erklärt Schäffer. Das Grab des Mannes habe Matuszek im Jahr 2013 noch besucht und Blumen niedergelegt. Ein Abschluss für Matuszek.

Nach der Befreiung Deutschlands hatte Ferdinand Matuszek keine Heimat mehr. Er blieb in Rehme. Heiratete Anfang der 1950er Jahre eine Deutsche, mit der er sich bereits im Krieg angefreundet hatte. Viele Jahre arbeitete er in der Möbelfabrik Willing, sang im Männergesangsverein und war aktiv im Camera Club Bad Oeynhausen. Das Buch erscheint beim Stangl Verlag aus Paderborn und wird im "Book-on-Demand-Verfahren" gedruckt, sprich auf Nachfrage. Wer sich einen Eindruck des Buchs verschaffen möchte, kann dies bei zwei Lesungen tun: am 15. Januar um 19 Uhr im Stadtarchiv Bad Oeynhausen und am 22. Januar um 17 Uhr im ver.di-Geschäftsstellenhaus Herford.

Bildunterschrift: Friedhelm Schäffer zeigt ein Exemplar des Buches "Ich hatte nichts gegen Deutsche, nur gegen Faschisten - Die Lebensgeschichte des Ferdinand Matuszek", das er gemeinsam mit Oliver Nickel geschrieben hat.

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Neue Westfälische 13 - Löhne und Gohfeld, 24./25.12.2014:

Geschlossen gegen die Justiz-Opfer-Hilfe / Gruppe bezeichnet sich als "Freikirche aktiver Christen" / Löhner Kirchengemeinden distanzieren sich

Von Christina Nahrwold

Löhne. Die in Löhne ansässige Justiz-Opfer-Hilfe (JOH) sorgt erneut für Irritationen. Dieses Mal auch bei den Löhner Kirchengemeinden. Denn neuerdings bezeichnen sich die Germaniten als "Aktive Christen in Deutschland". Das Bürogebäude an der Lübbecker Straße ist seit dem Sommer als "Freikirche aktiver Christen" beschildert. "Wir wollen uns hiermit ausdrücklich gegen Fremdenfeindlichkeit positionieren", sagt Thomas Fründ von der Freikirchlichen Gemeinde Mennighüffen.

Die Vertreter sämtlicher evangelischer, evangelisch-freikirchlicher Gemeinden, die katholische Gemeinde sowie Mitglieder des Bündnis für Vielfalt hatten sich gestern in der Kreuzkirche versammelt, um gemeinsam Stellung zu beziehen und ein Signal der Geschlossenheit auszusenden. "Unsere erste Reaktion war, dem Ganzen keine Beachtung zu schenken", erzählte Pfarrer Peter Außerwinkler. Doch immer mehr Gemeindemitglieder, insbesondere der Freikirchlichen Gemeinden, waren auf die "Aktiven Christen" aufmerksam geworden und wünschten sich Klärung.

Seit dem Sommer ist an der Säule vor der Botschaft Germanitien das Wort "Freikirche" zu lesen, außerdem sei ein Altar mit Kreuz im Gebäude an der Lübbecker Straße eingerichtet. Einige der alten Pamphlete, die laut Bündnis für Vielfalt eindeutig menschenverachtende Propaganda sind, wurden ersetzt durch Bibelverse. "Bislang beschränkten sich die Mitglieder der JOH auf Fehlzitierungen von Paragrafen. Nun werden dazu Bibelstellen und christliche Symbole missbraucht", heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme der Gemeinden und des Bündnis für Vielfalt.

Insbesondere die Gefahr aus dem Internet sei nicht zu unterschätzen, sagte Bündnissprecher Volker Hegemann. Denn die Germaniten betreiben eine eigene Internetseite. Die Inhalte hätten sich laut Enrico Klee, Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde der Kreuzkirche, nicht wesentlich geändert. "Die haben sich nur eine neue Verpackung gegeben", sagte Pfarrer Außerwinkler und versuchten im Netz Anhänger zu ködern - unter dem Deckmantel christlicher Gemeinden.

