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Publikative.org , 13.10.2012 :

"Ur-Europa" mit braunem Personal

13.10.2012 - 12.05 Uhr

Als "Gemeinnützige Gesellschaft für prähistorische Geschichte, Kultur und Religion" beschreibt sich ganz harmlos der Verein "Ur-Europa", der am Wochenende in Duderstadt bei Göttingen tagt. Wie tief der Verein aber in die völkische Esoterik rechter Machart verstrickt ist, zeigt nicht nur ein Blick auf die Referenten. Dazu gehört auch die Beschäftigung des Vereins mit dem Leben und Wirken von Herman Wirth, dem Mitbegründer der an die SS angegliederte Forschungs- und Lehrgemeinschaft "Deutsches Ahnenerbe".

Von Kai Budler

Ziel des "Ahnenerbes" war das Erforschen von "Raum, Geist und Tat des nordischen Indogermanen", die Ergebnisse sollten dem deutschen Volk vermittelt werden. Bereits 1928 hatte Wirth das Werk "Der Aufgang der Menschheit. Untersuchungen zur Geschichte der Religion, Symbolik und Schrift der Atlantisch-Nordischen Rasse" vorgelegt. In dessen erstem Band versucht er sich an dem Beweis, dass die Hochkulturen dieser Welt auf die angeblich überlegene germanische "Rasse" zurück zu führen sind. Für ihn war die "urnordische Rasse das Bindeglied der Menschheit".

"Rassistisch, faschistisch und antisemitisch"

Offenbar kein Problem für "Ur-Europa", schließlich war der Verein aus der 1954 unter Wirths Mitwirken gegründeten "Gesellschaft für europäische Urgemeinschaftskunde / Herman Wirth Gesellschaft" hervor gegangen. Bei ihren Tagungen referierte unter anderem der Gründer des inzwischen verbotenen rechtsextremen Collegium Humanum, Hans Georg Haverbeck. Als Teilnehmer wurden unter anderem die Neonazis Steffen Hupka und Frank Rennicke begrüßt. Bis heute arbeitet der Nachfolger "Ur-Europa" ideologisch an der Konstruktion einer höherwertigen, nordisch-germanischen Rasse - benannt wird dies freilich nicht mehr so deutlich. Bereits im vergangenen Jahr war dies dem Verein auf die Füße gefallen, als er in der Nähe der Externsteine in Nordrhein-Westfalen eine städtische Immobilie kaufen wollte. Offizielle Auskunft: man wolle dort eine Ausstellung mit Darstellungen der europäischen Kulturgeschichte unterbringen. Für den Horn-Bad Meinberger "Arbeitskreis gegen Nazis" ein Versuch, "das im Wesentlichen im Dienst der Nationalsozialisten entstandene Werk Herman Wirths in Deutschland der Öffentlichkeit zugänglich zu machen". Nach Recherchen hatte der Bürgermeister der Stadt von Hinweisen gesprochen, "die den Verdacht nahe legen, dass diese Organisation rassistisch, faschistisch und antisemitistisch ist". Der Verein musste mit leeren Händen von dannen ziehen.

