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Lippische Landes-Zeitung , 20.07.2012 :

Grabungsleiter träumt vom Nationalpark / Ewald Ernst möchte den "Hohlweg" weiter freilegen und zum Kulturdenkmal im Schutzgebiet machen

Von Manfred Brinkmeier

Für Grabungsleiter Ewald Ernst ist der "Hohlweg an der Großen Egge" das vermutlich älteste Ingenieurbauwerk Nordrhein-Westfalens. Er möchte ihn deshalb unbedingt weiter freilegen.

Horn-Bad Meinberg / Holzhausen-Externsteine. Mehr noch, Ernst sieht das Projekt als wichtiges Teilstück eines künftigen Nationalparks an. Der frühere Architekt, der als Projektleiter nach eigenem Bekunden auf dieser Welt schon vieles gesehen hat - unter anderem Babylon, aber auch viele frühere Römerstädte -, ist begeistert von dem, was er als Teil des ehrenamtlichen Grabungsteams "Zeitenspringer in Westfalen" da in der Nähe der Externsteine mit freigelegt hat. "500 Meter haben wir bereits geschafft. Wir würden gerne in Richtung Fürstenallee weiterarbeiten."

Früher hätten die Karten derartige Wege gar nicht enthalten, so Ernst. "Deshalb kannten nur die Kutscher die jeweilige Wegstrecke." Als Teil eines Nationalparks wäre dieser Hohlweg von den Externsteinen bis zur Fürstenallee laut Ernst ein großartiges Alleinstellungsmerkmal. "Denn wer könnte dann schon einen 5 Kilometer langen Altweg (Gleisweg) aufweisen?"

Ewald Ernst geht aber noch einen Schritt weiter. Er spricht sich dafür aus, die alte Straßenbahn wieder aufleben zu lassen. Mit einem Nationalpark seiner Vorstellung würde das sehr gut funktionieren. Der Grabungsleiter spricht sich nämlich gegen einen Nationalpark als reiner Urwald aus. "Es müsste ein Kulturnationalpark werden, der zu 25 Prozent sich selbst überlassen und zu 75 Prozent gepflegt werden würde."

Der Grabungsleiter hat seine Vorstellungen bereits zu Papier gebracht und einen offenen Brief an wichtige Institutionen wie den Landesverband Lippe und den Heimatbund Lippe, aber auch an die Städte Horn-Bad Meinberg, Detmold und Paderborn geschrieben. So spricht er sich unter anderem dafür aus, alle bereits vorhandenen Kulturdenkmäler im Nationalpark zu kennzeichnen, zu pflegen, sie für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und sie auch angemessen zu präsentieren. Zudem schlägt Ewald Ernst vor, den Landesverband Lippe vollständig in die Nationalparkgesellschaft zu integrieren, wobei Bad Meinberg Staatsbad bleibe. Nach mehrjähriger professioneller Vorbereitung könne man sich dann darum bewerben, dass die Externsteine als UNESCO-Weltnatur- und -kulturerbe ausgewiesen würden.

Ewald Ernst: "Die Lipper halten sich selbst für die Schotten Deutschlands. Da erstaunt es einen Zugereisten wie mich, wenn hier auf Millionen aus europäischen und nationalen Töpfen verzichtet wird. Es gibt hier keine Autobahn und keine ICE-Trasse. Aus diesem oft beklagten Nachteil wird so ein Vorteil bei Schaffung eines Nationalparks."

"Hohlweg an der Großen Egge"

Es handelt sich um eine der steilsten Teilstrecken des uralten Handelsweges vom Rhein über Paderborn nach Hameln und Magdeburg. Er wurde von Menschenhand tief in den Kalkstein eingeschlagen. Die Wagen, die hier verkehrten, hatten eine Spurbreite von 1,40 Metern. Die entsprechenden Fahrrinnen hat das Grabungsteam zum Teil freigelegt. Aufgrund gefundener Gegenstände ist es für Ewald Ernst durchaus möglich, dass die Nutzung des Weges bis zu zwei Jahrtausende zurückliegt. Sie wurde allerdings vor rund 200 Jahren aufgegeben, als Fürstin Pauline drei Chausseen über die Egge anlegen ließ.