Sogar einen eigenen "Pastor" und "Missionar" hätten die Germaniten hier berufen. Die Löhner Kirchen waren sich einig: Hier wird christliches Selbstverständnis auf den Kopf gestellt, hier wird Fremdenfeindlichkeit unter dem Deckmantel von Religion verkauft. "So etwas können wir überhaupt nicht gebrauchen, vor allem nicht an Weihnachten. Und auch nicht angesichts der steigenden Zahl der Flüchtlinge", erläuterte Thomas Fründ.

Die Botschaft der Christen sei gerade die Nächstenliebe und dass Gott für alle da sei - ganz im Gegensatz zur JOH, die fremdenfeindliche und antisemitische Hetze betreibe. "Das führt die christliche Botschaft ad absurdum", so Thomas Fründ. Dass Mitglieder der JOH tatsächlich einer christlichen Praxis nachgehen, bezweifeln die Kirchenvertreter. "Die Internetseite ist seit Monaten unverändert", berichtete Volker Hegemann. Unter den Reichsbürgen sei diese religiöse Ausrichtung ein neues Phänomen. "Dass die Germaniten den Glauben für sich entdecken, ist innerhalb der Reichsbürgerbewegung eine ziemlich einmalige Sache", erzählte Fründ.

Antisemitisch und fremdenfeindlich

Zwei Treffen hatten Bündnismitglieder und Vertreter der Löhner Gemeinden zuvor organisiert, gemeinsame Aktionen sind derzeit noch nicht geplant. "Wir wollen jetzt erst einmal die Reaktionen abwarten", so Pfarrer Peter Außerwinkler. Erfreulich ist für das Bündnis für Vielfalt, dass sich die Germaniten in Löhne auf recht dünnem Eis bewegen. "Das hängt sicherlich damit zusammen, dass sich in Löhne Menschen engagieren", sagte der Bündnissprecher.

Bildunterschrift: Beziehen gemeinsam Stellung: Bernd Woker (von oben links), Ramona Kämper, Pastor Enrico Klee, Detlef Wehbrink, Pfarrer Harald Ludewig, Siegfried Liebschner, Pfarrer Hubert Köhler, Volker Hegemann, Dechant Manfred Pollmeier, Pfarrer Uwe Stintmann, Hans Peters, Thomas Fründ, Pfarrer Peter Außerwinkler.

Bildunterschrift: Glaubenssymbole: An den Glasscheiben sind Bibelverse zu lesen, außerdem der Satz "Gott ist hier".

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Löhner Zeitung / Westfalen-Blatt, 24./25.12.2014:

"Altes Gedankengut neu verpackt" / Kirchengemeinden und Bündnis für Vielfalt distanzieren sich von "Freikirche" der so genannten Justiz-Opfer-Hilfe

Von Jaqueline Patzer

Löhne (LZ). Altes Gedankengut in neuer Verpackung: Dass die so genannte Justiz-Opfer-Hilfe in Löhne jetzt als "Freikirche" auftritt und unter dem Deckmantel des Christentums rechtsradikales Gedankengut verbreiten will, lassen sich die Löhner Kirchengemeinden, die Freikirchen und das Bündnis für Vielfalt nicht gefallen. Sie distanzieren sich von dieser Organisation.

Es ist das erste Mal, dass wirklich alle Kirchengemeinden und Freikirchen solch eine gemeinsame Aktion starten. Sie warnen und wollen gemeinsam mit dem Bündnis für Vielfalt darüber aufklären, dass es sich bei der selbst ernannten "Freikirche WAG - Aktive Christen in Deutschland" keineswegs um eine Kirche handelt. "Hier wird christliches Selbstverständnis auf den Kopf gestellt", sind sich die Stellvertreter der Kirchengemeinden und Freikirchen einig. Auch das Bündnis schreibt in einem gemeinsam mit den Kirchen verfassten Statement: "Das Bündnis Gemeinsam für Vielfalt findet, dass die menschenverachtende Propaganda, die von den Germaniten verbreitet wird, mit christlichen Werten nicht vereinbar ist."

Seit 2012 haben die so genannten Reichsbürger an der Lübbecker Straße ein Büro. Das habe sich in letzter Zeit verändert. "Die Pamphlete, die in den Fenstern hingen, sind weg. Jetzt hängen dort Bibelsprüche. Auch ein Altar ist sichtbar", berichtet Peter Außerwinkler, Pfarrer in Löhne-Ort und Vorsitzender des Exegeticums, der Arbeitsgemeinschaft der evangelischen und katholischen Pfarrer in Löhne. Überschrieben sei alles mit "Freikirche".

