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Bielefelder Tageblatt (MW) / Neue Westfälische , 31.01.2007 :

Die letzten Tage der Geschwister Scholl / Theaterstück "Die Weiße Rose" im Theaterlabor: Auftaktveranstaltung zu Projektwochen zum politischen Widerstand gestern und heute

Von Ivonne Michel

Bielefeld . "Wollt ihr den totalen Krieg", dröhnt es aus dem Lautsprecher im Theaterlabor. Auf der Bühne wechseln die Szenen: Hans Scholl, der in seiner Studentenwohnung auf einer alten Triumpf-Schreibmaschine Flugblätter tippt, dann seine Schwester Sophie, die beim Verhör versucht, den Kriminalobersekretär Mohr mit Geschichten über schmutzige Wäsche und Hans' Liebschaften abzulenken.

Mit dem Theaterstück "Die Weiße Rose" über die letzten vier Tage der Geschwister Scholl, gespielt vom Ensemble des Schnürschuh-Theater aus Bremen, hat der Verein Arbeit und Leben die Projektwochen "Historischer Widerstand und zivilrechtliches Engagement heute" (NW vom 24. Januar) eröffnet.

"Was würden die Mitglieder der 'Weißen Rose' heute schreiben?", fragt der Historiker Professor Arno Klönne, der das Projekt mit organisiert hat, in seiner Begrüßungsrede bei der Premiere des Stücks. Widerstand sei nicht immer mit großen Programmen verbunden, vielmehr sei das alltägliche mutige und berherzte Verhalten des Einzelnen wichtig.

Unter den rund 150 Zuschauern sind auch Kristina Plet, Jana Tischendorf und Jana Sowa aus der 10. Klasse des Heeper Gymnasiums. Sie haben sich bei Klönne als Begleiter für die Ausstellung in der Volkshochschule, die zur Veranstaltungsreihe gehört, ausbilden lassen.

"Wir haben im Deutschunterricht über die Flugblätter der 'Weißen Rose' gesprochen“ erzählt Kristina. "Das Thema hat uns einfach interessiert und wir finden es wichtig zu gucken, was man heute gegen die Neonazis machen kann."

"Wir möchten so vor allem Jugendlichen aber auch Erwachsenen Zugang zu Thema Widerstand ermöglichen", erklärt Klaus Gutbrod, pädagogischer Leiter und Geschäftsführer von "Arbeit und Leben". Nach wie vor sei die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ein Schlüssel für das politische Engagement gegen aktuelle Formen der Fremdenfeindlichkeit und rechter Gewalt in Deutschland heute. In dem Stück die „Weiße Rose“ gehe es außerdem um Fragen nach dem Menschsein und seiner Verantwortung.

"Wo stehe ich? Was will ich? – Das sind Fragen, die die Jugendlichen in diesem Zusammenhang beschäftigen", sagt Geschichts-Lehrerin Ulrike Klenner. Die Projektreihe sei ein guter Ansatz, sich mit der eigenen Position in der Gesellschaft auseinander zu setzen.

Die Ausstellungen "Die Weiße Rose" und "Neofaschismus in Deutschland" in der Volkshochschule, Ravensberger Park (Kleiner Saal), ist vom 29. Januar bis 16. Februar täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Für die Vorstellung der "Weißen Rose" am Donnerstag, 1. Februar, um 12 Uhr im Theaterlabor sind noch Plätze frei. Eine Anmeldung ist unter Telefon (0521) 516809 oder (0177) 2217934 möglich.


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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