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Lippische Landes-Zeitung , 23.04.2007 :

Einendes Schicksal / Gabersdorfer Heimattreff führt Vertriebene zusammen

Schlangen (kpa). Sie alle verbindet ein gemeinsames Schicksal: Die Vertriebenen aus dem schlesischen Gabersdorf und den dazu gehörenden Gemeinden Wiesau, Witsch und Mühldorf trafen sich am Samstag, um einen Heimatnachmittag zu verleben und Erinnerungen auszutauschen. Damit die vergangenen Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten, fand in der Gaststätte Sibille Ostmann bereits das 25. Treffen statt.

Im Vordergrund dieser Zusammenkünfte, welche alle zwei Jahre organisiert werden, stehen drei wichtige Aspekte: Zum einen gehe es darum, "die Identität zu bewahren", wie Großdechant Prälat Franz Jung erklärte. Zudem sollen die Treffen eine "Brückenfunktion zu den Polen" haben und eine "Ächtung der Vertreibung" verdeutlichen. Neben einer Versöhnung haben die Vertriebenen dabei auch den Frieden im Blickfeld. "Wir wollen keinen Krieg und keine Rache, müssen aber mahnen", sprach der Großdechant aus Münster ernste Worte.

Nach einer bedingungslosen Kapitulation der Deutschen im Zweiten Weltkrieg mussten Deutsche ihre Heimat - hierzu zählen Pommern, Schlesien und Ostpreußen - zwangsweise verlassen. "Nur mit dem Gepäck, das sie tragen konnten, wurden sie in Güterwagen abtransportiert", berichtete Paul Vogel, Sprecher der Heimatgemeinschaft. Der Schlänger war 12 Jahre alt, als seine Familie ihr Zuhause in der Grafschaft Glatz in Niederschlesien verlassen musste.

"Es war eine Situation, mit der keiner gerechnet hatte", versicherte der 73-Jährige, "aber wir mussten mit der Vereinbarung der Siegermächte einverstanden sein". Ein Teil der Vertriebenen kam am 3. März 1946 in den Kreis Detmold und in andere lippische Orte. Vogel und seine Familie fanden in Kohlstädt und Oesterholz ihr neues Heim. Seitdem hat er den Ort seiner Kindheit nicht vergessen und organisiert seit 1953 Heimattreffen für die Vertriebenen, die stets aus ganz Deutschland anreisen.

Der Heimattag wurde in diesem Jahr mit einem Festgottesdienst begonnen, bei dem die rund 150 Anwesenden auf heimatliche Art das geistliche Musikwerk "Deutsche Messe" sangen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen zeigte Paul Vogel Bilder, welche die Reise nach Schlesien und in die Grafschaft Glatz im vergangenen Jahr dokumentierten.

Bildunterschrift: Erinnerungen an Schlesien: Felizitas und Paul Vogel, Prälat Johannes Adam, Hans Veit aus Warendorf, Pfarrer Josef Kögel, Schwester Carola (Marienschule der Ursulinen, Bielefeld), Margarete Wiedemann (mit 95 Jahren die älteste Gabersdorferin, Reinhard Schmidt ("Grafschaft-Boten"), Erhard Gertler (Mundartsprecher) und Großdechant Prälat Franz Josef Jung aus Münster (von links).


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