Von den Externsteinen über Thule bis zur D-Mark

Auch bei der bevorstehenden Vereinstagung im niedersächsischen Duderstadt sind besonders bei der Referentenliste immer wieder Schnittstellen und Kontakte zu rechtsextremen Strömungen erkennbar. Mit der Frage "Geometrische Landschaftsfiguren um die Externsteine?" beschäftigt sich beispielsweise der 1937 geborene Gert Meier. Er ist Autor im Grabert Verlag beziehungsweise in dessen Tochterunternehmen Hohenrain-Verlag. Bücher aus dem Verlagsprogramm wurden mehrfach unter anderem wegen Volksverhetzung und Beleidigung eingezogen und indiziert, beide Verlage sind die bedeutendsten Publikationsmöglichkeiten für das rechtsextreme Spektrum in Deutschland. Eng mit den Verlagen verbunden ist die "Gesellschaft für freie Publizistik", die bundesweit größte rechtsextreme Kulturvereinigung. Auch in einem ihrer Tagungsbände findet sich ein Gert Meier mit dem Thema "Das Ende der D-Mark". Genau zu diesem Thema sind im Hohenrain Verlag Meiers Bücher erschienen, der beileibe kein Einzelfall ist. Dies zeigt der angekündigte Vortrag "Germania und die Insel Thule" des Referenten Dr. Bernd Burger. Mit einem Vortrag gleichen Titels war Burger bereits im vergangenen Jahr bei der Jahrestagung der "National-Konservativen Bewegung der Deutschen in Russland" zu Gast, eine Gruppierung, die eng mit der NPD kooperiert. Den zweiten Vortrag auf der Tagung hielt der Holocaust-Leugner Rigolf Hennig. Auch der Vorsitzende des wissenschaftlichen Kuratoriums von "Ur-Europa", Wolfram Zarnack, hat bereits in einer Publikation eines rechtsextremen Verlags geschrieben. Die Neuauflage des Buchs "Die Fälschung der deutschen Geschichte" von Wilhelm Kammeier enthält im Anhang ein 88-seitiges Referat von Zarnack. Erschienen ist das Buch im "Verlag für ganzheitliche Forschung und Kultur", in dem unter anderem Schriften des Holocaust-Leugners David Irving und des Rechtsextremisten Pierre Krebs erschienen.

"Ur-Europa" in der "Trojaburg"

Zwei weitere Referenten in Duderstadt dürften sich durch ihre Publikationen in der gleichen Zeitschrift bereits kennen. Artikel von Günter Bischoff und Walther Burgwedel finden sich in der Zeitschrift "Trojaburg". Sie ist das Sprachrohr des gleichnamigen Vereins, der 2005 von dem Neonazi Dennis Krüger in Bottrop gegründet worden war. Auch andere Referenten von "Ur-Europa" schreiben für "Trojaburg", immer wieder werden Einladungen des Vereins dort abgedruckt oder Kurzberichte wie zur Tagung 2009, der von Hildegard Ostler-Konrad verfasst wurde. Neben ihrem Amt als stellvertretende Vorsitzende von "Ur-Europa" ist sie auch Mitglied des "Münchner Bürgerverein" (MBV). Der von dem Altnazi Karl Günther Stempel gegründete rechtsextreme Verein mit dem harmlosen Namen macht bereits seit mehr als 30 Jahren von sich reden, zu seinen Gästen gehörte unter anderem der Schweizer Holocaust-Leugner Bernhard Schaub. "Der MBV ist spätestens seit 1997 ein attraktives Sammelbecken der extremen Rechten geworden", stellt der Journalist Robert Andreasch fest.

Bildunterschrift: Screenshot der Seite des Vereins "Ur-Europa".

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Arbeitskreis wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen, 29.05.2012:

Pressemitteilung / "46. Externstein-Vortragstage" des "Forschungskreises Externsteine e.V." / Eine Bilanz

Kein Abrücken von völkischen Vordenkern

Vom 16. bis 20. Mai 2012 fanden die zuvor als völkisch kritisierten "46. Externstein-Vortragstage" des "Forschungskreis Externsteine e.V." im Rathaussaal der Stadt Horn-Bad Meinberg statt. Der "Arbeitskreis wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen" zieht in seiner siebten Pressemitteilung seit Mai 2011 (1) eine ausführliche Bilanz:

Fast rief es der Referent Jürgen Mische in den Raum: "Die erwähnte Hauptthese (Wilhelm Teudts) ist astronomisch und fachmännisch untersucht worden und in der Sache richtig. Bis zur allgemeinen Anerkennung wird vielleicht noch einiges Wasser die Weser herunter fließen, aber die Wahrheit lässt sich nicht unterdrücken." Dass fast alle der zu diesem Zeitpunkt circa 50 Teilnehmenden der 46. Tagung des "Forschungskreises Externsteine e.V." angesichts dieses Bekenntnisses zu dem "Germanenkundler", der von sich selbst sagte, er sei ein Nationalsozialist "bis auf die Knochen", begeistert Beifall klatschten, belegte augenfällig, dass es sich beim "Forschungskreis Externsteine" bis heute um eine germanophile, völkischen Vorbildern folgende Gruppierung handelt.

