Argumente und Kultur gegen Rechts e.V. ,
01.04.2011 :
Redebeitrag auf der Bündnis-Demonstration gegen den Bismarck-Kommers
In Bielefeld schafft es die NPD nicht einmal, einen Delegierten zu zentralen Parteiversammlungen zu entsenden. Statt der NPD ist in Bielefeld die Burschenschaft Normannia-Nibelungen die wichtigste Organisation der Extremen Rechten. Deshalb sind wir heute hier.
Wie ist die Normannia im studentischen Verbindungswesen positioniert? Die Normannia ist Teil des rechten Dachverbandes "Deutsche Burschenschaft" (DB). Mitglieder der Normannia übernehmen Funktionen in der Deutschen Burschenschaft. Die Normannia gehört zum extrem rechten Flügel dieses Dachverbandes. Mit ihrer jährlichen "Ideenwerkstatt" drängt sich die Normannia in den Kreis der profiliertesten Burschenschaften.
Getragen wird die Normannia von circa 30 Männern. Wie im studentischen Verbindungsunwesen üblich, versteht Mann sich als Lebensbund. Junge Männer, die noch Studenten sind, bilden die sogenannte "Aktivitas". Ältere Männer, die im Beruf stehen, unterstützen die Normannia als so genannte "Alte Herren". Als Neonazis aktiv sind bei der Normannia jung und alt. Ja, auch unter den "Alten Herren" sind höchst aktive Neonazis. Die "Alten Herren" stellen ihre Beziehungen zur Verfügung und sie geben das Geld für das Treiben der Normannia. Wir können davon ausgehen, dass sie ihre Geldspenden sogar von der Steuer absetzen können. Denn in der Regel gelten die Vereine, die Häuser, wie jenes hier in der Schloßhofstraße 96 finanzieren, für das Finanzamt als gemeinnützig.
Es geht bei der Normannia-Nibelungen nicht um Konservatismus, es geht um Neonazismus. Welche Aktivitäten der Normannia sind es, die wir als neonazistisch bezeichnen? Von welchen Mitgliedern der Normannia wissen wir, dass sie in Neonazi-Strukturen aktiv sind?
Ein erstes Beispiel, Jan Ackermeier: Alter Herr der Normannia. Er lebt nun in Österreich. Dort war er Mitarbeiter eines dieser rechtspopulistischen FPÖ-Abgeordneten. Er hat etwas geschafft, das gar nicht so einfach ist. Er verlor diesen Job bei der FPÖ, weil er selbst für die FPÖ zu weit rechts steht. Ackermeier ist eines der aktivsten Mitglieder des Bundesvorstand der Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland, kurz: JLO. Das bedeutet: Mit Jan Ackermeier ist auch ein Mitglied der Normannia verantwortlich für den größten Neonazi-Aufmarsch in Europa. Das ist der jährlich im Februar stattfindende so genannte "Trauermarsch" von Nazis aus ganz Europa in Dresden. Er wird von der JLO organisiert. Und weil die JLO Probleme mit ihrer Bankverbindung hat, bot der Normanne Ackermeier auf der letzten Jahreshauptversammlung der JLO an, dass alle Finanzgeschäfte künftig über sein Privatkonto abgewickelt werden könnten.
Ist Ackermeier ein Einzelfall? Oder gibt es weitere Verbindungen zwischen JLO und der Normannia-Nibelungen? Ja, die gibt es allerdings, und zwar schon seit mehr als 10 Jahren! Der Alte Herr Eike Duhme nahm in den 90er Jahren an Bundesversammlungen der JLO teil und war JLO-Organisator für Ostwestfalen. In dieser Funktion folgte ihm der Neonazi und ehemalige Aktivitas-Sprecher der Normannia, Marc Strothe. Und mit dem Bielefelder Hans Ulrich Thiele war ein häufiger Besucher des Normannia-Hauses früher stellvertretender Bundesvorsitzender der JLO. Ach ja: bis vor einiger Zeit war das zentrale Postfach des Bundesverbandes der JLO in Bielefeld. Wer das wohl betreut hat?
Auf den Punkt gebracht bedeutet dies: Die Normannia hat mit ihrem Personal wesentlichen Anteil daran, dass in Dresden bis zu 7.000 Nazis marschierten! Erst unser antifaschistischer Widerstand versperrte ihnen in den letzten beiden Jahren den Weg.
Wie die JLO steht auch die Normannia für ein Großdeutschland mindestens in den Grenzen von 1937. Darin bestärkt wird die Normannia auch vom Dachverband, der Deutschen Burschenschaft. Anders kann man beispielsweise einen Auftritt, wie jenen Rudi Pawelkas bei der Normannia, nicht bewerten. Pawelka gehört im "Bund der Vertriebenen" zu den Hardlinern, die mit ihrem Handeln die staatliche Integrität unserer östlichen Nachbarstaaten und Russlands in Frage stellen.
Kommen wir zu einem anderen Thema, reden wir über die Holocaust-Leugner-Szene. Auch hier ist die Normannia aktiv. Für Jörg Brinkmann, den Präsidenten der Normannia war der Auftritt des Holocaust-Leugners Horst Mahlers bei der Normannia 1999 kein Beleg dafür, dass die Normannia Kontakte in die Holocaust-Leugner-Szene pflegt. Man habe Kritik an ihm gehabt. Ja, ja, das stimmt. Aber was für eine Kritik? Uns liegt ein Mail-Verkehr zwischen Mahler und dem ehemaligen Aktiven Marc Strothe vor. Kritisiert wird die Form, in der Mahler den Holocaust leugnet. Diese Form sei zu schnell kriminalisierbar. Am Inhalt, also an der Holocaust-Leugnung selbst, wird keinerlei Kritik geäußert.
