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Neue Westfälische , 10.12.2020 :

Bielefelder Hooligans im Visier von Ermittlern

Bielefeld (jr). Bielefelder Ermittlungsbehörden gehen dem Verdacht nach, dass Teile der hiesigen Hooligan-Szene in verabredete Kämpfe mit gewalttätigen Fan-Gruppen anderer Vereine verwickelt sind. Am Rande eines Staatsschutzprozesses gegen die rechtsextreme Jungsturm-Kampfgruppe aus Erfurt tauchte in einem der sichergestellten Videos eine Schlägerei der Erfurter mit rund zehn Bielefelder Hooligans auf. Die Ermittlungsakten aus Thüringen werden aktuell für die Übergabe an die Bielefelder Polizei aufgearbeitet. Die Justiz wirft vier führenden Mitgliedern des Erfurter Jungsturms die "Bildung einer kriminellen Vereinigung" vor. Wie organisiert die gewalttätige Szene in Bielefeld ist, ist Gegenstand von Ermittlungen. In einschlägigen Chat-Foren gibt es aber immer wieder Hinweise darauf, dass auch Hooligans aus Bielefeld an arrangierten, teils sehr brutalen Kämpfen fern der Fußballstadien teilnehmen.

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Neue Westfälische Online, 02.12.2020:

Bielefelder Hooligans prügeln sich wieder ins Visier der Polizei

02.12.2020 - 20.18 Uhr

Am Rande des Prozesses gegen rechtsradikale Kämpfer der Erfurter Jungsturm-Gruppe wird deutlich, dass Bielefeld längst wieder mitmischt bei den illegalen Kämpfen.

Jens Reichenbach

Bielefeld. Eine Gruppe Bielefelder Hooligans ist plötzlich in den Fokus von Kripo und Justiz gerückt. Am Rande des Staatsschutzprozesses gegen die rechtsextreme Jungsturm-Kampfgruppe aus Erfurt tauchte in einem der sichergestellten Videos eine Schlägerei der Erfurter mit rund zehn Bielefelder Hooligans auf. Dabei handelte es sich um einen am 11. Februar 2018 arrangierten Kampf auf offener Wiese. Hooligans suchen heutzutage nicht mehr unbedingt die Nähe von Fußball-Stadien. Sie wollen die knallharte Auseinandersetzung fernab von Ultras und Polizeibegleitung.

Kampfsportler und Ultras

Wer die Bielefelder Schläger sind, scheint noch unklar zu sein. Sie treten nicht - wie der Jungsturm - unter festem Namen auf. Szene-Beobachter sprechen von wechselnden Protagonisten unterschiedlicher Herkunft - teilweise Fans und Ultras, teilweise Kampfsportler. Die Ermittlungsakten mit dem Beweisvideo aus Thüringen werden aktuell für die Übergabe an die Bielefelder Polizei aufgearbeitet, sagt Thomas Riebel, Sprecher der Staatsanwaltschaft Gera.

Vorwurf: Kriminelle Vereinigung

Nach der großen Jungsturm-Razzia im April hatten sich deutschlandweit mehrere bekannte Hooligan-Gruppen scheinbar aufgelöst. Denn die Justiz wirft jetzt vier führenden Mitgliedern des Erfurter Jungsturms die "Bildung einer kriminellen Vereinigung" vor. Diesem Vorwurf versuchen sich die Kämpfer anderer Städte, mit ihrer Auflösung zu entziehen. Auch die Bielefelder tauchen in einschlägigen Hooligan-Foren nur mit dem Namen Bielefeld auf - oder eben doch angedockt an die Fußballwelt als "Arminia Bielefeld".

"Bielefeld mischt wieder mit"

In diesen Foren melden die Kämpfer ihre Siege. So auch die Bielefelder Hooligans. Am 18. Oktober 2020 gab es offenbar eines der letzten Duelle. Die Notiz ist kurz: Arrangierter Kampf zwischen Braunschweig und Bielefeld, Acht gegen Acht, Bielefeld hat gewonnen. Ein User schreibt dazu: "Bielefeld ist seit zwei bis drei Jahren wieder aktiv. Sie haben inzwischen einige Kämpfe gemacht und auch gewonnen." Ein anderer: "Bielefeld will wieder mitmischen. Man hört ja inzwischen immer häufiger von denen."

Sprung auf den Kopf

Die "Matches" sind verabredet und geplant. Obwohl sie einvernehmlich stattfinden, sind sie in Deutschland verboten. Der Fight zwischen den Erfurter und Bielefelder Kämpfern fand laut Staatsanwaltschaft konkret auf einem bekannten Waldweg bei Hessisch-Lichtenau (im Werra-Meißner-Kreis in Hessen) statt. Bei den Duellen auf der Wiese - die Justiz nennt es Dritt-Ort-Auseinandersetzungen - gehen die Kontrahenten nicht zimperlich miteinander um.