"Gott ist für alle Menschen gleichermaßen da."
Thomas Fründ

Daran, dass die Anhänger der so genannten Justiz-Opfer-Hilfe rechtsradikale Positionen vertreten, ließen sie selbst keinen Zweifel. Sie verbreiteten antisemitische Hetze, insbesondere auch gegen Flüchtlinge. "Die politische Ideologie der Reichsbürger-Bewegung, das Bestreiten der Bundesrepublik Deutschland, wird in einem neuen Internetauftritt in ein schein-religiöses Pamphlet verpackt. Anscheinend soll neben der Meinungsfreiheit auch die Religionsfreiheit missbraucht werden", heißt es weiter in dem gemeinsamen Schreiben. Ziel der Organisation sei es weiterhin, Menschen zu verunsichern, um ihre Situation für eigenen Zwecke auszunutzen. Bibelstellen und christliche Symbole würden dazu missbraucht. Einige Vorstandsmitglieder der so genannten Justiz-Opfer-Hilfe bezeichneten sich mittlerweile als Missionar und Pastor - "eine nicht geschützte Berufsgruppe", wie Pfarrer Außerwinkler erklärt. "Gott ist für alle gleichermaßen da. Dies führt die Justiz-Opfer-Hilfe ad absurdum", zeigt sich Thomas Fründ von der Christlichen Gemeinde Mennighüffen verärgert. "Das ist nur eine neue Verpackung." "Es hat lange gedauert, bis viele Leute verstanden haben, dass das Nazis sind", sagt Ramona Kämper vom Bündnis Gemeinsam für Vielfalt. Deshalb hätten sich alle Beteiligten genau überlegt, wie sie gegen die so genannte Justiz-Opfer-Hilfe vorgehen wollen. Der Arbeitskreis wolle nun abwarten, wie sich die Situation weiter entwickele. Doch die Reaktion sei notwendig gewesen, denn Pfarrer Enrico Klee von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde und auch Pfarrer Außerwinkler seien bereits von Gemeindemitgliedern auf "diese neue Kirche" angesprochen worden. "Doch mit denen haben wir nichts zu tun", betonen alle Beteiligten noch einmal unisono. "Das Vorgehen der Justiz-Opfer-Hilfe verstößt massiv gegen unsere Anschauungen von Recht und Sittlichkeit. Wir stehen für eine Gesellschaft des Miteinanders und des Zusammenhalts." Gerade zu Weihnachten ein Statement, das zu unterstreichen sei.

Bildunterschrift: Sie distanzieren sich von der "Freikirche" der "Justiz-Opfer-Hilfe": Bernd Woker (stehend, von links, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde), Ramona Kämper (Bündnis), Enrico Klee (Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde), Detlef Wehbrink (Lighthouse Adventgemeinde), Harald Ludewig (Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Gohfeld), Siegfried Liebschner (Christliche Gemeinde Mennighüffen), Hubert Köhler (Eduard-Kuhlo-Heim), Volker Hegemann (sitzend, von links, Bündnis), Manfred Pollmeier (Römisch-Katholische Gemeinde St. Laurentius), Eckhart Teismann (Evangelisch-Lutherische Kirchengem. Gohfeld), Hans Peter (sitzend, von links, Freie Evangelische Christengemeinde), Thomas Fründ (Christliche Gemeinde Mennighüffen) und Peter Außerwinkler (Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Löhne-Ort).

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Herforder Kreisblatt / Westfalen-Blatt, 24./25.12.2014:

Gedankengut neu verpackt / Kirchengemeinden distanzieren sich

Von Jaqueline Patzer

Kreis Herford (HK). Altes Gedankengut in neuer Verpackung: Dass die so genannte Justiz-Opfer-Hilfe in Löhne jetzt als "Freikirche" auftritt und unter dem Deckmantel des Christentums rechtsradikales Gedankengut verbreiten will, lassen sich die Löhner Kirchengemeinden, die Freikirchen und das Bündnis für Vielfalt nicht gefallen. Sie distanzieren sich von dieser Organisation.

