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Blick nach Rechts , 17.08.2006 :

"Ideologische Erziehung" / Ex-Kader der verbotenen Wiking Jugend und NPD-Ordner beim Zeltlager der Heimattreuen Deutschen Jugend

Von Andrea Röpke

Existiert die 1994 verbotene Wiking Jugend seit Jahren weiter? Bei Betrachtung eines konspirativ organisierten und als "Pfadfinder"-Lager getarnten Kinder- und Jugendlagers der nationalistischen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) in Fromhausen bei Detmold Anfang August 2006 fallen einem Ähnlichkeiten beider Neonazi-Organisationen ins Auge. Etwa 100 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet zelteten eine Woche lang an einem Berghang im Weserbergland, mit Blick auf das Gebiet der Externsteine. "Allemania", "Germania" oder auch "Führerbunker" stand an den weißen Zelten. Am Eingang prangte das Schild: "Der Heimat und dem Volke treu". Auf der Wiese wehten neben der HDJ-Fahne auch noch schwarz-weiß-rote Wimpel.

Die Teilnehmer, darunter über 50 Kinder und Jugendliche kamen unter anderem aus Quedlinburg, Berlin, Werningerode, Höxter, Vechta, Ostwestfalen und Mecklenburg-Vorpommern. Frauen und Mädchen trugen lange Haare und blaue Röcke, die bis zum Boden reichten. Die Jungen waren in Knickerbocker gekleidet. In ähnlichem Outfit waren Wiking Jugend-Anhänger bis zum Verbot der Gruppe durch die Lüneburger Heide marschiert. Zu den Anführern des HDJ-Zeltlagers zählten denn auch alte WJ-Kader wie Gerd Ulrich aus Detmold, der gemeinsam mit seinem Vater den ehemaligen "Gau-Westfalen" geleitet haben soll. Ulrich stand unter anderem wegen Propaganda für eine verbotene Organisation und Sprengstoffbesitzes vor Gericht. Er gehört zum NPD-Ordnerdienst von Manfred Börm aus Lüneburg. Börm selbst galt als Leiter der Wiking-Sektion "Nordmark". Auch andere Ordner aus den Reihen der NPD nahmen am HDJ-Lager teil. Von den "Freien Nationalisten Vechta" war Christian Fischer dabei, der als ausgewiesener "Militär-Freak" gilt.

Nach Aussagen einer Aussteigerin gehört es "zum guten Ton" innerhalb der rechtsextremen Szene, Kinder zur "ideologischen Erziehung und körperlichen Ertüchtigung" in HDJ-Zeltlager zu schicken. Nach Angaben des Landesamtes für Verfassungsschutz in Bayern ist die völkische Organisation Beobachtungsobjekt des Bundesamtes. Besondere Aktivitäten der HDJ sind zur Zeit in Mecklenburg-Vorpommern zu verzeichnen. In Demmin fand vor kurzem eine Tanzveranstaltung statt, an der auch der NPD-Kandidat Nr. 2 Tino Müller aus Ückermünde teilnahm. Im Bereich Ludwigslust soll der NPD-Direktkandidat und Angehörige des Ordnerdienstes Andreas Theißen Jugendlager durchführen, er gilt als früherer WJ-Anhänger. Auch in Quaal in Nordwestmecklenburg fand kürzlich ein HDJ-Zeltlager statt, die Anwohner informierten die Polizei.

Die völkische Truppe geht gezielt auf Jugendlichen-Fang, in Fromhausen wurde ebenfalls versucht, örtliche Jugendliche anzuwerben. Ähnlich wie die damalige Wiking Jugend, scheut die HDJ ansonsten die Öffentlichkeit. Mehrere Journalisten, die das Zeltlager filmten, wurden von Ulrich und Kameraden verfolgt. Die Rechtsextremisten versuchten, das Fahrzeug der Medienleute von der Straße zu drängen. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf.


nandlinger@bnr.de

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