Dieser Eindruck wurde noch durch die Aussage des Teilnehmers K. Walter Haug, der 2011 bei den "45. Externstein-Vortragstage" über "Das wahre Alter der Externsteine" referierte, bestärkt, der findet: "Teudt und Machalett sind immer noch die bedeutendsten Erforscher der Externsteine." (2)

Dass diese Tagung mit ihren völkischen Inhalten und mit ihrer extrem rechten Propaganda im Rathaus des kleinen, in der Nähe der Externsteine gelegenen Ortes Horn-Bad Meinberg stattfinden konnte - und somit öffentliche Weihen genoss, ist eine Provinzposse.

Von Teudt und Wirth zu Machalett

Der "Forschungskreis Externsteine" entstand 2007 aus einem 1968 gegründeten "Forschungskreis" von Walther Machalett, welcher nach einiger Zeit auch als "Forschungskreis Walther Machalett" fingierte. Machalett entwickelte eine eigene Deutung, nach der die Externsteine das Zentrum des Abendlandes sind. Die Bücher Machaletts wie beispielsweise der Band 5 seines Hauptwerks "Die EXTERNSTEINE - Das Zentrum des Abendlandes - Die Geschichte der weißen Rasse" (3) sind ethnozentristisch und rassistisch.

Im Kern versuchte er die Existenz einer prähistorischen Hochkultur der "weißen Rasse" zu belegen, die Externsteine waren ihm dabei ein Teil seiner "Beweiskette". Die Lehren Machaletts gehen zurück auf andere völkische Ideologen, die teilweise im Nationalsozialismus bedeutende Funktionen einnahmen, wie zum Beispiel Wilhelm Teudt oder Herman Wirth. Auch von den Mitgliedern des als Verein organisierten "Forschungskreises" wurden diese in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder rezipiert.

Wirth war sogar selbst Teilnehmer der 7. Tagung des Kreises. Ein späterer Bericht des Vereins erwähnt die Anwesenheit des "legendär(n) Ursymbolforscher(s) Herman Wirth, der den Tagungsteilnehmern neben seinem Vortrag wohl eine der spannendsten Führungen an den Externsteinen ermöglichte, die sie jemals erlebt haben dürften." (4)

Die im "Forschungskreis" vertretene rassistische Germanen-Ideologie sorgte für eine Reihe von Überschneidungen zum Bereich des militanten Neonazismus. So stand 1978 ein Vortrag von Heiko Oetker, der ab 1979 "Bundesfahrtenleiter" der "Wiking-Jugend" war, auf dem Programm der Tagung. Führende Mitglieder des "Forschungskreises" referierten mehrfach bei der neonazistischen "Hetendorfer Tagungswoche" oder veröffentlichten Artikel in Publikationen der extremen Rechten.

Kritik

Seit den 1990er Jahren machten antifaschistische Initiativen immer wieder auf den "Forschungskreis" aufmerksam und kritisierten die Tagungen. Allerdings verhinderte die Fixierung auf den militanten Neonazismus in der Vergangenheit eine genauere und kontinuierliche Auseinandersetzung. Erstmals 2011 wurde anlässlich der Tagung des Vereins eine detaillierte Kritik am "Forschungskreis" und der Vergabe öffentlicher Räume an diesen geäußert. Der Vereinsvorstand unter Führung des Vorsitzenden Matthias Wenger reagierte mit dem Versprechen, die Geschichte aufzuarbeiten und bestritt aktuelle Bezüge des Vereins zur extremen Rechten.

Aussagen, denen der kritisierende "Arbeitskreis wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen" angesichts der massiven Verstrickungen der Vereinsmitglieder und der langen völkischen Kontinuität ihrer führenden Repräsentanten keinen Glauben schenkte - auch nicht, da Wenger selbst eine eigene Geschichte im extrem rechten Neuheidentum hat. Zwar behauptete er selbst, sich Mitte der 1990er Jahre von der extremen rechten Version des Neuheidentums gelöst zu haben, da er jedoch zumindest bis 2004 Vorträge bei der extrem rechten Organisation "Ur-Europa" - der ehemaligen "Herman-Wirth-Gesellschaft" - hielt, bestanden begründete Zweifel daran, dass Wenger den Verein wirklich in eine emanzipatorische Richtung wenden wollte und will.

