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Warburger Zeitung / Neue Westfälische , 18.10.2010 :

Kasseler Neonazi droht lange Haftstrafe / "Sturm 18"- Chef wegen Vergewaltigung vor Gericht

Kassel/Warburg (bat). Ein auch im Warburger Raum auffällig gewordener Neonazi steht ab Mittwoch, 27. Oktober, in Kassel vor Gericht. Ihm wird die Vergewaltigung eines 17-jährigen Mädchens vorgeworfen. Wie Oberstaatsanwalt Hans-Manfred Jung gegenüber Medien erklärt hatte, hätten zwei Übergriffe im Februar und im Juli diesen Jahres stattgefunden .

Die Vergewaltigungen sollen sich in der Wohnung eines Bekannten zugetragen haben. Dort soll Bernd T. (36) das Mädchen zunächst mit massiver Gewalt eingeschüchtert und misshandelt haben. In der Anklageschrift sind Faustschläge ins Gesicht und Tritte mit Stahlkappenschuhen protokolliert. Dann soll er das Mädchen zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben.

Im September war Bernd T. festgenommen worden. Er hatte mehrere Fotos ins Internet gestellt, auf denen er und Kameraden mit einem Sturmgewehr posierten. Die Wohnung wurde von einem Sonderkommando der Polizei gestürmt, wobei ein Kampfhund, der sich den Beamten in Weg gestellt hatte, erschossen werden musste. Bernd T. gilt als Kopf des von Kassel aus agierenden rechtsextremen Netzwerks "Sturm 18". Ob auch das Opfer aus dem Umfeld der rechtsextremen Szene stammt, ist nicht bekannt. Die Anklage lautet auf sexuelle Nötigung in besonders schwerem Fall. Die gesetzliche Mindeststrafe beträgt im Falle der Verurteilung zwei Jahre. Sollte das Gericht Bernd T. für schuldig befinden, wird er kaum mit der Mindeststrafe davon kommen.

Im fraglichen Zeitraum stand Bernd T. wegen einer anderen Verurteilung unter Bewährung. Bernd T. ist bereits mehrfach wegen Gewaltdelikten einschlägig vorbestraft. Weil er als Heranwachsender einen Obdachlosen zu Tode geprügelt hatte, war Bernd T. 1993 in Kiel wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer dreieinhalbjährigen Jugendstrafe verurteilt worden. Vor knapp zehn Jahren zog der gebürtige Bad Segeberger nach Nordhessen. In Wethen war er im Jahr 2004 beteiligt, eine kurdische Familie zu terrorisieren und den Töchtern offen mit Vergewaltigung gedroht zu haben. Auch hat die Polizei mehrfach Waffen in den Wohnungen von T. sichergestellt. 2006 war T. unter anderem für die Übergriffe auf die kurdische Familie zu 18 Monaten verurteilt worden.

Für den jetzt anstehenden Prozess vor der Jugendschutzkammer des Kasseler Landgerichts sind zunächst drei Verhandlungstage angesetzt.


lok-red.warburg@neue-westfaelische.de

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