In dieses Bild passt Christoph Amendt, ein ehemaliger Aktivitas-Sprecher und Alter Herr der Normannia. Kameradschaftlich grüßt Amendt die wohl wichtigste Holocaust-Leugnerin, Ursula Haverbeck im inzwischen verbotenen Collegium Humanum. Haverbeck hatte bei der Normannia nach den Kontaktdaten von Jürgen Schwab, damals noch einer der Chefideologen der NPD, gefragt. Bei der Normannia konnte ihr kameradschaftlich geholfen werden. Kameradschaftlich sicher auch, weil Amendt Haverbeck schätzen lernen durfte, als er ein Seminar im Collegium Humanum besuchte.
Auch hier noch einmal auf den Punkt gebracht: Die Normannia grenzt sich nicht ab, sondern sie pflegte den kameradschaftlichen Kontakt in die Holocaust-Leugner-Szene.
Und wenn man den Antisemitismus in dieser Hardcore-Variante nicht mag? Auch kein Problem. Dann bekommt man bei der Normannia eben durch Rogalla von Bieberstein seine Thesen von einem jüdischen Bolschewismus serviert. Und auch dies passt zur Deutschen Burschenschaft, in der übelster Antisemitismus eine lange Tradition hat. Weit vor 1933 wurde Juden die Mitgliedschaft in den Burschenschaften verwehrt. Man war "judenfrei".
Stichwort Normannia und NPD-Kontakte: Mit dem Alten Herren Michael Niederjohann und dem Normannen-Fechtwart des letzten Jahres arbeiten zwei Normannia-Mitglieder an einer Zeitschrift mit, die von NPD-Funktionären organisiert wird. Dies belegt ein Protokoll der Redaktionssitzung der Zeitschrift "Umwelt & Aktiv" aus Januar 2011. Gemeinsam mit NPD-Funktionären bringen Normannia-Mitglieder den Neonazis bei, auch das Thema Ökologie für ihre Propaganda zu nutzen.
Aber immer noch nicht genug. Normannia-Mitglieder sind auch im Bereich Rechts-Rock, der "Einstiegsdroge" der extremen Rechten aktiv. Mit dem Versandhandel "Wewelsburg-Records" des Normannia-Mitglieds Hendrik Stiewe bedient man den Nazi-Skin und Rechts-Rock-Markt. Weiter geht es mit dem Normannia Mitglied Timo Kötter. Der tummelt sich in einem elitäreren Segment der extrem rechten Kulturszene. Er vertonte im Dark-Wave-Stil das sinnsuchende Geschreibsel eines Ernst Jüngers und bringt so den vermeintlich intellektuell anspruchsvolleren Rechten Inhalte der Konservativen Revolution nahe. Er wärmt so eine strikt antidemokratische Strömung auf, die wesentlich am Grab der Weimarer Republik mit geschaufelt hat.
Wo wir gerade bei antidemokratischem Elitedünkel à la Ernst Jünger sind: Ein solches Elite-Denken bekommt man bei der Normannia auch in Vorträgen serviert. Volkmar Weiss referierte bei der Normannia seine biologistischen Thesen zur Intelligenzforschung.
Aber natürlich gibt es bei der Normannia auch reputierliche Referenten. Dr. Marco Arndt, der Leiter des Bildungswerks in der CDU-nahen Konrad Andenauer-Stiftung beispielsweise. Er war sich Ende 2007 nicht zu schade, vor diesem Nazi-Haufen zu referieren. Protokolliert wurde dieser Vortrag im übrigen vom Nazi-Rock-Aktivisten Hendrik Stiewe.
Und genau hier liegt unserer Meinung nach die große Gefahr der Normannia. Sie schafft es immer wieder, Referenten in ihr Haus zu laden, die mit ihrer Reputation den Nazis einen Persilschein ausstellen. Mit den "Alten Herren" besitzt die Normannia ein Netzwerk, dass es ihr erlaubt, auch dort noch einen Fuß in die Tür zu bekommen, wo der NPD längst die Tür verschlossen ist. So werden Themen der Normannia diskussionswürdig gemacht. Dies ist ihre Stärke.
Dies ist aber auch ihre Schwäche, die wir als Antifaschisten nutzen werden. Die "Alten Herren" - die Stützen dieser Gesellschaft - sie finanzieren die Nazi-Organisation Normannia Nibelungen.
Ihr dort drüben in der Schloßhofstraße 96 und sehr verehrten "Alten Herren", wir kennen euch. Und wir wissen, wo ihr empfindlich seid. Wie fändet ihr es, wenn Antifaschisten aufzeigen, wen der hochverehrte Geschäftspartner oder der Nachbar in "bester" Wohnlage, oder der geschätzte Arbeitskollege so finanziert?
Liebe Normannia: Das werden die nächsten Schritte sein, mit denen wir den Druck auf euch erhöhen - solange bis ihr euer Nazi-Haus dicht macht!
Ihr in der Schloßhofstraße 96, ihr seid höchst aktiver Teil der extremen Rechten. Ihr seid Neonazis mit Verbindungen bis in die Mitte der Gesellschaft - wir werden eure Verbindung kappen!
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