Immer wieder wies der "Arbeitskreis wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen" auf Verbindungen zur extremen Rechten und hochgradig problematische ideologische Aussagen aus dem Verein hin und forderte den Bürgermeister der Stadt Horn-Bad Meinberg auf, die Zusage für die öffentlichen Räume zurückzuziehen. Das wurde, gerade im Vorfeld der diesjährigen Tagung, mit Verweis auf den vermeintlichen Aufarbeitungsprozess abgelehnt.

Aufarbeitung

Tatsächlich hatte der Verein für die diesjährige Tagung eine umfangreiche Aufarbeitung angekündigt. In seinem Auftaktvortrag arbeitete Vereinsvorsitzender Matthias Wenger die Thesen des Gründers des "Forschungskreises" Walther Machaletts heraus und stellte fest, "dass Rasse für Machalett ein Fetisch ist", der mit Selektionsgedanken einher gehe. Er belegte die Verwobenheit mit im Nationalsozialismus wichtigen Ideologen wie Wilhelm Teudt und wichtigen Ideologien wie der "Welteislehre". Diese hätten Machalett in seinen durch "Erleuchtung" gewonnenen Überzeugungen bestätigt, dass es sich beispielsweise bei den Externsteinen um ein vorchristliches astronomisches Observatorium gehandelt habe.

Wenger verwarf Machaletts völkisch-rassistische Lehren, behauptete jedoch weiter, dass "die Externsteine auch schon ein heiliger Ort vor 10.000 Jahren" gewesen seien. Die Externsteine wolle er als "Hüter oder Wächter" bewahren, sie jedoch nicht als Ausdruck einer "imperialen Macht" - unter die er den Nationalsozialismus subsummiert - verstehen. Damit möchte Wenger die NS-Belastung des Themas überwinden, ohne jedoch die völkische Grundsubstanz zu reflektieren.

Die "neue" Aufgabe des Vereins sieht er darin, die "aus der Unrast des linearen Zeitbegriffs resultierenden Schäden zu heilen"; damit wendet er sich mit zivilisationskritischem Duktus gegen die Moderne und sucht sein "Heil" in der esoterischen Vorstellung eines völkischen Naturzustands.

Scheitern

Wenger hatte bezüglich des völkischen Denkens gesagt: "Wir lassen es für immer hinter uns." Schon der ihm folgende Referent, der bekennende Teudtianer Jürgen Mische, bewies das Gegenteil - nicht nur durch seine Anmerkung, dass sich "die Wahrheit" einen Weg bahnen werde, sondern auch durch seinen Vortrag. In diesem konstruierte er, perfiderweise mit Rückgriff auf den Initiator der Auschwitz-Prozesse Fritz Bauer, für die Germanen eine besondere Beziehung zu Demokratie und Widerstand. Er entwarf das Bild eines freiheitsliebenden, demokratischen Germanenvolkes, dem er die unterdrückenden Römer und Christen entgegensetzte, und verstieg sich zu der Aussage: "Gehorsam war den Deutschen ein fremder Begriff."

Renate Genth hingegen beschrieb in ihrem anschließenden Vortrag die Unterschiedlichkeit der Germanen-Bilder im Laufe der Zeit und verdeutlichte damit, dass es sich hier um eine Projektionsfläche handelt. Im Rahmen des Aufarbeitungsprozesses hatte der Vorstand des "Forschungskreises" im Anschluss einen Vortrag der Wissenschaftlerin Luitgard Löw über Herman Wirth vorgesehen. Diese war jedoch verhindert, so dass Dr. Karsten Wilke von der ebenfalls miteinbezogenen "Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Detmold" ihren Vortrag verlas. Allerdings fokussierte der Vortrag auf die Biographie Wirths, was nicht zu einer Kontroverse unter den Anwesenden führte und leider auch keinen Bezug zum "Forschungskreis" nahm.

