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Herforder Kreisblatt / Westfalen-Blatt , 07.06.2007 :

Schaffenskraft ist ungebrochen / Schöns feiern diamantene Hochzeit

Von Berno Ahlborn

Herford (HK). Wie viel Lebensfreude man auch mit mehr als 80 Jahren noch ausstrahlen kann, das zeigen Käthe und Heinz Schön. Das Ehepaar aus Lockhausen feiert heute diamantene Hochzeit.

60 gemeinsame Lebensjahre im Ehebund - Heinz (81) und Käthe Schön (80) sind dankbar, dass sie diesen selten erreichten Hochzeitstag bei noch "bester Gesundheit" begehen dürfen. "Wir wissen genau, was wir aneinander haben!" Mit bewundernswerter Klarheit und Direktheit kommt dieser Satz über ihre Lippen. Dabei waren die Zeiten, in denen sie sich kennen lernten, eher und dunkel und verworren. Käthe, geborene Ehlers, kam am 16. Dezember 1926 in Göttingen zur Welt und arbeitete als Modistin bis zur Geburt ihrer Kinder.

Heinz Schön, geboren am 3. Juni 1926 in Jauer (Niederschlesien), kam als Heimatloser im Jahre 1945 nach Göttingen, nachdem er zuvor als 17-Jähriger in die Bezahlmeister-Laufbahn der Handelsmarine eingetreten war. Sein erstes Bordkommando erhielt er als Zahlmeister-Anwärter auf dem ehemaligen KdF-Schiff "Wilhelm Gustloff". Am 30. Januar 1945 erlebte er den Untergang des mit mehr als 6.000 Flüchtlingen beladenen Schiffes, das sich auf dem Weg nach Kiel befand. Ein neues Bordkommando als Zahlmeister-Assistent auf dem Dampfer "General San Martin" ließ ihn noch elf Flüchtlingstransporte über die Ostsee miterleben.

Die Gustloff-Katastrophe und die Erlebnisse bei den Flüchtlingstransporten über die Ostsee im Frühjahr 1945 haben das weitere Leben von Heinz Schön entscheidend geprägt. Nach dem Krieg fand der heimatlose Schlesier zunächst in Göttingen eine zweite Heimat. Im September 1945 lernte er dort Käthe Ehlers kennen. Pfingsten 1946 folgte die Verlobung und am 7. Juni 1946 die Hochzeit.

Aus seiner Ehe mit Ehefrau Käthe gingen drei Kinder, Sohn Friedhelm und zwei Töchter, Eva-Marie und Jutta, hervor. Zur engeren Familie gehören acht Enkel und zwei Urenkel. Seit 1969 wohnen Heinz und Käthe Schön in einem schmucken Bungalow Auf dem Sepp 19 in Lockhausen.

Schöns Bestreben, erster Mann in einem Fremdenverkehrs- und Werbeamt zu werden, fand am 1. August 1953 seine Erfüllung in Herford. Mit seinem Dienstantritt im "Städtischen Verkehrsbüro" übernahm Heinz Schön gleichzeitig die Geschäftsführung des Verkehrsvereins und die Leitung des Theaterbüros der "Herforder Bühne". Ein Meilenstein in der Entwicklung war der Bau des Stadttheaters. Am 30. Juni 1990 schied er als "dienstältester Verkehrsdirektor in NRW" aus den Diensten der Stadt aus.

Gustloff-Experte mit Weltruf

"Meine Schaffenskraft ist ungebrochen", sagt der 81-Jährige. Keine Frage: Schön hat Herford bekannt(er) gemacht. Doch er selbst machte sich einen Namen durch seine schriftstellerischen Arbeiten, die bereits 1945 mit dem Aufbau eines "Gustloff-Archivs" begonnen hatten. Seit 1952 sind 20 Buchdokumentationen erschienen. Bei der Arbeit an der Novelle "Im Krebsgang" stand er Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass beratend zu Seite. Zuletzt war Heinz Schön als UFA-Berater tätig (das HK berichtete).

Nach der Einsegnung am Sonntag in der Neuapostolischen Kirche, Hermannstraße, wird im Familien- und Freundeskreis gefeiert. Dann bricht das Jubelpaar zu einem Kurzurlaub auf.

07./08.06.2007
herford@westfalen-blatt.de

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