Veranstaltungen / Nachrichten ,
07.03.2013 :
Tages-Chronologie von Donnerstag, 7. März 2013
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Veranstaltungskalender:
- Donnerstag, 7. März 2013 von 08.00 bis 17.00 Uhr -
Ausstellung von Vittore Bocchetta: "Rivisitazione - Wiederbegenung mit Flossenbürg und Hersbruck"
Veranstaltungsort:
Rathaus am Markt
Marktplatz 5
32756 Detmold
Ausstellungszeitraum: Vom 30. Januar bis 22. März 2013 montags bis donnerstags von 08.00 bis 17.00 Uhr und freitags von 08.00 bis 13.00 Uhr.
Vittore Bocchetta thematisiert in der Ausstellung "Rivisitazione" seine Zeit in den Konzentrationslagern Flossenbürg und Ravensbrück.
Vittore Bocchetta, 1918 geboren, geriet als Student in Verona in Konflikt mit dem faschistischen Regime Mussolinis. Seit 1941 befand er sich im Widerstand gegen dieses Regime und seit dem Herbst 1943 gegen die deutsche Besatzungsmacht.
Bocchettas Odyssee begann mit der Verhaftung des Veroneser Widerstands. Von der Zelle in Verona über das deutsche Durchgangslager in Bozen führte sein Weg in die Konzentrationslager Flossenbürg in der Oberpfalz und Hersbruck in Franken. 1945 konnte Bocchetta als einer von zwei Überlebenden seiner Veroneser Gruppe fliehen.1949 verließ er Italien, dessen politische Entwicklung ihn enttäuschte. In Argentinien, Venezuela und seit 1958 in den USA arbeitete er als Literaturwissenschaftler sowie als Bildhauer und Maler.
1986 schrieb er seine Erinnerungen nieder. Sie sind der Ausdruck einer liberalen Weltsicht, die gegen den italienischen Faschismus und gegen den Nationalsozialismus bestehen musste. Die Erfahrungen in den Lagern Bozen, Flossenbürg und Hersbruck verdichteten sich zu einem Gemälde dieser Grenzerfahrung menschlicher Existenz.
Im Herbst 1992 kehrte Vittore Bocchetta endgültig nach Verona zurück.
Die Ausstellung wird vom Freundeskreis Vittore Bocchetta - Non Dimenticare e.V. präsentiert:
www.non-dimenticare.de
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- Donnerstag, 7. März 2013 um 19.30 Uhr -
Vortrag von Wolfgang Schroeter: Albert Speer, Hitlers Architekt und Rüstungsminister
Veranstaltungsort:
Heimatmuseum
Schnathorster Straße 3
32609 Hüllhorst
http://heimatmuseum.huellhorst.de/
Als Architekt schuf er Hitlers Reichskanzlei und wollte Berlin zu einem gigantischen Gaermania - so der programmatische neue Name- umbauen, das alle anderen Metropolen in den Schatten stellen sollte. Als Rüstungsminister wider Willen steigerte er die Kriegsproduktion von Panzern und Flugzeugen trotz des immer stärker werdenden Bombenkrieges der Alliierten um ein Vielfaches und verlängerte so den Krieg. Auf Grund seines erfolgreichen Managements war er davon überzeugt, dass die Alliierten auch nach der Kapitulation nicht auf ihn verzichten könnten. Stattdessen wurde er in den Nürnberger Prozessen zu 20 Jahren Haft verurteilt.
Dort hatte er ausgiebig Zeit, seine Erinnerungen zu schreiben, die laut Golo Mann "zu den lesenswertesten unter allen, die wir Überlebenden des Dritten Reiches verdanken" und "zu den Spitzen politischer Memoiren-Literatur" gehören. Sie sind die intelligentesten und detailliertesten Innenansichten des nationalsozialistischen Machtzentrums. Er beschreibt unter anderem die endlosen nächtlichen Monologe Hitlers auf dem Berghof, die keiner zu verlassen wagte, selbst wenn "der Führer" eingeschlafen war. Andererseit behauptet er darin sogar, ein Attentat auf Hitler geplant zu haben, das heißt, er stellt sich ganz als "der gute Nazi" dar, so der Titel der Biografie von Dan van der Vat. Bis zu seinem Tode 1981 konnte er erfolgreich seine Verstrickung in die Verbrechen der Nazis vertuschen. Wer war er wirklich?
