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Lippische Landes-Zeitung , 26.01.2007 :

Ein Kommandeur spricht Klartext / Neujahrsempfang: Panzerbrigade 21 ändert ihren Leitspruch

Augustdorf (da). "Wir Soldaten müssen Tod und Verwundung als Folge von Einsätzen bewusst in Kauf nehmen." An deutlichen Worten wie diesen herrschte kein Mangel in der Ansprache von Kommandeur Oberst Jürgen Weigt beim gestrigen Neujahrsempfang der Panzerbrigade 21. Und er sparte vor rund 200 Gästen aus Militär und öffentlichem Leben auch schwierige Themen nicht aus.

So auch nicht den "klassischen Unglücksfall" vom 9. Dezember auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz, bei dem zwei Soldaten der Brigade ihr Leben verloren und weitere zum Teil schwer verletzt und traumatisiert wurden. Dabei, so Weigt, stelle sich nicht vorrangig die Frage von Schuld. Die wirkliche Hauptsache, um die man sich kümmern müsse, seien die überlebenden Augenzeugen und die Angehörigen der Opfer. Der Kommandeur sprach in diesem Zusammenhang von Schicksal: "Eine höhere Macht hat eingegriffen, hat das Leben vieler Personen innerhalb der Brigade entscheidend beeinflusst." Weigt ließ keinen Zweifel daran, dass er als Vorgesetzter die Gesamtverantwortung für alle Vorkommnisse trägt.

Der Oberst nutzte die Gelegenheit zu grundsätzlichen Überlegungen über den Sinn des Lebens und des Todes für Soldaten. Eine militärische Gemeinschaft, so seine Schlussfolgerung, müsse lebensbejahend sein - und zwar über das individuelle Schicksal hinaus. Gemeinschaft zu sein, heiße gerade im Zeitalter des Individualismus, sich zugehörig zu fühlen, sich für das Handeln anderer - auch das vergangener Generationen - verantwortlich zu fühlen und im Notfall sein Leben für den Bestand dieser Gemeinschaft aufzuopfern.

Unter Bezugnahme auf die "Totenschädel-Affäre" traf Weigt die Feststellung, dass zur Bundeswehr, die im Übrigen unverzüglich und mit Klartext reagiert habe, vermehrt junge Menschen stießen, bei denen die Verinnerlichung der Werteordnung des Grundgesetzes nicht mehr vorausgesetzt werden könne. Diese Versäumnisse könne man nicht bei allen nachholen. Wohl aber müsse denjenigen, die Vorgesetzte werden wollten, das notwendige Instrumentarium vermittelt werden, um den ethischen und moralischen Herausforderungen des Berufes gewachsen zu sein. Ausdrücklich warnte der Kommandeur davor, Kameradschaft mit Kumpanei zu verwechseln.

Abschließend präsentierte Weigt den neuen Leitspruch der Brigade: "Für den Kampf bereit, um Frieden zu schaffen". Dieser Satz, so der Kommandeur, werde der geänderten Ausrichtung als Eingreiftruppe besser gerecht als das frühere Motto "Wir wissen, wer wir sind, und wir bleiben, was wir waren". Nach Weigts Worten waren zu einem Ideenwettbewerb rund 80 Einsendungen eingegangen. Der Vorschlag von Major Ludger Hose, stellvertretender Chef des Panzergrenadier-Bataillons 212, setzte sich schließlich durch.

Bildunterschrift: Neuer Leitspruch für die Panzerbrigade 21: Kommandeur Oberst Jürgen Weigt bedankt sich bei Major Ludger Hose (Panzergrenadier-Bataillon 212) mit einem Präsentkorb.


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