Als letztes Referat des Tages sollte der Vortrag von Rolf Speckner über "Die Grabungen an den Externsteinen in den Jahren 1934 bis 1936 aus heutiger Sicht" der Aufarbeitung dienen. Allerdings bagatellisierte Speckner den politisch-ideologischen Hintergrund dieser NS-Grabungen. Stattdessen arbeitete er sich Befund um Befund an der unzureichenden Dokumentation der 1930er Jahre ab, wobei er betonte, die Faktenlage sei komplex und eine vorchristliche Zeitstellung der Externsteine zumindest nicht auszuschließen. Speckner schloss mit der Aussage, es habe in den 1930er Jahren zwar "bei dem ein oder anderen" politische Gründe für eine Ausgrabung der Externsteine gegeben, heute habe aber "die Verschweigung der Grabung politische Hintergründe". In solchen Sätzen schwingt die verschwörungstheoretische Meinung Speckners mit, dass es eine Wahrheit gebe, die seit 1968/69 durch eine zunehmende Politisierung der Wissenschaft immer mehr unterdrückt würde. In Bezug auf die archäologischen Ausgrabungen an den Externsteinen kann das nur das Verschweigen einer uralten vorchristlichen Tradition sein.

Völkische Schwarmgeister im Rathaussaal

Die Aussagen von Mische und Speckner waren ein offener Affront gegen die zaghaften Modernisierungsversuche von Teilen des Vorstandes des "Forschungskreises". Der Applaus und vor allem die anschließende Diskussion ließen jedoch keinen Zweifel daran, dass die überdeutliche Mehrheit der Anwesenden diese Versuche ebenfalls nicht mittragen. Auch Wenger selbst mochte sich nicht in Gänze von den völkischen Ideologen distanzieren, das hätte wohl auch seine Position als Vereinsvorsitzender gefährdet.

So bleibt festzustellen, dass die ideologische Kontinuität völkischen Denkens in diesem Kreis anhält. Auch auf der organisatorischen Ebene war diese festzustellen: Mit Burkhard Weeke aus Horn-Bad Meinberg bot ein Verleger der extremen Rechten Literatur des vom Bundesamt für Verfassungsschutz als "rechtsextremistisch" eingestuften "Grabert Verlag" sowie ein Werk von Herman Wirth aus dem neonazistischen Wiener "Volkstum-Verlag" zum Kauf an. Bei der abendlichen Diskussion war passenderweise dann auch der langjährige neonazistische Kader Steffen Hupka anwesend, der auch schon als Teilnehmer bei Tagungen von "Ur-Europa" aufgefallen war.

Angesichts des während der Tagung offensichtlich werdenden Scheiterns der Aufarbeitung erwarten wir, dass die auch bisher schon unverständliche Raumvergabe an die völkischen Schwarmgeister durch die Stadt Horn-Bad Meinberg im nächsten Jahr nicht mehr stattfindet - weder im Rathaus noch in einem anderen öffentlichen Gebäude. Wir können uns auch nicht vorstellen, dass sich bei der Beratung der "Aufarbeitung der Vergangenheit" des "Forschungskreises Externsteine" durch die "Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Detmold", auf die der Horn-Bad Meinberger Bürgermeister wiederholt hinwies, ebenfalls etwas anderes als ein nachhaltiges Scheitern heraus kristallisiert hat.

Der "Forschungskreis Externsteine e.V." sollte nun endlich durch die Verantwortlichen der Stadt Horn-Bad Meinberg als vom völkischen Denken tief durchdrungene Organisation wahrgenommen werden.

Wir fordern daher weiterhin:

- die sofortige Einstellung jeglicher Unterstützung des "Forschungskreises Externsteine e.V." durch die Stadt Horn-Bad Meinberg - einschließlich der symbolischen Unterstützung, die durch ein Interaktionsverhältnis mit dem Verein, zum Beispiel durch Grußworte des Bürgermeisters entsteht,

sowie

- die sofortige Entziehung der Gemeinnützigkeit durch das zuständige Finanzamt.