Wolfgang Schroeter spürt in seinem Vortrag der schillernden Persönlichkeit von Albert Speer und der Frage nach seiner Schuld nach. Wolfgang Schroeter ist Lehrer für Englisch, Sozialwissenschaften und Geschichte an der Gesamtschule Porta Westfalica und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Nationalsozialismus und Speer. Seine Spurensuche führte ihn bis nach Auschwitz und Israel.
Eine Veranstaltung in Kooperation der Volkshochschule Lübbecker Land mit dem Heimatverein "Nachtigallental" Hüllhorst e.V., dem Heimatverein Schnathorst und dem Heimatmuseum Hüllhorst.
Informationen unter: www.vhs-altkreis-luebbecke.de
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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Donnerstag, 7. März 2013
Vom 22. bis 24. Februar 2013 fand im "Ostheim" in Bad Pyrmont die "13. Winterakademie" des extrem rechten "Institut für Staatspolitik" zum Thema "Reaktion" statt.
Am 6. März 2013 begann vor dem Landgericht Bielefeld ein Prozess gegen acht Neonazis wegen des Überfalls auf die Gaststätte "Hamburger Hof" in Minden am 28. November 2010.
Für den 9. März 2013 hat der Bielefelder Neonazi Sascha Krolzig für die Partei "Die Rechte" eine Demonstration ab 12.00 Uhr am Bahnhof (Auftaktkundgebung) in Soest angemeldet.
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Bad Pyrmont: Neurechte Tagung im "Ostheim"
Vom 22. bis 24. Februar 2013 fand im "Ostheim" in Bad Pyrmont, der "Jugendbildungs- und Tagungsstätte der Landsmannschaft Ostpreußen", die "13. Winterakademie" des extrem rechten "Institut für Staatspolitik" zum Thema "Reaktion" statt. Darüber berichtet heute, am 7. März 2013, der NDR.
"Kein Platz für rechte Ideologien"
Demnach hat der Rat der Stadt Bad Pyrmont heute, am 7. März 2013, einstimmig eine Erklärung unter dem Titel "Kein Platz für rechte Ideologien - Wir zeigen Gesicht und Flagge" verabschiedet:
"Gemeinsame Erklärung der im Bad Pyrmonter Stadtrat vertretenen Parteien
Nach Nordrhein-Westfalen, Hessen und Brandenburg hat nunmehr auch in Niedersachsen die vom Verfassungsschutz erwartete Gründung eines Landesverbandes der Partei "Die Rechte" stattgefunden.
Diese Partei wird wegen ihrer fremdenfeindlichen Positionen von der Verfassungsschutzbehörde als rechtsextremistisch eingestuft.
Vor diesem Hintergrund wird die so genannte 13. Winterakademie des "Institutes für Staatspolitik" - IfS - in einer Bildungsstätte in Bad Pyrmont von den politisch Verantwortlichen in unserer Stadt abgelehnt.
Mitglieder des Institutes sehen als Ziel ihrer Arbeit eine intellektuelle Auffrischung der "neuen Rechten". Eine wissenschaftliche Elite der "neuen Rechten" soll in der Mitte der Gesellschaft für die Akzeptanz rechten Gedankengutes werben.
Das IfS setzt sich für eine so genannte konservative Revolution ein, deren Ziel es ist, heterogene Bestrebungen in der Gesellschaft zu zerstören, um ein "homogenes Kollektiv" zu schaffen.
Wir, der Rat der Stadt Bad Pyrmont, erklären mit Nachdruck, dass Bad Pyrmont weltoffen und aufgeschlossen ist und wir keinerlei rechtsextremes Gedankengut in unserer Stadt tolerieren werden.
Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, mit den Kirchen und den in unserer Stadt vertretenen Institutionen bringen wir zum Ausdruck, dass in unserer Kurstadt rechte Heilsbringer im Nadelstreifen unerwünscht sind und nicht geduldet werden.
Der Rat der Stadt Bad Pyrmont stellt fest, dass rechtsextremistisch motivierte Aktivitäten und Diskriminierungen eindeutig im Widerspruch zu dem im Grundgesetz garantierten Schutz der Menschenwürde und dem Gleichbehandlungsgebot stehen.
Deshalb verpflichtet sich der Rat der Stadt Bad Pyrmont im Rahmen seiner Möglichkeiten, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um jeder Art von rechtsextremistischen Aktivitäten entgegenzuwirken.