Bildunterschrift: Hat viel Spaß an der harten Arbeit: Ewald Ernst möchte weiter am "Hohlweg an der Großen Egge" graben.

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Dipl.-Ing. Ewald Ernst, 17.04.2010:

Betr. Ehrenbürger Wilhelm Teudt, VHS 26.02.2010

Herrn Bürgermeister Rainer Heller, Detmold

Sehr geehrter Herr Heller,

zu Ostern gab es Wagners Ring in Detmold mit viel bundesweiter positiver Presse. Wagner war Antisemit und laut Hitler sein einziger Wegbereiter. Cosima, seine zweite Frau und wichtige Förderin Hitlers, ist Ehrenbürgerin von Bayreuth. Heute interessiert weltweit nur die Musik.

Es ist Stadtgeschichte, dass Teudt Ehrenbürger wurde und ihm unmittelbar nach dem Krieg, diese Ehrung nicht entzogen wurde. Er wurde für seine international beachteten Forschungen zu Vor- und Frühgeschichte von Detmold und Umgebung geehrt. Er war und ist unter den Kategorien Gewissensfreiheit, Redefreiheit, Gedankenfreiheit, Religionsfreiheit, Selbstverantwortung, Zivilcourage, Allgemeinbildung und Neugier ein Vorbild. Wie weit er mehr als seine Zeitgenossen Antisemit war ist mir, auch aus der Internetseite der Stadt Detmold, nicht ersichtlich.

Die Behauptung, die Forschungsergebnisse Teudts seien überholt ist schlicht falsch. Ich bereite mich gerade auf einen Vortrag über die Anerkennung der Externsteine als Weltkulturerbe vor, und habe deshalb die einschlägige Literatur durchgearbeitet. Eines der besten Bücher zum Thema ist auch heute noch Teudts "Germanische Heiligtümer". Teudt war zu seiner Zeit in Kontakt zu allen Forscherkollegen und aufgeschlossen für neue Erkenntnisse, die in neue Auflagen einflossen.

Teudt war kein Kriegsverbrecher wie Hitler, den Potsdam und Düsseldorf vor kurzem aus der Liste ihrer Ehrenbürger gestrichen haben. Potsdam hat Hindenburg belassen, Düsseldorf hatte 1946 Göring und Rosenberg, die noch lebten gestrichen. Hitlers Ehrenbürgerschaft war 1946 durch Tod beendet. Das wurde 2004 vom Rat nach mehrmaligen Diskussionen klargestellt.

Am 26.02.2010 bewegte Sie in der VHS die Frage, ob der heutige Bürgermeister verpflichtet sei, Teudt die Ehrenbürgerschaft zu entziehen. Tun Sie was Sie wollen, Sie werden die braune Detmolder Stadtgeschichte der Nazi-Zeit nicht umschreiben können. Sie laufen aber Gefahr sich bundesweit lächerlich zu machen als Bürgermeister einer "Wagner-Stadt" - seit 1935 -, die es nicht geschafft hat eine aufgefundene Mikwe als geschichtliches Zeugnis zu erhalten, den Neubau der zerstörten Synagoge nicht gestemmt hat und nun einen "Wegbereiter" sucht, um ihn zu seinem 150. Geburtstag (!) an den Pranger zu stellen.

Zu meinem Vortrag am 13.05. um 19.30 in der Burgscheune in Horn sind Sie herzlich eingeladen.