Mit großer Wucht sollen die Erfurter Hooligans Schläge und Tritte gegen die Köpfe ihrer Gegner ausgeübt haben, auch wenn diese schon am Boden lagen, heißt es in der Anklageschrift. Hierbei sei es sichtbar zu Bewusstseinsbeeinträchtigungen der Gegner gekommen. Im Juli 2018 soll einer der Angeklagten sogar mit Anlauf und mit beiden Beinen auf den Kopf eines bereits ohnmächtigen Gegners gesprungen sein. Die Kämpfer nehmen offenbar den Tod ihrer Gegner in Kauf.

Gegner von Bröndby bis Basel

Diese Wiesenkämpfe werden jeweils in gleicher Gruppenstärke durchgeführt. Mal acht gegen acht, mal elf gegen elf. Nach den Ermittlungen der Kripo trafen 2018 zehn Erfurter - darunter die vier Angeklagten - auf zehn Bielefelder. Andere Duelle lieferten sich die Bielefelder laut ihren eigenen Angaben mit Hooligans aus Bröndby (08.10.2017), Dortmund und Köln (07.10. 2018), Darmstadt (13.10.18), Köln / Dortmund (20.01.2019), Bröndby (07.12.2019), Basel / Mannheim (15.03.2020), Bern (09.08.2020) und Braunschweig (18.10.2020).

Gefährlicher Videobeweis

Ein Aufeinandertreffen dauert maximal zwei Minuten. Die Gruppen gehen erst aufeinander zu, bis sie brüllend und prügelnd übereinander herfallen. Theoretisch sind zwei "Halbzeiten" à zwei Minuten üblich, sagen Szene-Kenner. Nicht immer kommt es noch zum zweiten Duell. Zum Beweis für die internationale Szene werden oft Videos oder Fotos in Sozialen Netzwerken veröffentlicht. Eines dieser Videos könnte nun den Bielefelder Hooligans Probleme bereiten, denn es wurde auf einem Handy der Angeklagten sichergestellt. Die Videos können durchaus zu Verurteilungen führen, auch wenn Opfer wie Täter eisern schweigen.

Bielefelder Szene-Kenner ermitteln

Die Szenekundigen Beamten (SKB) der Bielefelder Polizei sagen nichts zu ihren Erkenntnissen über die neue Hool-Szene - wegen laufender Ermittlungen. Schriftlich teilt die Behörde mit: "Die SKB haben die Aufgabe, die Strukturen, Aktivitäten sowie die sonstigen einsatzrelevanten Aspekte von Gruppierungen oder Einzelpersonen der Fan-Szene in den Blick zu nehmen. Der Fokus liegt dabei auf Personen, von denen mögliche Störungen der Veranstaltungen ausgehen könnten, aus dem Umfeld des Vereins und Gruppierungen einschließlich der so genannten Hooligan- und Ultra-Szene." Detaillierte Auskünfte zu einzelnen Protagonisten oder Gruppen würden nicht erteilt.

Rechtsextreme Arminia-Fans

Inwieweit gewaltbereite Bielefelder auch der politisch rechtsextremen Szene angehören, ist nur zu vermuten. 2016 hatte noch die "Venomous Generation" (VG), eine Mischung aus Arminia-Ultras und Hooligans, für Aufmerksamkeit gesorgt, weil eines seiner Mitglieder 2016 beim Neonazi-Kampfsport-Event "Kampf der Nibelungen" teilgenommen haben soll - unter dem Kampfnamen "Adolf". Zusammen mit Hooligans aus Hannover sollen sich die VG-Mitglieder auch an Drittort-Kämpfen beteiligt haben. Dabei trugen sie für die Neonazi-Szene bekannte rechte Shirts. Inzwischen hat sich aber auch die "Venomous Generation" aufgelöst. Szene-Kenner sagen, dass fast keine ihrer Mitglieder noch auf der Alm auftaucht.

Sechs Verhaftungen in Groningen

Die letzte große Prügelei am Rande eines Arminia-Spiels gab es am 5. September im holländischen Groningen. Damals waren Bielefelder Fans am Vortag des Freundschaftsspieles angegriffen worden. In einer Innenstadtstraße war es zu wüsten Szenen gekommen. Die holländische Polizei hat inzwischen sechs Tatverdächtige festgenommen. Die Bielefelder Polizei wurde um Amtshilfe ersucht. Ob die SKB an Hand der vorhandenen Anwohner-Videos Bielefelder Tatverdächtige identifizieren konnten, lässt die Behörde offen. Zeugen berichteten damals, dass kurz vor dem Angriff mehrere Fans sehr intensiv mit ihren Handys kommunizierten.