Auch der Nds. Verfassungsschutz befürchtet, dass gerade bei jungen Menschen mit entsprechender Ausrichtung eine Art Sogwirkung in Richtung der neuen Partei entstehen könnte. Er sehe in der Parteigründung einen erneuten Beleg dafür, wie wandlungsfähig der Rechtextremismus sei, so der Verfassungsschutzpräsident."
Unglaubwürdige Distanzierung
Wenig glaubwürdig erscheint das Bedauern des Sprechers der "Landsmannschaft Ostpreußen e.V.", Stephan Grigat, zur Vermietung des "Ostheims" an das "Institut für Staatspolitik", einer Organisation mit Verbindungen zur NPD. "Eigentlich gucken wir schon genau hin", sagte Grigat gegenüber dem NDR, aber in diesem Fall sei dem Heimleiter der Hintergrund des Instituts für Staatspolitik leider nicht klar gewesen.
Verbindungen zu Neonazis
Seit März 1998 gibt es ein rechtskräftiges Urteil gegen Stephan Grigat, in dem festgestellt wird, dass die "Kreisgemeinschaft Goldap Ostpreußen e.V.", deren "Kreisvertreter (Vorsitzender)" Grigat ist, " ... in ihrer Zeitung "Die Heimatbrücke" " ... unter anderem eine Aktion eines NPD-Mitglieds in "Nordostpreußen" (gemeint ist das russische Gebiet Kaliningrad) unterstützt" hat. Quelle: "Neue Stader - Wochenblatt" vom 14. März 1998: "Grigat und die Herren Otto, Munier, Roeder / Immer wieder gerne geleugnet: die Verbindungen der KG Goldap zu Rechtsextremen".
CDU-Politiker bedankte sich bei der Wehrmacht
Grigat, Mitglied der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Detmold, sorgte zuletzt am 29. Mai 2011 europaweit für Schlagzeilen. Er begrüßte als Sprecher der "Landsmannschaft Ostpreußen e.V.", auf deren "Deutschlandtreffen" in Erfurt "besonders herzlich die Angehörigen der früheren deutschen Wehrmacht":
"Deutschland schuldet Ihnen Dank"
"Dies ist mir ein besonderes Anliegen. Deutsche Soldaten haben unter Einsatz ihres Lebens die Flucht hunderttausender Ostpreußen ermöglicht und dafür tausendfach ihr eigenes Leben hingegeben. Deutschland schuldet Ihnen Dank, Ostpreußen steht in Ihrer Schuld. Sie sind uns herzlich willkommen!" Und: "Die Vertreibung als solche und die damit zusammenhängenden Taten waren unverjährbare und in ihrer Dimension in der Neuzeit einzigartige Verbrechen", verkündete Grigat in Erfurt unter lautem Beifall.
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Minden / Bielefeld: Prozessauftakt gegen acht Neonazis
Am 6. März 2013 begann vor der IV. Strafkammer des Landgerichts Bielefeld ein Prozess wegen des Überfalls auf die Gaststätte "Hamburger Hof" in Minden am 28. November 2010 gegen die Neonazis Andre Bille (31) aus Minden, Marco Franke (37) aus Petershagen, Alexander Michael H. (22) aus Bielefeld, Jannik R. (22) aus Hille, Markus O. (31) aus Vlotho, Christian W. (24) aus Lübbecke, Patric Z. (23) aus Minden und Sascha D. (34) aus Herford, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung, Beleidigung und des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole. Darüber berichten heute, am 7. März, 2013, das Mindener Tageblatt, die Neue Westfälische, das Westfalen-Blatt und Radio Westfalica.
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Soest: Neonazi-Demonstration angemeldet
Für den 9. März 2013 hat der Bielefelder Neonazi Sascha Krolzig für die Partei "Die Rechte" eine Demonstration ab 12.00 Uhr (Auftaktkundgebung) am Bahnhof in Soest angemeldet. Darüber berichtet heute, am 7. März 2013, die Kreispolizeibehörde Soest.
