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Lippische Landes-Zeitung , 20.08.2015 :

"Eine Einladung für irrationale Deutung" / Gegner wollen Externsteine-Bau kippen

Horn-Bad Meinberg / Externsteine (sew). Der Heimatbund kritisiert den Plan, an den Externsteinen ein Wanderkreuz in der Form eines Friedensraums zu bauen. Die Dimensionen des Bauwerks und seine an vorgeschichtliche Kultstätten erinnernde Gestaltung ließen jegliche Sensibilität für diesen besonderen Ort vermissen.

Wie berichtet, soll eine Plattform mit zwölf Meter Durchmesser in Sichtweite der Externsteine auf eine Wiese gesetzt werden. Der Künstler Alfred Bullermann will Schmiedevorrichtungen integrieren, die nur bei besonderen Events zum Schmieden genutzt und anschließend mit Platten verschlossen werden.

Gerade erstere Nutzung kritisiert der Heimatbund. Offensichtliche Assoziationsmöglichkeiten seien nicht erkannt worden, "die geradezu als Einladung für eine weitere irrationale Deutung der Externsteine gelten können". Dazu gehörten die Irminsul, der germanische Schmied Wieland oder das Nageln für einen Siegfrieden. "Wie soll verhindert werden, dass die Externsteine erneut von Rechten als Symbolort vereinnahmt werden?", schreibt der Heimatbund.

Die angekündigte kommerzielle Nutzung dieses Bauwerks für Schmiedearbeiten und als Mittelpunkt von "Events" sei zudem nicht mit dem besonderen Charakter der Externsteine und ihres Naturschutzgebietes vereinbar.

Das sehen auch der Heimatverein Horn und die Schutzgemeinschaft Externsteine so, letztere hat einen offenen Brief an die Vertreter der Landesverbandsversammlung geschrieben. Sie hatten das Projekt, das von Lippe Tourismus und Marketing angestoßen worden war, abgenickt. Das sollen sie nun rückgängig machen. "Wir fordern die Vertreterinnen und Vertreter der Landesverbandsversammlung auf, dieses Projekt - wie gut gemeint es auch immer gewesen sein mag - noch einmal gründlich zu überdenken und am Ende von einer Umsetzung an dieser Stelle abzusehen", heißt es in dem Brief der Schutzgemeinschaft.

Enttäuscht sei man, dass der Lippische Heimatbund und seine Fachstellen, aber auch die Schutzgemeinschaft Externsteine nicht im Vorfeld in die Planungen einbezogen wurden.

Landrat Friedel Heuwinkel und Landesverbandsvorsteherin Anke Peithmann wollen heute eine Stellungnahme abgeben.

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Schutzgemeinschaft Externsteine, 19.08.2015:

Offener Brief der Schutzgemeinschaft Externsteine zum Bauprojekt an den Externsteinen

Am vergangenen Freitag wurde der Öffentlichkeit ein Bauprojekt an den Externsteinen vorgestellt, das vom Landrat des Kreises Lippe und der Lippe Tourismus & Marketing initiiert wurde. Als Kooperationspartner des Landesverbandes Lippe wendet sich die Schutzgemeinschaft Externsteine e.V. nunmehr in einem offenen Brief an die Verbandsabgeordneten des Landesverbandes Lippe, die diesem Vorhaben vorab zugestimmt haben. Wir halten dieses Bauprojekt im Naturschutzgebiet und in Sichtweite zum einmaligen Natur- und Kulturdenkmal Externsteine für in jeder Hinsicht problematisch.

Unsere Kritik in Kurzfassung:

- Das ursprünglich unter der Bezeichnung "Wanderkreuz" firmierende Bauwerk beziehungsweise Kunstobjekt ist mit 12 Metern Durchmesser am Boden und 12 Metern Höhe völlig überdimensioniert.

- Seit 50 Jahren wird das Sichtumfeld der Externsteine von Gebäuden freigehalten, das Bauvorhaben durchbricht diese bewährte Konzeption.

- Das Bauwerk zeigt in seinen Ausmaßen und seiner Gestaltung nicht die geringste Sensibilität für das Schutzensemble Externsteine.

- Der geplante Betrieb einer schmiedetechnischen Anlage an diesem Objekt widerspricht dem Charakter des Naturschutzgebietes.

- Unter dem Vorzeichen eines "guten Zweckes" wird hier eine private kommerzielle Nutzung im Bereich der Externsteine zugelassen.

- Die langfristige Pflege des Objektes und die Rechte des Künstlers daran (Bestandsschutz usw.) sind völlig unklar.

