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Lippische Landes-Zeitung , 28.07.1993 :

Hiddeser Pfarrer Erhard Goeken schrieb Beitrag für Taschenbuch / Ein Beispiel für Kirchenasyl

Detmold (da). Das Hiddeser Kirchenasyl vom vergangenen Jahr hat Eingang in ein Buch gefunden. In dem Band "Asyl von unten", der im Juni in der "Aktuell"-Reihe des Rowohlt-Taschenbuch-Verlages erschienen ist, schildert Pfarrer Erhard Goeken die Erfahrungen der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Hiddesen mit diesem Thema.

LZ-Leserinnen und -Leser erinnern sich an den Fall des asylsuchenden Roma Josef Colompar aus Rumanien, der am 19. Februar vergangenen Jahres im Gemeindehaus Aufnahme gefunden hatte, nachdem seine Abschiebung unmittelbar bevorstand. Er blieb dort 47 Tage, bis die Behörden zugesagt hatten, das Asylverfahren wiederaufzunehmen.

Goeken zieht in seinem mehrseitigen Bericht aus diesen Ereignissen den Schluss, dass Kirchenasyl möglich sei, wenn "innergesellschaftlich kooperiert" werde. Damit meint er das Zusammenwirken des Kirchenvorstandes mit der Gemeinde sowie von außen hinzustoßenden Menschen unterschiedlicher Uberzeugung und Herkunft, die sich aber einig in der Überzeugung seien, "dass ein in Not befindlicher Mensch unbedingt zu schützen sei".

Wörtlich schreibt Goeken: "Der Erfolg des Kirchasyls in Hiddesen geht nach unserer Erfahrung darauf zurück, dass zwischen der Fliichtlingshilfe Detmold, Kirchengemeinde und spontanem Unterstützerkreis solidarisch geplant, Aufgaben verteilt, Kosten geteilt und eine saubere Offentlichkeitsarbeit praktiziert wurden."

Begründete Zweifel

In dem von Wolf-Dieter Just herausgegebenen Taschenbuch, das den Untertitel "Kirchenasyl und ziviler Ungehorsam" trägt und als Ratgeber verstanden werden will, wird dieser Themenbereich unter anderem aus juristischer, theologischer und religionsgeschichtlicher Sicht erörtert. Daneben finden sich in dem Band zahlreiche Beispiele aus der Praxis, wobei auch auf ähnliche Aktivitäten im Ausland eingegangen wird. Ergänzt werden diese Aufsatze durch einen "praktischen Wegweiser fiir Gemeinden", Adressenlisten, eine Umfrage unter den Landeskirchenamtern und ein Literaturverzeichnis.

lm Vorwort liefert Just folgende Definition von Kirchenasyl: "Eine Gemeinde entschließt sich, Flüchtlingen, die von Abschiebung bedroht sind, in ihren Räumen Schutz vor dem Zugriff der Behörden anzubieten, weil begriindete Zweifel an der Behördenentscheidung bestehen und dennoch alle Vermittlungsversuche gescheitert sind."


Detmold@lz-online.de

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