Antifaschistische Informationen unter: www.soest.blogsport.de
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Artikel-Einträge in der Datenbank:
Norddeutscher Rundfunk, 07.03.2013:
Bad Pyrmont will kein Ort für Rechte sein
Radio Westfalica, 07.03.2013:
Prozess um Hamburger Hof-Überfall
Westfalen-Blatt, 07.03.2013:
Rechtsgerichtete Schläger vor Gericht / Angeklagte gestehen Überfall auf Kulturclub - Haupttäter sollen Geldstrafen zahlen
Neue Westfälische, 07.03.2013:
Rechte Schläger hoffen auf geringe Geldstrafen / Überfall auf linken Szenetreff in Minden vor Gericht
Mindener Tageblatt, 07.03.2013:
Überfall auf Hamburger Hof: Angeklagte hoffen auf niedrige Geldstrafen
Kreispolizeibehörde Soest, 07.03.2013:
Am Samstag wird in Soest demonstriert
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Norddeutscher Rundfunk, 07.03.2013:
Bad Pyrmont will kein Ort für Rechte sein
07.03.2013 - 14.28 Uhr
In einigen niedersächsischen Städten machen immer wieder Rechtsextreme auf sich aufmerksam: In Bad Nenndorf veranstalten Nazis regelmäßig Trauermärsche, in Wunstorf kam es in der Vergangenheit zu gewalttätigen Angriffen von Rechten und in der Landeshauptstadt sorgte die inzwischen verbotene Gruppe "Besseres Hannover" für Wirbel. Solchen Verhältnissen will die Stadt Bad Pyrmont im Landkreis Hameln-Pyrmont frühzeitig vorbeugen. Nachdem im Februar eine politisch fragwürdige Organisation in einem örtlichen Veranstaltungszentrum getagt hatte, will der Stadtrat am Donnerstag eine Erklärung gegen "rechte Ideologien" abgeben.
"Rechtsausrichtung in Nadelstreifen"
"Wir erklären mit Nachdruck, dass Bad Pyrmont weltoffen und aufgeschlossen ist und wir keinerlei rechtsextremes Gedankengut in unserer Stadt tolerieren", lautet eine der zentralen Stellen in der Erklärung des Stadtrats, der am Nachmittag tagt. Die Stadt reagiert damit auf eine Veranstaltung des "Instituts für Staatspolitik" vor zwei Wochen. "Dieses Institut steht für eine Rechtsausrichtung in Nadelstreifen, eine rechte Elite", sagte Ursula Körtner von der CDU. Sie ist eine der treibenden Kräfte hinter der Resolution. Die ganze Stadt wolle ein Zeichen setzen, dass solche Leute in Bad Pyrmont nicht willkommen sind. "Wehret den Anfängen, das ist ganz wichtig", sagte Körtner.
Ostheim-Betreiber wussten nicht, an wen sie vermieten
Das Institut für Staatspolitik hatte für seine "Winterakademie" das Pyrmonter Ostheim genutzt, ein Schulungszentrum der Landsmannschaft Ostpreußen. Deren Sprecher Stephan Grigat bedauert die Vermietung an den Verein vom rechten Rand. Es sei nicht die Absicht gewesen, das Ostheim einer solchen Gruppe mit Verbindungen zur NPD zu überlassen. "Eigentlich gucken wir schon genau hin", sagte Grigat. Aber in diesem Fall sei dem Heimleiter der Hintergrund des Instituts für Staatspolitik leider nicht klar gewesen.
Bildunterschrift: Zustände wie in anderen niedersächsischen Städten will Bad Pyrmont von vornherein vermeiden.
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Radio Westfalica, 07.03.2013:
Prozess um Hamburger Hof-Überfall
Nach dem Überfall auf den Hamburger Hof in Minden könnte es für die Schläger milde Urteile geben. Wenn die acht Angeklagten die Vorwürfe zugeben, könnte es bei Geldstrafen bleiben. Das wurde gestern am ersten Verhandlungstag vor dem Bielefelder Landgericht deutlich: Dabei ging ein Raunen durch die Zuschauermenge.
Nach den Schilderungen, was sich eines Abends Ende 2010 abgespielt haben soll, konnten einige Zuhörer die Worte der Richter kaum glauben. Die acht Angeklagten der rechten Szene fühlten sich wohl provoziert, weil einige Linke sie mit Steinen beworfen hatten. Gegenseitig stachelten sie sich dann auf, maskierten sich und fuhren zum Hamburger Hof. Mit Nazi-Parolen wie "Sieg Heil" betraten sie das Lokal und zerlegten den Großteil der Einrichtung. Einer der Angeklagten schlug einen dunkelhäutigen Gast mit dem Ellenbogen bewusstlos. Anschließend ergriffen sie die Flucht. Der Prozess geht morgen weiter.