- Die Vertreter des ehrenamtlichen Denkmal- und Naturschutzes hatten im Vorfeld keine Möglichkeit, zu der Konzeption Stellung zu nehmen, und werden nun vor vollendete Tatsachen gestellt, da das Bauvorhaben bereits Ende Oktober abgeschlossen sein soll.

Unsere Kritik wird vom Lippischen Heimatbund, vom Kreisverband Lippe des Naturschutzbundes Deutschland und vom Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein für das Land Lippe geteilt. Auch Mails, Anrufe und Kommentare in den sozialen Netzwerken zeigen, dass das Vorhaben in Lippe und darüber hinaus auf Unverständnis stößt.

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Lippischer Heimatbund, 19.08.2015:

Stellungnahme des Lippischen Heimatbundes zum "Friedensraum" an den Externsteinen

Der Lippische Heimatbund ist höchst besorgt über das Bauprojekt an den Externsteinen, das am 14. August der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. In unmittelbarer Sichtbeziehung zum Natur- und Kulturdenkmal Externsteine und mitten im Naturschutzgebiet soll ein überdimensioniertes Bauwerk entstehen, eine Metallkonstruktion von 12 Metern Durchmesser und ein darauf stehender Holzmast von 12 Metern Höhe. Ein Wanderkreuz, von dem bislang immer die Rede war, sieht unseres Erachtens anders aus!

Seit mehr als 50 Jahren gilt im Bereich der Externsteine eine seinerzeit auch mit dem Lippischen Heimatbund abgestimmte Konzeption, wonach das Sichtumfeld der Externsteine von Gebäuden freigestellt bleibt. Das geplante Bauwerk bricht mit dieser Tradition. Die Dimensionen des Bauwerks und seine an vorgeschichtliche Kultstätten erinnernde Gestaltung lassen zudem jegliche Sensibilität für diesen besonderen Ort vermissen.

Im Gegenteil: Offensichtliche Assoziationsmöglichkeiten wurden nicht erkannt, die geradezu als Einladung für eine weitere irrationale Deutung der Externsteine gelten können (Irminsul, der germanische Wieland der Schmied, das Nageln für einen Siegfrieden). Wie soll verhindert werden, dass die Externsteine wie schon in der Vergangenheit erneut von Rechten als Symbolort vereinnahmt wird?

Die angekündigte kommerzielle Nutzung dieses Bauwerks für Schmiedearbeiten und als Mittelpunkt von "Events" ist zudem nicht mit dem besonderen Charakter der Externsteine und ihres Naturschutzgebietes vereinbar. Wir sind außerdem enttäuscht, dass der Lippische Heimatbund und seine Fachstellen, aber auch, wie wir hören, die Schutzgemeinschaft Externsteine, nicht im Vorfeld in die Planungen einbezogen wurden und man nunmehr vor vollendete Tatsachen gestellt wird.

Wir fordern die Vertreterinnen und Vertreter der Landesverbandsversammlung auf, dieses Projekt - wie gut gemeint es auch immer gewesen sein mag - noch einmal gründlich zu überdenken und am Ende von einer Umsetzung an dieser Stelle abzusehen.

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Lippische Landes-Zeitung, 15./16.08.2015:

Nägel gibt`s nur gegen Spende / Bekannter Schauspieler wirbt für das Projekt

Horn-Bad Meinberg / Externsteine (sew). Grillen fördert die Geselligkeit, aber im Rondell des neuen Friedensraums an den Externsteinen werden die Feuerstellen nur zu besonderen Gelegenheiten entzündet. Der Designer und Schmied Alfred Bullermann legt Wert darauf, dass der Ort seine Ordnung behält.

"Die großen Feuertische, in die Körbe mit Glut eingehängt werden, werden nach dem Schmieden mit schweren Platten abgedeckt. An den Ringamboss werden Bänke angehängt", erklärte er. Das Ganze sei auch sehr solide angelegt, um Vandalismus-Schäden weitgehend auszuschließen. Der Schauspieler Heinz Hoenig hat mit Marianne Sägebrecht schon eine prominente Unterstützerin gefunden, denn mit dem Friedensraum verbindet sich eine Spendenaktion. "Es werden hier Nägel geschmiedet, deren Kopf mit einer Friedenstaube geprägt sind. Und es wird eine Sonderedition geben. 880 Nägel werden für 1.000 Euro verkauft." Ein Drittel sei für die Organisatoren und zwei Drittel für einen guten Zweck vorgesehen. "Wenn der Nagel eingeschlagen wird, gibt es ein Zertifikat", sagte Hoenig.