Mit freundlichen Grüßen, auch von meiner Frau Galina, Jüdin und Geologin aus St. Petersburg

Ewald Ernst

Kopien an RA Mische, Bürgermeister Block, Dr. Ruppert, VHS, FAZ, LLZ …

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Lippische Landes-Zeitung, 04.05.2012:

Interview / "Ein Opfer war Wilhelm Teudt keinesfalls" / Magisterarbeit über Detmolder Germanenforscher wird mit Preis ausgezeichnet

Julia Schöning (29) hat den Otto-Weerth-Preis des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins erhalten. Er ist mit 3.000 Euro dotiert und wurde zum sechsten Mal verliehen.

Detmold. Die Historikerin aus Bielefeld hat die erste umfassende Arbeit über den Detmolder NS-Germanenkundler Wilhelm Teudt geschrieben. Er wurde vor zwei Jahren aus der Liste der Detmolder Ehrenbürger entfernt.

Frau Schöning, Ihre Magisterarbeit trägt den Titel "Der Germanenkundler Wilhelm Teudt - Ein völkischer Laienforscher auf dem Weg vom Keplerbund zum SS-Ahnenerbe". Was ist neu daran?

Julia Schöning: Es gibt bislang Aufsätze, die sich nur mit einzelnen Aspekten seiner Arbeiten und seiner Biographie beschäftigen. Sie alle beleuchten Abschnitte seines Lebens. Eine Arbeit, die es von Anfang bis Ende betrachtet, gibt es noch nicht.

Was ist die wesentliche Schlussfolgerung?

Schöning: Teudts Forschungen, vor allem zu den Externsteinen, hatten nur deswegen das Ziel, die Existenz einer germanischen Hochkultur nachzuweisen, weil der Glaube daran ein Teil von Teudts völkischer Grundeinstellung war. Diese wurde ab 1933 Teil der NS-Ideologie.

Ist es vor diesem Hintergrund ein richtiger Schritt gewesen, Wilhelm Teudt nach vielen Jahrzehnten aus der Ehrenbürger-Liste zu löschen

Schöning: Ich habe meine Arbeit im Vorfeld der Diskussion um diesen Schritt geschrieben. Ich weiß also nicht, ob sie irgendeine Rolle dabei gespielt hat. Es ist aber sicher, dass Teudt zu keiner anderen Zeit zum Ehrenbürger ernannt worden wäre. Er ist seit den frühen 20er Jahren eine Größe in der rechten und Vorreiter der völkischen Szene. Von daher ist dieser Schritt richtig gewesen.

War alles Blödsinn, was Teudt so geforscht hat?

Schöning: Als Historikerin kann ich das nicht beurteilen. Aus archäologischer Sicht hat Uta Halle gesagt, was zu sagen ist: Es hat nachweisbar lediglich mittelalterliche Nutzungen an den Externsteinen gegeben. In Teudt findet man aber eine interessante Mischung aus ideologischer Prägung und Laienforschung, die es ihm ermöglichte, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Nazi-Wissenschaftler oder Künstler werden gerne damit rehabilitiert, dass sie zu ihrer Zeit "ja nicht anders konnten". Damit werden sie gewissermaßen auch als Opfer stigmatisiert. War Teudt ein Opfer seiner Zeit?

Schöning: Er ist der typische Fall eines Völkischen, und er ist nicht alleine. Seine Einstellung wurde bereits im Kaiserreich geprägt, vom Ausgang des Ersten Weltkrieges gefestigt und schließlich zur Idee von der arischen Herrenrasse und Vererbungstheorien getragen. Ein Opfer war er keinesfalls. Aber er verkannte seine Machtposition im SS-Ahnenerbe.

Inwiefern hat er sich da verschätzt?

Schöning: Er dachte, von der Nähe zu Himmler und durch das Ahnenerbe nach oben getragen zu werden und hoffte, dass es jetzt richtig abgeht. Man wollte aber lediglich, dass er mitarbeitet und empfand ihn als sperrig und stur. Auch nach seinem Rauswurf versuchte er immer wieder mit Briefen, seine Ehre und sein Lebenswerk zu retten.

Das Interview führte LZ-Redakteur Sven Koch.