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Westfalen-Blatt, 07.03.2013:
Rechtsgerichtete Schläger vor Gericht / Angeklagte gestehen Überfall auf Kulturclub - Haupttäter sollen Geldstrafen zahlen
Von Uwe Koch
Minden (WB). Schwarz gekleidet, vermummt und Nazi-Parolen grölend sollen rechtsgerichtete Schläger im November 2010 einen Kulturclub in Minden gestürmt haben. Seit Mittwoch stehen acht Angeklagte vor dem Landgericht Bielefeld. Die Männer im Alter von 22 bis 37 Jahren sind weitgehend geständig.
Die Veranstalter hatten in das Szenelokal "Hamburger Hof" in Minden zu einem Reggae-Abend eingeladen. Die Stimmung unter den Besuchern war prächtig, bis am frühen Morgen des 28. November 2010 mindestens neun Unbekannte das Lokal stürmten: Mit Parolen wie "Heil Hitler" und "Zecken raus, das ist unser Land" oder "Beim nächsten Mal gibt es Tote" ließen die Eindringlinge ihre Wut zuerst nur am Mobiliar aus: Mit Barhockern zertrümmerten sie einen Kühlschrank, Zapfhähne und Gläser. Bevor die mit Sturmhauben, Tüchern und Käppis vermummten Angreifer flüchteten, schlug aber einer der Männer einen farbigen Besucher der Musikveranstaltung mit einem Ellenbogenschlag zu Boden. Der Mann verlor das Bewusstsein, erlitt Hämatome.
Der Staatsschutz der Bielefelder Polizei und die Kriminalpolizei Minden ermittelten und kamen durch den entscheidenden Hinweis eines Zeugen auf die Spur der Täter: Der Mann hatte sich das Nummernschild eines Fluchtfahrzeugs gemerkt. Danach wurde bis Anfang Januar 2011 ein Täterkreis von 14 Neonazis aus ganz Ostwestfalen-Lippe ermittelt.
Nach den ersten Vernehmungen dieser Männer stellte sich der Überfall auf den "Hamburger Hof" demnach als "Racheakt" heraus. Und auch mehrere der Angeklagten bestätigten gestern zum Prozessauftakt vor der 4. Strafkammer des Landgerichts Bielefeld diese Ermittlungsergebnisse. Am Vorabend des Überfalls habe demnach ein Musikabend in einem anderen Mindener Lokal stattgefunden. Dort hätten sich "Angehörige des rechten Spektrums" getroffen. Plötzlich seien auf diese Teilnehmer Steine geflogen. Die Verursacher hätten vor Ort nicht ausgemacht werden können. Die Neonazis seien sicher gewesen, dass es "linke Steinewerfer" gewesen seien. Denen habe man "einen Denkzettel verpassen wollen", gestanden zwei 22-jährige Angeklagte aus Hille und Bielefeld.
Insgesamt neun Männer fuhren in drei Autos zum "Hamburger Hof", in denen man die Steinewerfer vermutete. Dann kam es zu dem Überfall.
Die Delikte Körperverletzung, Beleidigung, Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen und Sachbeschädigung hat die Staatsanwaltschaft angeklagt. Kammervorsitzender Christoph Meiring stellte gestern klar, dass sich alle Angeklagte wohl zumindest wegen der Sachbeschädigung verantworten müssten. Auf Anregung der Verteidiger stellte das Gericht dafür nach einer vorläufigen Beratung moderate Höchststrafen in Aussicht: So sollen die Haupttäter jeweils Geldstrafen zahlen. Die Strafverfahren gegen die damals jugendlichen Täter sollen eingestellt werden.
Bildunterschrift: Prozessauftakt vor dem Landgericht Bielefeld: Acht Neonazis aus ganz Ostwestfalen-Lippe sitzen auf der Anklagenbank.
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Neue Westfälische, 07.03.2013:
Rechte Schläger hoffen auf geringe Geldstrafen / Überfall auf linken Szenetreff in Minden vor Gericht
Von Jürgen Langenkämper
Minden / Bielefeld. Wegen des mehr als zwei Jahre zurückliegenden Überfalls auf den linken Szenetreff Hamburger Hof in Minden müssen sich seit gestern acht junge Männer der rechten Szene vor dem Landgericht Bielefeld verantworten. Gegen die Zusicherung einer Geldstrafe zeigte sich auch der Hauptangeklagte Andre C., ein 31-jähriger Mindener, teilweise geständig.
