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Deister- und Weserzeitung , 14.03.2005 :

Es war der schwerste Luftangriff auf Hameln / Ein 13-Jähriger dokumentierte die letzten Tage / Dewezet-Serie zum 60. Jahrestag des Kriegsendes

Von Wolfhard F. Truchseß

Hameln. Es war Ende März 1945, als die amerikanischen und britischen Truppen nach heftigen Kämpfen in breiter Front den Rhein überschritten. Die deutschen Abwehrverbände befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits in einem desolaten Zustand. Als die "Heeresgruppe B" mit ihren 300.000 Mann von den Alliierten im Ruhrgebiet eingekesselt war, brach der militärische Widerstand gegen die vorrückenden Amerikaner und Briten in sich zusammen. Die 9. US-Armee überrollte Westfalen und ließ sich auch durch die letzten verstreuten Wehrmachtseinheiten nicht mehr aufhalten. Die Einnahme Hamelns konnte nur noch eine Frage von Tagen sein, zumal die Stadt im März mehrere schwere Luftangriffe hatte über sich ergehen lassen müssen.

Der schwerste Bombenangriff erfolgte am 14. März auf den Bereich des Bahnhofs. Hans-Albrecht Centner, damals 13 Jahre alt, berichtet, auf dem Bahnhof sei auch ein Zug getroffen worden. Damals war von mehr als 160 Toten die Rede. Der Hamelner Historiker Bernd Gelderblom geht von rund 200 Toten aus. Sie seien in langen Reihen gegenüber dem Hotel Sintermann auf den Bürgersteig gelegt worden. Und es wurden keineswegs alle Toten an diesem 14. März geborgen. Einige Opfer wurden erst Wochen später gefunden, wie andere Zeitzeugen berichten.

Die Zerstörungen an der Fabrik "Concordia" und am Hefe- und Spritwerk durch einen Luftangriff datiert Centner am 5. Mai 1945 in einem 15-seitigen, eng beschriebenen Schriftstück auf den 25. März. Fünf Minuten reichten für die Bombenabwürfe. Nur ein paar Maschinen hatten offenbar Order, ihre zerstörerische Fracht über Hameln abzuladen. Die Masse der britischen Bomber flog Richtung Hannover, Leipzig, Dresden und andere Ziele. Auch Hildesheim wurde in diesen Tagen schwer getroffen.

Der dritte Angriff am 28. März 1945 war kein Luftangriff im herkömmlichen Sinn. Zwei Stunde lang hatten große Bomberverbände die Stadt überflogen, ohne dass etwas geschehen war. Neugierige waren schon wieder auf den Straßen, als das Dröhnen mehrerer Maschinen plötzlich lauter wurde und schwere Detonationen die Stadt erschütterten: Das Gesundheitsamt an der Deisterstraße wurde zerstört, ebenso das benachbarte Haus des Augenarztes Dr. Otto Twelmeyer samt Praxis. Das daneben stehende Pfarrhaus wurde schwer beschädigt. Aber die braunen Verteidiger von Hameln dachten nicht an Aufgabe.

Lesen Sie morgen: Das letzte Aufgebot.


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