Seit 2010 kein Detmolder Ehrenbürger mehr

Umfassende Betrachtung: Auf Grundlage ihrer Arbeit über Wilhelm Teudt wird Julia Schöning 2013 einen Aufsatz in den Lippischen Mitteilungen publizieren. Schöning hat in Bielefeld und Neuchatel Geschichte, Sozialgeschichte und Französisch studiert. Am 27. Mai 2010 hatte der Rat der Stadt Detmold beschlossen, die Wilhelm Teudt 1935 verliehene Ehrenbürgerwürde symbolisch abzuerkennen. Teudt wurde am 7. Dezember 1860 geboren und starb am 5. Januar 1942. Er war Vorsitzender des Keplerbundes und Mitglied in mehreren völkischen Gruppen. 1936 wurde er in die SS-Stiftung Ahnenerbe berufen und erhielt 1935 den Professorentitel durch Hitler verliehen. 1938 schied er auf Drängen der SS wegen seines Führungsanspruchs aus dem Ahnenerbe aus, erhielt 1940 aber noch die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft. Zentrale Gegenstände seiner Forschungen waren angeblich vorgeschichtlichen Kultorte in Lippe, vor allem die Externsteine.

Bildunterschrift: Preiswürdig: Gefion Apel (links), Vorsitzende des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins, überreicht den Scheck über 3.000 Euro an Julia Schöning.

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Arbeitskreis wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen, 29.05.2012:

Pressemitteilung / "46. Externstein-Vortragstage" des "Forschungskreises Externsteine e.V." / Eine Bilanz

Kein Abrücken von völkischen Vordenkern

Vom 16. bis 20. Mai 2012 fanden die zuvor als völkisch kritisierten "46. Externstein-Vortragstage" des "Forschungskreis Externsteine e.V." im Rathaussaal der Stadt Horn-Bad Meinberg statt. Der "Arbeitskreis wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen" zieht in seiner siebten Pressemitteilung seit Mai 2011 (1) eine ausführliche Bilanz:

Fast rief es der Referent Jürgen Mische in den Raum: "Die erwähnte Hauptthese (Wilhelm Teudts) ist astronomisch und fachmännisch untersucht worden und in der Sache richtig. Bis zur allgemeinen Anerkennung wird vielleicht noch einiges Wasser die Weser herunter fließen, aber die Wahrheit lässt sich nicht unterdrücken." Dass fast alle der zu diesem Zeitpunkt circa 50 Teilnehmenden der 46. Tagung des "Forschungskreises Externsteine e.V." angesichts dieses Bekenntnisses zu dem "Germanenkundler", der von sich selbst sagte, er sei ein Nationalsozialist "bis auf die Knochen", begeistert Beifall klatschten, belegte augenfällig, dass es sich beim "Forschungskreis Externsteine" bis heute um eine germanophile, völkischen Vorbildern folgende Gruppierung handelt.

Dieser Eindruck wurde noch durch die Aussage des Teilnehmers K. Walter Haug, der 2011 bei den "45. Externstein-Vortragstage" über "Das wahre Alter der Externsteine" referierte, bestärkt, der findet: "Teudt und Machalett sind immer noch die bedeutendsten Erforscher der Externsteine." (2)

Dass diese Tagung mit ihren völkischen Inhalten und mit ihrer extrem rechten Propaganda im Rathaus des kleinen, in der Nähe der Externsteine gelegenen Ortes Horn-Bad Meinberg stattfinden konnte - und somit öffentliche Weihen genoss, ist eine Provinzposse.

Von Teudt und Wirth zu Machalett

Der "Forschungskreis Externsteine" entstand 2007 aus einem 1968 gegründeten "Forschungskreis" von Walther Machalett, welcher nach einiger Zeit auch als "Forschungskreis Walther Machalett" fingierte. Machalett entwickelte eine eigene Deutung, nach der die Externsteine das Zentrum des Abendlandes sind. Die Bücher Machaletts wie beispielsweise der Band 5 seines Hauptwerks "Die EXTERNSTEINE - Das Zentrum des Abendlandes - Die Geschichte der weißen Rasse" (3) sind ethnozentristisch und rassistisch.