Der Sachbeschädigung und in einem Fall auch der schweren Körperverletzung sind neun Männer aus OWL im Alter von 22 bis 37 Jahren angeklagt. Der 25-jährige Michael U. aus Extertal erschien jedoch gar nicht erst zur Verhandlung vor der IV. Strafkammer. Sein Verfahren wurde abgetrennt und Haftbefehl erlassen.
Gegen die Zusicherung eines Höchststrafmaßes in Form von Geldstrafen zeigten sich alle Angeklagten zu geständigen Einlassungen bereit. Zum Teil hatten sie bereits bei ihren Vernehmungen umfangreich gestanden - nicht an alle derzeitigen Aussagen konnten sie sich jetzt noch vollständig erinnern. Angeblich waren dem Überfall in der Nacht zum 28. November 2010 Steinwürfe im Umfeld eines Rechtsrock-Konzerts in einem alten Luftschutzbunker vorausgegangen. Den hatte der seinerzeit arbeitslose Patric A. (23) für Partys und Konzerte der rechten Szene angemietet.
Nach dem Konzert schaukelte sich die Stimmung hoch, und eine Gruppe von mehreren Leuten - die Polizei ermittelte 14 - fuhr zum Hamburger Hof, wo sie Mitglieder der linken Szene vermuteten, um ihnen "einen Denkzettel zu verpassen", so Yannik S. (22) aus Hille. Einen Plan habe es nicht gegeben.
Konkrete Aussagen zu seinem gewalttätigen Vorgehen machte Andre C. Er stürmte als Erster mit einem Schal vermummt in den "Laden". "Ich habe gleich versucht, am Kühlschrank die Scheibe einzuschlagen, weil … schwer zu sagen." Dann griff er einen Barhocker mit der Linken. Als er im Augenwinkel einen Gast aus einem Nebenraum kommen sah, versetzte er ihm mit der Rechten einen kräftigen Ellbogencheck ins Gesicht, so dass der Mann bewusstlos zu Boden ging. Dann verließ C. das Lokal "als Letzter" und warf noch den Barhocker in den Raum. Nach der Tat flüchteten die Täter, trafen sich später auf einem Parkplatz und tranken zum Teil noch ein Bier in einem Lokal. Die Verhandlung wird morgen fortgesetzt.
Bildunterschrift: Geständig: Der Angeklagte Andre C. mit seinem Verteidiger.
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Mindener Tageblatt, 07.03.2013:
Überfall auf Hamburger Hof: Angeklagte hoffen auf niedrige Geldstrafen
Mildes Strafmaß gegen Geständnisse in Sicht / Erinnerungslücken nach mehr als zwei Jahren
Von Jürgen Langenkämper
Minden / Bielefeld (mt). Wegen des mehr als zwei Jahre zurückliegenden Überfalls auf den Hamburger Hof müssen sich seit gestern acht junge Männer der rechten Szene vor dem Landgericht Bielefeld verantworten. Gegen die Zusicherung von Geld- statt Haftstrafen zeigte sich auch der Hauptangeklagte Andre C. (Namen geändert), ein 31-jähriger Mindener, teilweise geständig.
Der Sachbeschädigung und in einem Fall auch der schweren Körperverletzung sind neun Männer aus OWL im Alter von derzeit 22 bis 37 Jahren angeklagt. Der 25-jährige Michael U. aus Extertal erschien jedoch gar nicht erst zur Verhandlung vor der IV. Strafkammer. Sein Verfahren wurde abgetrennt und Haftbefehl erlassen.
Gegen die Zusicherung eines Höchststrafmaßes in Form von Geldstrafen zeigten sich alle Angeklagten zu geständigen Einlassungen. Zum Teil hatten sie bereits bei ihren Vernehmungen durch Polizei und Staatsschutz umfangreich gestanden - nicht an alle derzeitigen Aussagen konnten sie sich jetzt noch vollständig erinnern, wie die Nachfragen der Richter, der Staatsanwältin und teilweise auch der Verteidiger ihrer Mitangeklagten ergaben.
Angeblich waren dem Überfall in der Nacht zum 28. November 2010 Steinwürfe im Umfeld eines Rechtsrock-Konzerts in einem alten Luftschutzbunker am Ende der Cecilienstraße vorausgegangen. Den hatte der seinerzeit arbeitslose Patric A. (23) wenige Monate zuvor für Partys und Konzerte der rechten Szene angemietet.