Die Kirchengemeinden warnen und wollen mit dem Bündnis für Vielfalt darüber aufklären, dass es sich bei der selbst ernannten "Freikirche WAG - Aktive Christen in Deutschland" keineswegs um eine Kirche handelt. "Hier wird christliches Selbstverständnis auf den Kopf gestellt", sind sich die Stellvertreter der Kirchengemeinden und Freikirchen einig. Auch das Bündnis schreibt in einem gemeinsam mit den Kirchen verfassten Statement: "Das Bündnis Gemeinsam für Vielfalt findet, dass die menschenverachtende Propaganda, die von den Germaniten verbreitet wird, mit christlichen Werten nicht vereinbar ist."

Seit 2012 haben die so genannten Reichsbürger an der Lübbecker Straße ein Büro. Das habe sich in letzter Zeit verändert. "Die Pamphlete, die in den Fenstern hingen, sind weg. Jetzt hängen dort Bibelsprüche. Auch ein Altar ist sichtbar", berichtet Peter Außerwinkler, Pfarrer in Löhne-Ort. Überschrieben sei alles mit "Freikirche".

Daran, dass die Anhänger der so genannten Justiz-Opfer-Hilfe rechtsradikale Positionen vertreten, ließen sie selbst keinen Zweifel. Sie verbreiteten antisemitische Hetze, insbesondere auch gegen Flüchtlinge. "Die politische Ideologie der Reichsbürger-Bewegung, das Bestreiten der Bundesrepublik Deutschland, wird in einem neuen Internetauftritt in ein schein-religiöses Pamphlet verpackt. Anscheinend soll neben der Meinungsfreiheit auch die Religionsfreiheit missbraucht werden", heißt es weiter in dem Schreiben. Ziel der Organisation sei es weiterhin, Menschen zu verunsichern, um ihre Situation für eigenen Zwecke auszunutzen. Bibel-Stellen und christliche Symbole würden dazu missbraucht. Einige Vorstandsmitglieder der so genannten Justizopferhilfe bezeichneten sich mittlerweile sogar als Missionar und Pastor - "eine nicht geschützte Berufsgruppe", wie Pfarrer Außerwinkler erklärt. "Gott ist für alle gleichermaßen da. Dies führt die Justiz-Opfer-Hilfe ad absurdum", zeigt sich Thomas Fründ von der Christlichen Gemeinde Mennighüffen verärgert. "Das ist nur eine neue Verpackung."

"Es hat lange gedauert, bis viele Leute verstanden haben, dass das Nazis sind", sagt Ramona Kämper vom Bündnis Gemeinsam für Vielfalt. Der Arbeitskreis wolle abwarten, wie sich die Situation weiter entwickele. Doch die Reaktion sei notwendig gewesen, denn Pfarrer Enrico Klee von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde und auch Pfarrer Außerwinkler seien bereits von Gemeindemitgliedern auf "diese neue Kirche" angesprochen worden. "Das Vorgehen der Justiz-Opfer-Hilfe verstößt massiv gegen unsere Anschauungen von Recht und Sittlichkeit. Wir stehen für eine Gesellschaft des Miteinanders und des Zusammenhalts." Gerade zur Weihnachten ein Statement, das zu unterstreichen sei.

Bildunterschrift: Sie distanzieren sich von der "Freikirche" der "Justiz-Opfer-Hilfe": Bernd Woker (stehend, von links), Ramona Kämper, Enrico Klee, Detlef Wehbrink, Harald Ludewig, Siegfried Liebschner, Hubert Köhler, Volker Hegemann (sitzend, v. l.), Manfred Pollmeier, Eckhart Teismann, Hans Peter (sitzend, von links), Thomas Fründ und Peter Außerwinkler.

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Westfalen-Blatt, 24./25.12.2014:

Bündnis gegen "Freikirche"

Löhne (WB). Kirchengemeinden, die Freikirchen und das "Bündnis für Vielfalt" in Löhne wenden sich in einer gemeinsamen Resolution gegen die so genannte Justiz-Opfer-Hilfe in Löhne, die jetzt als "Freikirche WAG - Aktive Christen in Deutschland" auftrete. Unter dem Deckmantel des Christentums verbreite sie rechtsradikales Gedankengut. "Hier wird christliches Selbstverständnis auf den Kopf gestellt", sind sich die Vertreter der Gemeinden einig.

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