Im Kern versuchte er die Existenz einer prähistorischen Hochkultur der "weißen Rasse" zu belegen, die Externsteine waren ihm dabei ein Teil seiner "Beweiskette". Die Lehren Machaletts gehen zurück auf andere völkische Ideologen, die teilweise im Nationalsozialismus bedeutende Funktionen einnahmen, wie zum Beispiel Wilhelm Teudt oder Herman Wirth. Auch von den Mitgliedern des als Verein organisierten "Forschungskreises" wurden diese in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder rezipiert.

Wirth war sogar selbst Teilnehmer der 7. Tagung des Kreises. Ein späterer Bericht des Vereins erwähnt die Anwesenheit des "legendär(n) Ursymbolforscher(s) Herman Wirth, der den Tagungsteilnehmern neben seinem Vortrag wohl eine der spannendsten Führungen an den Externsteinen ermöglichte, die sie jemals erlebt haben dürften." (4)

Die im "Forschungskreis" vertretene rassistische Germanen-Ideologie sorgte für eine Reihe von Überschneidungen zum Bereich des militanten Neonazismus. So stand 1978 ein Vortrag von Heiko Oetker, der ab 1979 "Bundesfahrtenleiter" der "Wiking-Jugend" war, auf dem Programm der Tagung. Führende Mitglieder des "Forschungskreises" referierten mehrfach bei der neonazistischen "Hetendorfer Tagungswoche" oder veröffentlichten Artikel in Publikationen der extremen Rechten.

Kritik

Seit den 1990er Jahren machten antifaschistische Initiativen immer wieder auf den "Forschungskreis" aufmerksam und kritisierten die Tagungen. Allerdings verhinderte die Fixierung auf den militanten Neonazismus in der Vergangenheit eine genauere und kontinuierliche Auseinandersetzung. Erstmals 2011 wurde anlässlich der Tagung des Vereins eine detaillierte Kritik am "Forschungskreis" und der Vergabe öffentlicher Räume an diesen geäußert. Der Vereinsvorstand unter Führung des Vorsitzenden Matthias Wenger reagierte mit dem Versprechen, die Geschichte aufzuarbeiten und bestritt aktuelle Bezüge des Vereins zur extremen Rechten.

Aussagen, denen der kritisierende "Arbeitskreis wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen" angesichts der massiven Verstrickungen der Vereinsmitglieder und der langen völkischen Kontinuität ihrer führenden Repräsentanten keinen Glauben schenkte - auch nicht, da Wenger selbst eine eigene Geschichte im extrem rechten Neuheidentum hat. Zwar behauptete er selbst, sich Mitte der 1990er Jahre von der extremen rechten Version des Neuheidentums gelöst zu haben, da er jedoch zumindest bis 2004 Vorträge bei der extrem rechten Organisation "Ur-Europa" - der ehemaligen "Herman-Wirth-Gesellschaft" - hielt, bestanden begründete Zweifel daran, dass Wenger den Verein wirklich in eine emanzipatorische Richtung wenden wollte und will.

Immer wieder wies der "Arbeitskreis wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen" auf Verbindungen zur extremen Rechten und hochgradig problematische ideologische Aussagen aus dem Verein hin und forderte den Bürgermeister der Stadt Horn-Bad Meinberg auf, die Zusage für die öffentlichen Räume zurückzuziehen. Das wurde, gerade im Vorfeld der diesjährigen Tagung, mit Verweis auf den vermeintlichen Aufarbeitungsprozess abgelehnt.

