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Lippische Landes-Zeitung , 19.08.2016 :

"Eine Reise ins Unbekannte"

Naher Osten: Max Behrend studiert ein Jahr lang in Jerusalem / Er erlebt eine Stadt voller Gegensätze und trifft Karla Raveh

Lemgo (ax). Warum studiert ein 23-jähriger Lemgoer ein Jahr lang in Jerusalem Jura? Max Behrend kann die Frage beantworten. Er ist aus Israel zurück und absolviert in den Semesterferien ein Praktikum in einer Kanzlei.

Behrend, der im Jahr 2012 sein Abitur am Marianne-Weber-Gymnasium gemacht hat, sagt über seinen Entschluss, im Nahen Osten zu studieren, er habe "eine Reise ins Unbekannte" angetreten. Der Sohn einer Psychologin und eines Schauspielers hatte schon einmal ein Jahr im Ausland verbracht. Allerdings in Amerika. Diese Zeit habe sein Interesse am Fremden geweckt, sagt er.

Im Studium suchte er dann eine interkulturelle Herausforderung anderer Art. "Ich bin politisch interessiert und hatte trotz vieler Bücher den Nahost-Konflikt noch immer nicht verstanden", sagt er rückblickend. Durch ein Austauschprogramm seiner Universität und ein Stipendium wurde der Wunsch im August 2015 Realität. Nun ist er seit sechs Wochen zurück und wird sich nach dem Ende des Praktikums in Lemgo wieder in Freiburg mit seinem Jurastudium auseinandersetzen.

Was ist aus der Zeit in Jerusalem geblieben? "Etwas Hebräisch, aber nur auf Grundschulniveau, viele Eindrücke über den Alltag dort, die Begegnung mit verschiedensten Kulturen und Lebensarten, das Essen, die religiösen Unterschiede und sicher auch Fakten aus dem Studium", so Behrend.

In der Universität habe er sich über Monate mit Völkerrecht, Öl-Recht und der UN beschäftigt. Weitestgehend auf Englisch. Gelebt habe er mittendrin. "Anfangs in einem Studentenwohnheim am Rande der Stadt, aber das war zu abgeschieden, ich bin dann ins Zentrum gezogen. Auf der einen Straßenseite die ultraorthodoxen Juden, auf der anderen das westliche Nachtleben, 300 Meter weiter die Palästinenser." In Gefahr habe er sich nie gesehen, auch wenn in anderen Stadtteilen immer mal wieder Jugendliche mit Küchenmessern auf Andersgläubige losgegangen und von der Polizei erschossen worden seien.

Eine bekannte Lemgoerin, die bei Haifa lebt, hat Max Behrend ebenfalls getroffen: Karla Raveh. "Zweimal bin ich mit dem Bus zu ihr gefahren." Während der 23-Jährige in Jerusalem elf Monate viel Gemüse, Obst und wenig Fleisch gegessen hat, gab es bei Karla Raveh "ein eher deutschen Essen", berichtet der angehende Jurist. Und wie es der Zufall will, wird er die 89-Jährige in diesen Tagen in der Alten Hansestadt wiedersehen. "Sie ist gerade in Lemgo", weiß Behrend zu berichten. Was es bei dem Treffen zu essen gibt, steht noch nicht fest.

Bildunterschrift: Zwei Lemgoer in Israel: Max Behrend hat Karla Raveh in Haifa besucht.


lemgo@lz-online.de

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