www.hiergeblieben.de

Deister- und Weserzeitung , 23.09.2008 :

"Einige hätten gern lebenslänglich gehört" / Totschlag – kein Mord: Urteil für Bernd S. / Überfall auf Eisbergerin ungeklärt

Rinteln/Bückeburg (ly). Das Urteil war keine Überraschung mehr: Im Indizienprozess gegen Bernd S. hat das Bückeburger Schwurgericht den Angeklagten gestern wegen Totschlags verurteilt und 14 Jahre Haft verhängt. Von Mord war zuvor auch Staatsanwalt Frank Hirt abgerückt.

Freigesprochen wurde der 30-Jährige vom zweiten Vorwurf, im September 2001 eine Eisbergerin überfallen und mit einem Knüppel fast totgeschlagen zu haben. In ihre Entscheidung hat die Kammer mehrere vorausgegangene Strafen einbezogen. Für den Totschlag an der Rintelnerin Krystyna Pagacz-Znoj allein gab es elf Jahre.

"Das war ein Schlag ins Gesicht", sagte der 31-jährige Sohn der Toten später. Er hatte den Saal während der Urteilsverkündung verlassen. "Ich weiß nicht, ob es schlimmer ist, seine tote Mutter identifizieren zu müssen oder sich so eine Verhandlung anzuhören." Dass Täter und Opfer zur Tatzeit im November 2000 eine sexuelle Beziehung gehabt haben sollen, kann der Sohn nicht glauben.

"Eine Liaison ist nicht ausgeschlossen"

Darauf basiert eine von Verteidiger Dr. Volkmar Wissgott verlesene Erklärung, der die Kammer am Ende folgte. Das Gericht geht davon aus, dass der Bankräuber von Eisbergen und Rehren die polnische Nachbarin (47) nach freiwilligem Geschlechtsverkehr im Streit in seiner Wohnung in der Rintelner Ritterstraße erwürgt hat. "Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass sich Frau Pagacz-Znoj aus Einsamkeit und wegen ihres Alkoholproblems auf eine Liaison eingelassen hatte", erklärte die Vorsitzende Richterin Dr. Birgit Brüninghaus. Zudem seien keine Verletzungen festgestellt worden, die auf einen gewaltsamen Geschlechtsverkehr hindeuteten. Mit Unverständnis für das Urteil hat sie gerechnet: "Wir hatten den Eindruck, dass einige Zuschauer gern lebenslänglich hören würden."

Vorerst ungeklärt bleibt der Überfall auf eine Eisbergerin. Mindestens achtmal hatte ein Unbekannter mit einem Knüppel auf den Kopf der damals 58-Jährigen geschlagen. Doch die Beschreibung des Opfers passt nicht zum Angeklagten. Der Angeklagte hatte erklärt, dass er die blutende Frau gefunden habe und dieser aufhelfen wollte, bevor er beim Gedanken an frühere Verbrechen in Panik geflüchtet sei. Dazu passt, dass DNA-Spuren von S. unter den Achselhöhlen der Portanerin gefunden worden waren.




Anmerkung von www.hiergeblieben.de:

Artikel über Bernd Schuster, bis zu seiner Verhaftung Mitte März 2008 in der Lindhorster Wohnung von Arwid Christoph Strelow gemeldet, der seit Oktober 2007 eine Haftstrafe von 25 Monaten verbüßt. Dorthin hatte sich Schuster nach seiner Haftentlassung im Sommer 2007 umgemeldet. Fünf Jahre zuvor war er wegen zwei Banküberfällen in Rehren und Eisbergen verurteilt worden. Kaum auf freiem Fuß suchte der Rintelner wiederum Kontakt zu den führenden Köpfen der "Nationalen Offensive Schaumburg".

Vergleiche: Blick nach Rechts, 10.04.2008: Kriminelle Nazi-WG / Aktivist im Umfeld der "Nationalen Offensive Schamburg" steht unter Mordverdacht


zurück