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Westfalen-Blatt / Herforder Kreisblatt , 28.08.2023 :

"Eine Schande für unser Land"

Holocaust-Überlebende Rozette Kats spricht in der Synagoge - deutliche Worte für antisemitische Straftaten

Von Leonie Lippmann

Herford (HK). Ihre Eltern in Auschwitz ermordet, eine Kindheit geprägt von Verboten, jahrelange Therapie: Die Holocaust-Überlebende Rozette Kats hat in Herford von ihrem Schicksal erzählt. Sie warnt: "Juden-Feindlichkeit ist allgegenwärtig." Und findet deutliche Worte für heutige antisemitische Straftaten.

Die Niederländerin Rozette Kats wurde als Baby von ihrer Mutter einer Pflegefamilie übergeben. Ihre Eltern sterben kurz darauf im Konzentrationslager Auschwitz. In der Pflegefamilie hieß sie fortan Rita. Bis Kats das Alter von sechs Jahren erreichte. Auf dem Schoß ihres Vaters erzählten ihr die Pflegeeltern, wer sie eigentlich sei.

Für die Niederländerin begann eine Zeit, die von Verboten, Verleugnung und Verstecken geprägt war. Ihr halbes Leben verbrachte die heute 81-Jährige damit, ihre Wurzeln zu recherchieren und die schreckliche Zeit aufzuarbeiten. Nur eine Therapie habe ihre Wunden etwas heilen können, sagte sie in Herford.

"Eine Schande für unser Land"

Am 23. Januar dieses Jahres hielt Rozette Kats eine Rede im Deutschen Bundestag. Jenem Januartag, an dem 1945 sowjetische Soldaten das Konzentrationslager Auschwitz befreiten. In ihrem Plädoyer für mehr Toleranz in Deutschland sagte sie: "Fünf antisemitische Straftaten würden im Schnitt jeden Tag in Deutschland registriert. Das ist eine Schande für unser Land."

Während ihrer Rede waren die Ränge der AfD-Fraktion nahezu leer oder verstummt. "Darüber war ich froh. Doch heute erstarkt die Partei deutschlandweit, das bereitet mir große Sorgen", erzählte sie in Herford.

Rozette Kats habe nicht vergessen, wie schlimm es ist, sich verleugnen und verstecken zu müssen. Und sie wünscht sich in einer verrohenden Gesellschaft nichts mehr als Respekt und Toleranz. Für sie der einzige Weg in den Frieden.

Bildunterschrift: Die Holocaust-Überlebende Rozette Kats aus den Niederlanden ist am Donnerstag für einen Gesprächsabend bei der Jüdischen Gemeinde in Herford zu Gast gewesen.

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- Donnerstag, 24. August 2023 um 19.00 Uhr -


Gesprächsabend mit Rozette Kats: Wie ich als Kind den Holocaust überlebte


Veranstaltungsort:

Synagoge Herford
Komturstraße 21
32052 Herford

www.jg-hf-dt.de


Grußwort: Matitjahu Kellig (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Herford-Detmold)

Moderation: Gisela Küster (Vorsitzende des Kuratoriums Erinnern Forschen Gedenken e.V.)

Bühnen-Gespräch: Raphaela Kula


Die Niederländerin Rozette Kats, Jahrgang 1942, erfährt am Vorabend ihres sechsten Geburtstages, dass sie das Kind jüdischer Eltern, die den Holocaust nicht überlebt haben, ist. Ihr Onkel, der einzige weitere Überlebende der Familie, vermag nicht, über die ermordeten Verwandten zu sprechen. Ihren Rettern und Pflegeeltern spielt Rozette das fröhliche Kind vor, doch es plagen sie Ängste und mit zunehmendem Alter auch Fragen über das Leben und Sterben ihrer Eltern.

Erst Mitte der 1980er Jahre bekommt sie von ihrem Onkel, der schwer erkrankt ist, das Hochzeitsbild ihrer Eltern. Später findet sie heraus, dass circa drei Monate vor der Deportation der Eltern von Westerbork nach Auschwitz-Birkenau ihr Bruder geboren wurde. Es ist ein langer und schmerzlicher Prozess für Rozette Kats, mit dem Schatten der Vergangenheit leben zu lernen, der ihr vor allem durch ein vielfältiges Engagement in der Erinnerungsarbeit auf beeindruckende Weise gelungen ist.

Diese Veranstaltung bietet eine persönliche Annäherung an die Frage nach der Bedeutung des Holocaust und des Gedenkens in der heutigen Zeit. Am Gedenktag 27. Januar 2023 sprach Rozette Kats vor dem Bundestag in Berlin.

Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.


www.zellentrakt.de

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Am 24. August 2023 schilderte die (81 Jahre alte) Niederländerin Rozette Kats bei einem Gesprächsabend (Bühnen-Gespräch: Raphaela Kula) in der Synagoge in Herford, wie sie als Jüdin den Holocaust überlebte.

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