Jeder Nagel sei gleich viel wert. "Das ist das Grundprinzip des Friedens, dass alle Menschen gleiche Rechte haben", erklärte der Schauspieler. Wer nicht soviel anlegen möchte, kann sich einen etwas einfacheren Nagel für 100 Euro "kaufen" und den einschlagen. "Egal, für was gespendet wird - wenn die Quittung vorliegt, sind 75 Euro für den Nagel und 25 Euro für das Schmieden", sagte Bullermann.

Bildunterschrift: Im Oktober fertig: Schmiedeplatz und Kommunikationsrondell - Heinz Hoenig zeigt es mit den Fingern an.

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Lippische Landes-Zeitung, 15./16.08.2015:

Im Friedensraum fliegen bald die Funken / Unterhalb der Externsteine wird gebaut - Alfred Bullermann und Heinz Hoenig entwerfen das Konzept

Von Astrid Sewing

Den ersten Nagel hat NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin gekauft. Den nächsten kann er an den Externsteinen schmieden, denn dort wird ein Friedensraum gebaut. Ende Oktober soll er bereits fertig sein.

Horn-Bad Meinberg / Holzhausen-Externsteine. Duin hatte gestern ein volles Programm, in Bielefeld und Lippe schaute er sich Förderprojekte an. Dazu gehören das Wanderkompetenzzentrum am Hermannsdenkmal ebenso wie das, was an den Externsteinen entstehen wird. Der Schmied und Designer Alfred Bullermann hat gemeinsam mit dem Schauspieler Heinz Hoenig einen Friedensraum entworfen. Das Modell stellten sie gestern erstmals der Öffentlichkeit vor.

Auf einer runden Platte mit einem Durchmesser von zwölf Metern werden Feuerstellen angelegt, in der Mitte ragt ein Holzbalken mit 40 Zentimeter Durchmesser zwölf Meter in die Höhe. Durch einen Spalt kann man die Externsteine sehen. Nägel, die mit einer Spendenaktion verknüpft sind, werden dort geschmiedet und auch eingeschlagen (siehe Bericht unten).

Landrat Friedel Heuwinkel Externsteine verwies auf die besondere Symbolik des Projektes. "An den Externsteinen führten die Handelswege entlang, bis 1956 fuhr hier auch eine Straßenbahn. Wenn an dieser Stelle jetzt ein Platz entsteht, wo altes Handwerk präsentiert wird, Raum ist für Diskussionen und Wanderer eine Raststelle haben, dann ist das eine wunderbare Verbindung, ein Ort für die Völkerverständigung."

Heinz Hoenig gab mit Verve einen Ausblick auf das Projekt, versprach, "Prominente an diesen Ort zu holen", um alljährlich am 8. Mai - an diesem Tag im Jahr 1945 endete der Zweite Weltkrieg - auf die Krisenherde aufmerksam zu machen. "Nur wenn wir das immer wieder in den Mittelpunkt stellen und darüber reden, können wir auch etwas verändern." Im kommenden Jahr soll es ein internationales Schmiedetreffen geben, was Duin sehr erfreut. "Mein Opa war Schmied, und ich bin stolz darauf, dass ich auch den Titel Minister für das Handwerk tragen darf." Wander- und Informationszentrum hätten das Zeug dazu, Touristen anzulocken. Landesverbandsvorsteherin Anke Peithmann lobte die "hervorragende Zusammenarbeit", unter anderem mit der Schutzgemeinschaft Externsteine. Das Monument als solches solle auf jeden Fall bewahrt werden. Der offene Raum, der unterhalb auf der Wiese entsteht, soll eine Sichtachse zu den Steinen haben. Da die Genehmigungen fast komplett vorliegen, könne mit der Umsetzung schnell begonnen werden. Ende Oktober, so kündigte Heuwinkel an, soll der Raum unterhalb der Externsteine fertig sein.

Siehe Text unten.

Mehr zu dem Projekt unter LZ.de.

Bildunterschrift: Starke Stücke: Alfred Bullermann hat Wirtschaftsminister Garrelt Duin (rechts) und Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl (Zweite von rechts) einen Nagel überreicht. Im Kopf ist eine Friedenstaube aufgestempelt. Landesverbandsvorsteherin Anke Peithmann bekommt gleich den dritten überreicht. Der Künstler Tom Carstens hat mit einem Pfahl die Stelle für das Friedensraum-Modell markiert.


asewing@lz.de

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