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Bad Oeynhausener Anzeiger und Tageblatt / Westfalen-Blatt , 19.09.2013 :

Gegen das Vergessen / Stolperstein für Ludwig Louis Back

Von Sonja Töbing

Bad Oeynhausen (WB). "Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist", ist das Motto des Kölner Künstlers Gunter Demnig, der für die Verlegung der so genannten Stolpersteine bekannt ist. An diesem Samstag wird an der Wielandstraße 1 das zwölfte Exemplar der goldenen Quader verlegt.

Er soll an Ludwig Louis Back, den Gründer und Leiter der ersten Volkshochschule in Bad Oeynhausen, erinnern. "Er wurde 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet", berichtet Pfarrer Lars Kunkel, der sich als Vorsitzender des Vereins Stolpersteine für Bad Oeynhausen für die Verlegung weiterer Gedenksteine einsetzt.

Gertraud Strohm-Katzer, Mitarbeiterin der Volkshochschule, betont: "Wir sind sehr froh, dass dieser Stein für Ludwig Louis Back gedacht ist, denn er hat 1919 die erste Volkshochschule in dieser Stadt gegründet und sich immer wieder dafür eingesetzt, dass eine hochwertige und umfangreiche Bildung für alle Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht wird." Doch mit dem Stolperstein alleine war es nicht getan. Der Verein Stolpersteine Bad Oeynhausen machte sich gemeinsam mit der Volkshochschule und dem Stadtarchiv auf die Suche nach einer geschichtlich interessierten Person, die Recherchen zu Ludwig Louis Back anstellte.

In der Studentin Margaret Weirich fanden sie genau die Richtige für diese Arbeit. "Ich habe im Januar mit den umfangreichen Recherchen begonnen, um eine Biographie dieses Mannes erstellen zu können. Zeitungsartikel aus den 1920er Jahren waren eine gute Quelle", sagt Margaret Weirich. Trotzdem habe sich im Laufe der Recherche immer mehr heraus gestellt, dass nicht alle Lücken in der Biographie geschlossen werden können, da es für einige Zeiträume keine ausreichenden Informationen gibt.

"Sehr bewegend habe ich den Kontakt mit dem Neffen von Ludwig Louis Back, Ernst Back, empfunden. Er wurde als Kind nach Schweden deportiert und wuchs dort mit seinen Geschwistern auf. Die Eltern und alle anderen Verwandten wurden in Konzentrationslagern ermordet", berichtet die Studentin. Je mehr sie über den Mann hinter dem Namen erfahren habe, desto mehr habe sie dessen Geschichte gefesselt und emotional berührt. "Da kommen einem schon zwischendurch die Tränen", gesteht Margaret Weirich.

Pfarrer Lars Kunkel liegen die Stolpersteine sehr am Herzen. "Es gibt immer wieder Menschen, die meinen, dass uns das Thema heutzutage nichts mehr angeht. Aber das waren alles Bürger, die mit hier gelebt und gearbeitet haben, die Freunde und Familie hatten. Mit dieser Aktion haben wir die Möglichkeit, einen dieser Mitbürger, nämlich Ludwig Louis Back, zu ehren und ihm ein Gesicht zu geben", betont Kunkel.

Ludwig Louis Back

Ludwig Louis Back wird am 27. März 1873 in Lichtenau geboren. Mit seiner Frau Margarethe zieht er 1912 nach Bad Oeynhausen in die Wiesenstraße. Am 22. Mai 1919 gründet der Sohn jüdischer Kaufleute die erste Volkshochschule Bad Oeynhausen. Er leitet die Einrichtung bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1922.

1934 emigriert das Ehepaar Back nach Brüssel. Am 19. Dezember desselben Jahres kehren sie nach Bad Oeynhausen zurück. Von 1937 bis 1941 wohnen die Backs in einer Wohnung an der Wielandstraße. 1942 müssen die Beiden in das so genannte "Judenhaus" an der Ludendorffstraße, die heutige Weststraße, umziehen. Im selben Jahr stirbt Margarethe Back an Krebs. Am 29. Juli 1942 wird Ludwig Louis Back nach Theresienstadt deportiert, am 23. September schließlich ins Vernichtungslager Treblinka, wo er ermordet wird.

Bildunterschrift: Gertraud Strom-Katzer (von links), Pfarrer Lars Kunkel, Wilhelm Deppe vom Verein Stolpersteine Bad Oeynhausen, Stefanie Hildebrand vom Stadtarchiv und Margaret Weinrich haben sich für die Verlegung des zwölften Stolpersteins stark gemacht.


oeynhausen@westfalen-blatt.de

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