Bildunterschrift: Dieses Video zeigt ein Kampfduell des Erfurter Jungsturms (rote T-Shirts) mit einer anderen Hooligan-Gruppe. Auch Bielefelder Hooligans nahmen an so einem illegalen Kampf teil.

Bildunterschrift: Bielefelder Hooligans lieferten sich im Sommer eine Straßenschlacht mit Fußballfans aus Groningen.

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Hannover rechtsaußen, 29.08.2018:

Alles für Bielefeld-Hannover?

Freundschaften und freundschaftliche Kontakte sind unter Fußballfans nichts neues, man besucht sich, unterstützt sich bei den Spielen des jeweiligen Vereins und verbringt Zeit miteinander. In diesem Text soll die Freundschaft zwischen der rechtsoffenen Ultra- und Hooligan-Gruppe "West Hannover", welche der Fanszene von Hannover 96 zuzuordnen ist und der rechten Nachwuchs-Hooligan-Gruppe "Venomous Generation" (VG) aus Bielefeld beleuchtet werden. Scheint es zuerst wie eine normale Freundschaft zwischen Fußballfans, steckt beim genaueren Hinsehen mehr dahinter.

"West Hannover" ist eine der führenden Gruppen in der hannoverschen Fan-Szene und maßgeblich an der zum Teil gewaltsamen Verdrängung von antirassistischen Menschen aus der Kurve, sowie der aktuellen Umstrukturierung innerhalb der Fan-Szene, beteiligt.

Es gibt zum Teil personelle Überschneidungen zur, nicht mehr in Erscheinung tretenden rechten Hooligan-Gruppe "Royal Riot Hannover".

Weitere Informationen zur ehemaligen Hooligan-Gruppierung "Royal Riot Hannover" und ihrer Verbindungen in die Neonazi-Szene Hannovers, werden in der vorliegenden Broschüre zusammengefasst:

https://hannoverrechtsaussen.noblogs.org/files/2018/08/Royal-Riot.pdf

Hier zu nennen ist unter anderen Maximilian Meier aus Barsinghausen. Meier, der schon in der Vergangenheit mehrfach durch Angriffe und Bedrohungen gegenüber antirassistischen und antifaschistischen Menschen auffiel, kann sowohl dem ehemaligen Umfeld von "Royal Riot" zugeordnet werden als auch zu "West Hannover". Im Umfeld der Gruppe "West Hannover" bewegt sich außerdem Marcel Schmiedeskamp, ehemals "Royal Riot" und mit guten Kontakten zur verbotenen Kameradschaft "Besseres Hannover".

Die Fan-Gruppe "West Hannover" beteiligt sich nicht nur am Support im Stadion sondern stellt auch Teile der gewaltbereiten Fan-Szene, die an so genannten Dritt-Ort-Auseinandersetzungen teilnimmt. Hierbei stehen ihnen ihre Freunde aus Bielefeld der "VG" zur Seite. Die "Venomous Generation" ist eine Nachwuchs-Ultra- und Hooligan-Gruppe aus Bielefeld. Auch bei ihr gibt es Überschneidungen in das extrem rechte Milieu. So ist zum Beispiel Haug Ole Schubert aus Bückeburg (ehemals Autonome Nationalisten Bückeburg) Mitglied in der Gruppe und tritt auch offen mit T-Shirts der Gruppe in der Öffentlichkeit auf. Die "VG" hat große Bezugspunkte in das extrem rechte Milieu. So nahm mindestens 1 Kämpfer unter dem Kampfnamen "Adolf" am rechten Kampfsport-Event "Kampf der Nibelungen" teil und wurde dort von einer Vielzahl von VG-Mitgliedern und Sympathisantinnen, Sympathisanten unterstützt.

Weitere Informationen zum rechten Kampfsportevent Kampf der Nibelungen:

www.belltower.news/kampf-der-nibelungen-eine-sportveranstaltung-von-und-fuer-neonazis-42850

Auffällig ist auch, dass Tragen von extrem rechter Kleidung, die vor allem bei Personen aus dem VG-Spektrum beobachtet werden kann. So posierten Mitglieder der Gruppe mit T-Shirts des "Kampf der Nibelungen" sowie T-Shirts der extrem rechten Hooligan- und Kampfsport-Marke "White Rex" aus Russland oder T-Shirts der Marke "Thor Steinar". Zu sehen sind unter anderen ein abgewandeltes Hakenkreuz, sowie weitere Motive von "White Rex".