Aufarbeitung

Tatsächlich hatte der Verein für die diesjährige Tagung eine umfangreiche Aufarbeitung angekündigt. In seinem Auftaktvortrag arbeitete Vereinsvorsitzender Matthias Wenger die Thesen des Gründers des "Forschungskreises" Walther Machaletts heraus und stellte fest, "dass Rasse für Machalett ein Fetisch ist", der mit Selektionsgedanken einher gehe. Er belegte die Verwobenheit mit im Nationalsozialismus wichtigen Ideologen wie Wilhelm Teudt und wichtigen Ideologien wie der "Welteislehre". Diese hätten Machalett in seinen durch "Erleuchtung" gewonnenen Überzeugungen bestätigt, dass es sich beispielsweise bei den Externsteinen um ein vorchristliches astronomisches Observatorium gehandelt habe.

Wenger verwarf Machaletts völkisch-rassistische Lehren, behauptete jedoch weiter, dass "die Externsteine auch schon ein heiliger Ort vor 10.000 Jahren" gewesen seien. Die Externsteine wolle er als "Hüter oder Wächter" bewahren, sie jedoch nicht als Ausdruck einer "imperialen Macht" - unter die er den Nationalsozialismus subsummiert - verstehen. Damit möchte Wenger die NS-Belastung des Themas überwinden, ohne jedoch die völkische Grundsubstanz zu reflektieren.

Die "neue" Aufgabe des Vereins sieht er darin, die "aus der Unrast des linearen Zeitbegriffs resultierenden Schäden zu heilen"; damit wendet er sich mit zivilisationskritischem Duktus gegen die Moderne und sucht sein "Heil" in der esoterischen Vorstellung eines völkischen Naturzustands.

Scheitern

Wenger hatte bezüglich des völkischen Denkens gesagt: "Wir lassen es für immer hinter uns." Schon der ihm folgende Referent, der bekennende Teudtianer Jürgen Mische, bewies das Gegenteil - nicht nur durch seine Anmerkung, dass sich "die Wahrheit" einen Weg bahnen werde, sondern auch durch seinen Vortrag. In diesem konstruierte er, perfiderweise mit Rückgriff auf den Initiator der Auschwitz-Prozesse Fritz Bauer, für die Germanen eine besondere Beziehung zu Demokratie und Widerstand. Er entwarf das Bild eines freiheitsliebenden, demokratischen Germanenvolkes, dem er die unterdrückenden Römer und Christen entgegensetzte, und verstieg sich zu der Aussage: "Gehorsam war den Deutschen ein fremder Begriff."

Renate Genth hingegen beschrieb in ihrem anschließenden Vortrag die Unterschiedlichkeit der Germanen-Bilder im Laufe der Zeit und verdeutlichte damit, dass es sich hier um eine Projektionsfläche handelt. Im Rahmen des Aufarbeitungsprozesses hatte der Vorstand des "Forschungskreises" im Anschluss einen Vortrag der Wissenschaftlerin Luitgard Löw über Herman Wirth vorgesehen. Diese war jedoch verhindert, so dass Dr. Karsten Wilke von der ebenfalls miteinbezogenen "Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Detmold" ihren Vortrag verlas. Allerdings fokussierte der Vortrag auf die Biographie Wirths, was nicht zu einer Kontroverse unter den Anwesenden führte und leider auch keinen Bezug zum "Forschungskreis" nahm.

Als letztes Referat des Tages sollte der Vortrag von Rolf Speckner über "Die Grabungen an den Externsteinen in den Jahren 1934 bis 1936 aus heutiger Sicht" der Aufarbeitung dienen. Allerdings bagatellisierte Speckner den politisch-ideologischen Hintergrund dieser NS-Grabungen. Stattdessen arbeitete er sich Befund um Befund an der unzureichenden Dokumentation der 1930er Jahre ab, wobei er betonte, die Faktenlage sei komplex und eine vorchristliche Zeitstellung der Externsteine zumindest nicht auszuschließen. Speckner schloss mit der Aussage, es habe in den 1930er Jahren zwar "bei dem ein oder anderen" politische Gründe für eine Ausgrabung der Externsteine gegeben, heute habe aber "die Verschweigung der Grabung politische Hintergründe". In solchen Sätzen schwingt die verschwörungstheoretische Meinung Speckners mit, dass es eine Wahrheit gebe, die seit 1968/69 durch eine zunehmende Politisierung der Wissenschaft immer mehr unterdrückt würde. In Bezug auf die archäologischen Ausgrabungen an den Externsteinen kann das nur das Verschweigen einer uralten vorchristlichen Tradition sein.