(1) Alle Mitteilungen dokumentiert in:
www.hiergeblieben.de/pages/textanzeige.php?limit=10&order=datum&richtung=DESC&z=1&id=34910
(2) Dokumentiert in: www.sinossevis.de/upload1/_Wider_die_Idiotie.pdf.
(3) 1970, Hallonen-Verlag.
(4) Fachmann, Wolfgang: Die Geschichte des Arbeitskreises in Bildern und Geschichten. In: Rückschau (2005 / 2006), S. 4 f.

Selbstdarstellung:

Der "Arbeitskreis wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen" ist ein Zusammenschluss interessierter Personen, der sich anlässlich der aktuellen Vorgänge im Bereich der Externsteine zusammen fand und umfangreiche Materialien zum Thema ausgewertet hat.

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Lippische Landes-Zeitung, 18./19.06.2011:

Verein sollte sich Vergangenheit stellen

"Arbeitskreis kritisiert Bürgermeister", LZ vom 2./3. Juni; "Block sieht keine Nähe zur rechten Szene", LZ vom 4./5. Juni

Die Jahrestagungen des Machalett-Kreises, seit 2005 "Forschungskreis Externsteine e.V.", sind in Horn eine vertraute Sache. Diese Vertrautheit ist sicher ein Grund dafür, warum die Stadt und Bürgermeister Eberhard Block sich diesem Verein gegenüber nicht so klar abgrenzen wie gegenüber dem Verein "Ur-Europa", der Anfang des Jahres Interesse am Haus Geise zeigte.

Die Mitglieder des Forschungskreises sind sicher nicht pauschal am rechten Rand zu verorten. Gleichwohl muss sich der Forschungskreis kritische Fragen gefallen lassen. Gibt es einen anderen Unterschied der beiden Vereine als den, dass "Ur-Europa" hier "Alteuropa" heißt? Die esoterische Theorie einer urgeschichtlichen europäischen Hochkultur, deren spirituelles Zentrum die Externsteine gewesen sein sollen, wird von beiden Gruppen geteilt. Auf seiner Homepage behauptet der Forschungskreis, dass die Forschung an den Externsteinen 1945 zum Erliegen gekommen sei und nur von "Privatgelehrten" aus dem Umfeld des Forschungskreises aufrecht erhalten worden wäre. Die fachwissenschaftliche Forschung der Nachkriegszeit wird bewusst ignoriert und die Forschung vor 1945 zum Maß aller Dinge gemacht. Völlig unpolitisch natürlich.

Als Grundlage seiner "Neuen Externsteineforschung" bezeichnet der Forschungskreis Wilhelm Teudts Theorien und explizit dessen Buch "Germanische Heiligtümer" in der 4. Auflage von 1936. Dass Teudt entschiedener Vertreter einer völkisch-rassistischen Weltanschauung und seine Externsteine-Forschung integraler Bestandteil dieser Ideologie war, ist nach dem heutigen Kenntnisstand nicht mehr zu leugnen. Auch der NS-Ideologe Herman Wirth, 1935 gemeinsam mit Heinrich Himmler Mitbegründer des SS-Ahnenerbes und in der Nachkriegszeit Aktivist in Sachen "Ur-Europa", gilt dem Forschungskreis als respektabler Forscher. Walther Machalett schließlich, der Begründer des Forschungskreises, sah 1970 in seinem phantasievollen Hauptwerk die Externsteine als vorgeschichtliches Zentrum der "weißen Rasse" und ihrer "geistigen Führer".

Dagegen wird beispielsweise die umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung der von Wilhelm Teudt und dem SS-Ahnenerbe beeinflussten Externsteine-Grabungen 1934/35 durch die Archäologin Uta Halle vom Forschungskreis totgeschwiegen. Man möchte eben den Glauben daran bewahren, dass die esoterischen Vorstellungen rund um die Externsteine "unpolitisch" sind. Der Verein sollte sich endlich seiner Vergangenheit stellen und glaubwürdig von seinen völkischen Wurzeln trennen. Bis dahin ist die Formulierung der neuen Vereinssatzung, in der man sich von rechtsextremen Strömungen distanziert, keinen Cent wert.

Roland Linde
Am Kreuztor 5
Münster

Bildunterschrift: Die Externsteine: Der Historiker Roland Linde fordert den "Forschungskreis" auf, sich von seinen "völkischen Wurzeln" zu trennen.


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