Weitere Informationen zur extrem Rechten Marke White Rex:

https://runtervondermatte.noblogs.org/white-rex-aggressive-clothing-brand/

Ebenfalls bezeichnend ist, dass eben jene "VG" bei ihren Dritt-Ort-Auseinandersetzungen mit einheitlichen T-Shirts von "White Rex" "Ultraviolence" aufläuft, was noch einmal mehr zeigen sollte, dass sich die komplette Gruppe mit einer rechten Gesinnung schmückt und diese Gesinnung komplett akzeptiert wird.

Nachweislich nahm die "VG" an dem von "West Hannover" organisierten Fußball Turnier der hannoverschen Fan-Szene teil. Dort konnte beobachtet werden, dass mindestens ein Musikstück der rechten Musik-Gruppe "Sleipnir" gespielt wurde. Dies wurde scheinbar von der kompletten Fan-Szene, die an dem Tag bei dem Turnier versammelt war akzeptiert oder zumindest geduldet. So konnte das Lied bis zum Ende gespielt werden.

Uns wurde ein Video von der Situation zugespielt. Wir veröffentlichen hier nur die Tonspur. Zu hören ist das Lied "Wunderbare Jahre" von Sleipnir auf dem Fußballturnier der hannoverschen Fanszene 2018:

https://hannoverrechtsaussen.noblogs.org/post/2018/08/29/alles-fuer-bielefeld-hannover/

Aber nicht nur zu "West Hannover" knüpfte die "VG" Kontakte, sondern auch zu anderen Personen und Gruppen aus der hannoverschen Fanszene. Zu nennen sind hier zum Beispiel Personen um die so genannte "Sektion Hildesheim". Im speziellen geht es hierbei um den Neonazi Paule Meibaum. Dieser nahm an mehreren Neonazi-Demonstrationen in Niedersachsen unter anderen dem Trauermarsch in Bad Nenndorf teil und gehört seit einiger Zeit ebenfalls zur Fan-Szene von Hannover 96. Meibaum trat auf mehreren Fotos, die in Sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden zusammen mit Haug-Ole Schubert auf. Dort sieht man ebenfalls deutlich, dass Schubert ein T-Shirt der Neonazi Marke "White Rex" trägt.

Ein weiterer Beleg für die extrem rechten Umtriebe der "Venomous Generation" kann in der Freundschaft zu den "Ultras Debrecen" geliefert werden. Die "Ultras Debrecen" aus Ungarn sind ebenfalls im extrem rechten Milieu zu verorten, so drucken sie Aufkleber mit SS-Totenköpfen oder schwenken im Stadion abgewandelte Hakenkreuz-Fahnen. Auch hier pflegt die "VG" und ihr Umfeld keinerlei Berührungsängste mit offen auftretenden Neonazis und posieren beispielsweise für ein gemeinsames Foto, samt Gruppen-Fahnen.

Schlussendlich bleibt zu sagen, dass die Gruppe "West Hannover" aktiv und unter Einsatz von körperlicher sowie psychischer Gewalt einen Wandel der Fan-Szene vorantreibt, in der antirassistische Menschen keinen Platz mehr haben sollen. Rechtsoffenen und teilweise auch klar rechts auftretenden Personen wird hingegen der Zugang zum Stadion ermöglicht oder dieser zumindest nicht mehr aktiv verweigert. Zusammen mit ihren Freunden von der "VG" schaffen sie ein Klima der Gewalt, in dem sich viele antirassistische und antifaschistische Menschen im Stadion nicht mehr wohlfühlen können.

Gegen den rechten Konsens in der aktiven Fan-Szene!

Bildunterschrift: Mitglieder der Gruppen "Venomous Generation" und "West Hannover". Vorne rechts: Haug Ole Schubert.

Bildunterschrift: Maximilian Meier in der Bildmitte.

Bildunterschrift: Mitglieder der "Venomous Generation" mit T-Shirts von "White Rex" und "Kampf der Nibelungen".

Bildunterschrift: Mitglieder der "Venomous Generation" mit T-Shirts des "Kampf der Nibelungen".

Bildunterschrift: Mitglieder der "Venomous Generation" beim Fußballturnier der hannoverschen Fan-Szene 2018.

Bildunterschrift: Haug Ole Schubert mit "White Rex"-T-Shirt zusammen mit Paule Maibaum.

Bildunterschrift: Aufkleber der Ultras Debrecen.

Bildunterschrift: Ultras Debrecen und Venomous Generation.

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Am 2. Dezember 2020 informierte die "Neue Westfälische", in dem Prozess gegen die Thüringer Neonazi-Hooligan-Gruppe "Jungsturm" sei im Video eine Schlägerei mit rund zehn Bielefelder Hooligans zu sehen.

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