Herforder Kreisanzeiger / Neue Westfälische ,
25.09.2009 :
Oberschlesier in höchster Funktion / Die Aufgabe von Klaus Plaszczek, Sprecher und Bundesvorsitzender der Landsmannschaft
Von Hartmut Brandtmann
Herford. "szcz" - diese Buchstabenfolge gibt einen Hinweis auf seine Herkunft. Klaus Plaszczek ist Oberschlesier. Seit 1960 lebt er in Herford, doch bekennender Oberschlesier ist er geblieben, so gar in höchster Funktion. Seit 16 Jahren ist er Bundesvorsitzender dieser Landsmannschaft. Dieses Engagement hat mit seiner Lebensgeschichte im polnisch-deutschen Spannungsfeld zu tun.
Klaus Plaszczek wuchs in Zabrze (Hindenburg) auf. "Doch unsere Familie war deutsch. Das galt als Makel, und wir suchten nach Fluchtwegen." Anlass war auch die Einführung von Russisch als erster Fremdsprache in Plaszczeks Klasse, in der es seiner Erinnerung nach nur eine Polin gab. "Wir wollten Deutsch behalten und protestierten heftig. Damit verschlimmerte sich unsere Lage."
1958 wurde die Familie "ausgesiedelt" - zuerst in Lager und dann nach Herford, wo Verwandte lebten. Klaus Plaszczek lernte ein gutes Jahr lang bei Benedictinern an der Donau intensiv deutsch und schloss sich 1960 der Herforder Jugendgruppe der Landsmannschaft an. "Ich habe Tracht getragen, getanzt und meine Frau Renate kennen gelernt", erzählt er lächelnd wie aus ferner Zeit. Damals standen große Schilder an den Ortseingängen mit der Forderung "Dreigeteilt - niemals" und "Verzicht ist Verrat". Dabei hätten die Landsmannschaften bereits 1950 in einer Charta ihren Verzicht auf Revanche erklärt, sagt Plaszczek. Andererseits müsse man Verständnis haben für die Gefühle der "Erlebnisgeneration". Gleiches gelte für die Polen in den ehemals deutschen Gebieten. Die ersten Reisen dorthin seien schwierig gewesen. "Was wollt ihr hier - eure Häuser zurückhaben?" war er gefragt worden, als er in offizieller Mission in seine alte Heimat reiste. Seitdem ist der Bundesvorsitzende jährlich drei, vier Mal in Polen unterwegs. Nach seiner Schätzung leben dort noch 400.000 Deutschstämmige und 180.000 bekennen sich. "Für sie leistet unsere Landsmannschaft Hilfe." Früher seien es beispielsweise Schreibmaschinen aus der Ernst-Barlach-Realschule gewesen, heute mehr medizinisches Gerät.
"Unsere Heimat soll aufblühen als deutsch-polnisches Gemeinschaftswerk." So definiert der Bundesvorsitzende das große Ziel. "Und in vielen Gesprächen habe ich erfahren: Das sind keine Revanchisten, weder hier noch dort."
Ganz praktisch gehe es darum, "unseren Landsleuten das Lebens zu erleichtern". Kultur gehört dazu. Mit Stolz erwähnt Plaszczek die deutschen Kulturtage in der legendären Breslauer Jahrhunderthalle. Den Tag der Oberschlesier in Deutschland zu organisieren, gehört ebenfalls zu seinen Aufgaben. Bei solcher Arbeit hat Plaszczek Kontakte zu Staatssekretären und Ministern.
Die Zahl der Mitglieder der Landsmannschaft der Oberschlesier schätzt des Bundesvorsitzende auf 20.000. "Es werden weniger." In Herford bekennen sich 38 Menschen durch Mitgliedschaft zu ihrer alten Heimat. "Doch zu unserer Barbara-Feier im Schützenhof kommen 100 Leute. Und da wird schon mal das Lied gesungen: Oberschlesien ist mein liebes Heimatland."
Politisch auch in Herford aktiv
Über die Reserveliste ist Klaus Plaszczek (Wahlbezirk Mindener Straße) wieder in den Rat gekommen. Diese Legislaturperiode ist die siebte des Christdemokraten. Seine Arbeitsfelder sind Finanzen, Wirtschaftsförderung und Soziales sowie die Aufsichtsräte der Stadtwerke und der HVV.
Bildunterschrift: "Heimat Oberschlesien": Diese Karte aus dem Fundus des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft zeigt die Wappen aller Städte und Kreise des Gebietes, in dem Klaus Plaszczek vor 65 Jahren geboren wurde.
lok-red.herford@neue.westfaelische.de
|