Völkische Schwarmgeister im Rathaussaal

Die Aussagen von Mische und Speckner waren ein offener Affront gegen die zaghaften Modernisierungsversuche von Teilen des Vorstandes des "Forschungskreises". Der Applaus und vor allem die anschließende Diskussion ließen jedoch keinen Zweifel daran, dass die überdeutliche Mehrheit der Anwesenden diese Versuche ebenfalls nicht mittragen. Auch Wenger selbst mochte sich nicht in Gänze von den völkischen Ideologen distanzieren, das hätte wohl auch seine Position als Vereinsvorsitzender gefährdet.

So bleibt festzustellen, dass die ideologische Kontinuität völkischen Denkens in diesem Kreis anhält. Auch auf der organisatorischen Ebene war diese festzustellen: Mit Burkhard Weeke aus Horn-Bad Meinberg bot ein Verleger der extremen Rechten Literatur des vom Bundesamt für Verfassungsschutz als "rechtsextremistisch" eingestuften "Grabert Verlag" sowie ein Werk von Herman Wirth aus dem neonazistischen Wiener "Volkstum-Verlag" zum Kauf an. Bei der abendlichen Diskussion war passenderweise dann auch der langjährige neonazistische Kader Steffen Hupka anwesend, der auch schon als Teilnehmer bei Tagungen von "Ur-Europa" aufgefallen war.

Angesichts des während der Tagung offensichtlich werdenden Scheiterns der Aufarbeitung erwarten wir, dass die auch bisher schon unverständliche Raumvergabe an die völkischen Schwarmgeister durch die Stadt Horn-Bad Meinberg im nächsten Jahr nicht mehr stattfindet - weder im Rathaus noch in einem anderen öffentlichen Gebäude. Wir können uns auch nicht vorstellen, dass sich bei der Beratung der "Aufarbeitung der Vergangenheit" des "Forschungskreises Externsteine" durch die "Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Detmold", auf die der Horn-Bad Meinberger Bürgermeister wiederholt hinwies, ebenfalls etwas anderes als ein nachhaltiges Scheitern heraus kristallisiert hat.

Der "Forschungskreis Externsteine e.V." sollte nun endlich durch die Verantwortlichen der Stadt Horn-Bad Meinberg als vom völkischen Denken tief durchdrungene Organisation wahrgenommen werden.

Wir fordern daher weiterhin:

- die sofortige Einstellung jeglicher Unterstützung des "Forschungskreises Externsteine e.V." durch die Stadt Horn-Bad Meinberg - einschließlich der symbolischen Unterstützung, die durch ein Interaktionsverhältnis mit dem Verein, zum Beispiel durch Grußworte des Bürgermeisters entsteht,

sowie

- die sofortige Entziehung der Gemeinnützigkeit durch das zuständige Finanzamt.

(1) Alle Mitteilungen dokumentiert in:
www.hiergeblieben.de/pages/textanzeige.php?limit=10&order=datum&richtung=DESC&z=1&id=34910
(2) Dokumentiert in: www.sinossevis.de/upload1/_Wider_die_Idiotie.pdf.
(3) 1970, Hallonen-Verlag.
(4) Fachmann, Wolfgang: Die Geschichte des Arbeitskreises in Bildern und Geschichten. In: Rückschau (2005 / 2006), S. 4 f.

Selbstdarstellung:

Der "Arbeitskreis wider die völkischen Schwarmgeister an den Externsteinen" ist ein Zusammenschluss interessierter Personen, der sich anlässlich der aktuellen Vorgänge im Bereich der Externsteine zusammen fand und umfangreiche Materialien zum Thema ausgewertet hat.


detmold@z-online.de

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