www.hiergeblieben.de

Mindener Tageblatt , 31.08.2006 :

Ausstellung warnt vor Rechtsrock / "Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken" gibt Einblick in braune Subkultur

Von Ralf Bittner

Herford. "Die kann weder singen noch Gitarre spielen", sagt Dr. Christine Bade vom Oberstufenkolleg, die die Wanderausstellung "Rechtsrock – Hass und Rassismus auf’s Ohr" wissenschaftlich betreut. "Trotzdem ist Annett ein Star unter den Liedermacherinnen der rechtsextremen Szene." Diese hat längst Musik für jede Zielgruppe im Angebot. Die Ausstellung gibt einen Überblick.

Konzipiert wurde die Ausstellung vor rund zweieinhalb Jahren von ehemaligen Studierenden des Bielefelder Oberstufenkollegs (OS) anlässlich der Vorfälle um den "Postmeister", den damaligen Treffpunkt der rechten Szene in Bielefeld. Aus der anfangs regional beschränkten Themenstellung ist inzwischen eine umfassende Ausstellung geworden, die bereits in zwölf Städten in NRW zu sehen war."

Musik spricht Jugendliche emotional an, ist Gruppenidentität bildendes Element für rechte Subkulturen und zu einem wichtigen Agitationsmedium rechtsextremer Organisationen geworden", sagte Thomas Wydler, ehemaliger OS-Schüler und Student. Bekanntestes Beispiel dafür dürften wohl die Schulhof-CDs der als verfassungsfeindlich eingestuften Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) sein, die von deren Anhängern kostenlos an Schüler verteilt wurden.

Dabei ist die Zielgruppe längst über die Gruppe der Skinheads hinausgewachsen, die ursprünglich angesprochen werden sollte. Inzwischen gibt es rechte Liedermacher, Rapper, Folk- oder Darkwave-Bands, deren Fans sich optisch nicht von den normalen Fans dieser Musikrichtungen unterscheiden. "Man muss schon genau hinsehen, um Rechtsextreme zu erkennen", sagte Wydler. Verbote offen rechtsextremer Organisationen wie der deutschen Sektion von "Blood & Honour" oder der Band "Landser" haben seiner Meinung nach keine nachhaltige Wirkung gehabt: "Die machen unter neuen Namen weiter wie bisher." Wichtiger als Verbote seien Aufklärung und Information, die Eltern, Lehrer und Jugendliche gleichermaßen erreiche. Die Ausstellung bietet reichlich davon.

Eröffnet wird die Ausstellung "Rechtsrock" am Freitag, 1. September um 18 Uhr in der Gedenkstätte Zellentrakt im Rathauskeller. Geöffnet ist sie bis zum 4. November samstags von 14 bis 16 Uhr und nach Anmeldung unter Telefon (05221) 189257.


mt@mt-online.de

zurück