Nach dem Konzert schaukelte sich die Stimmung hoch, und eine Gruppe von mehreren Leuten - die Polizei ermittelte 14, darunter auch Frauen - fuhr zum Königswall, um dem Hamburger Hof, wo sie Mitglieder der linken Szene vermuteten "einen Denkzettel zu verpassen", so Yannik S. (22) aus Hille, und "freundlich die Meinung zu sagen", wie der gebürtige Lübbecker Alexander I. (22) es formulierte, der eines der drei Autos gefahren hatte. Einen Plan habe es nach Aussage der Angeklagten jedoch nicht gegeben.
Konkrete Aussagen zu seinem gewalttätigen Vorgehen machte Andre C., früher Türsteher in einer Mindener Disco. Er stürmte als Erster in den "Laden", in dem er auch schon zu Gast gewesen war und sich auskannte. Um nicht sofort wiedererkannt zu werden, hatte er sich - wie alle anderen in unterschiedlicher Form - mit seinem Schal vermummt. "Ich bin schnurstracks auf die Theke zu und habe keine Gäste wahrgenommen", erinnerte er sich lebhaft. "Ich habe gleich versucht, am Kühlschrank die Scheibe einzuschlagen, weil ... schwer zu sagen." Dann griff er einen Barhocker mit der Linken. Als er im Augenwinkel einen Gast aus einem Nebenraum kommen sah, versetzte er ihm - "Abwehrreflex" - mit der Rechten einen kräftigen Ellbogencheck ins Gesicht, sodass der Mann bewusstlos zu Boden ging. Dann verließ C. das Lokal "als Letzter" und warf noch den Barhocker mit seiner Linken in den Raum.
Was bei der Aktion gesprochen wurde, will der 31-Jährige bekennende Rechte - "aber kein Neonazi oder Rassist" - auf Grund des Lärms nicht gehört haben. "Da, wo ich gestanden habe, ist ja schon viel zu Bruch gegangen." Ob er selbst Worte wie "Nazi-Alarm", "Sieg heil" und anderes gerufen hatte, daran konnte er sich auf Grund seines seinerzeitigen Alkoholkonsums - "zwei Kästen Bier" und 0,3 Liter Schnaps der verschiedensten Sorten seit einem Frühschoppen in einem Lokal nahe seiner damaligen Wohnung in Neesen - nicht mehr erinnern.
Nach der Tat flüchteten die Täter auf unterschiedlichen Wegen, trafen sich auf dem Parkplatz am E-Center und tranken anschließend zum Teil noch ein Bier in dem Lokal in Neesen.
Die Verhandlung wird morgen fortgesetzt.
Bildunterschrift: Juristische Aufarbeitung: Wegen des Überfalls auf den Hamburger Hof im November 2010 sitzen seit gestern acht Angeklagte - ein neunter erschien nicht, auf dem Bild sind fünf mit Anwälten zu sehen - vor dem Landgericht.
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Kreispolizeibehörde Soest, 07.03.2013:
Am Samstag wird in Soest demonstriert
07.03.2013 - 15.41 Uhr
Soest (ots). Für den kommenden Samstag sind in Soest drei Versammlungen angemeldet, die in unterschiedlichen Bereichen des Stadtgebietes stattfinden. In Kooperationsgesprächen zwischen den Veranstaltern und der Polizei wurden die Demonstrationen auf der Grundlage des Artikels 8 des Grundgesetzes aufeinander abgestimmt, um die öffentliche Sicherheit und den Schutz der Veranstaltungen zu gewährleisten. Folgende Veranstaltungen sind geplant:
Bürgerliche Protestbewegung:
Das Bündnis der Soester Ratsfraktionen wird um 12.00 Uhr mit einer Versammlung auf dem Marktplatz beginnen. Von dort wird es einen Zug durch den Steingraben, die Jakobi-Nötten-Wallstraße und die Jakobistraße geben. Am Stadtarchiv ist eine Zwischenkundgebung geplant danach geht es durch die Puppenstraße zum nördlichen Petrikirchplatz. Es werden Infostände aufgebaut und eine Bühne errichtet, auf der verschiedene Redner und Musikgruppen auftreten. Zum Schluss soll der Potsdamer Platz besucht werden. Hier findet die Aktion "Kehraus" statt
Versammlung "Die Linke":
Kundgebung auf dem südlichen Petrikirchplatz von 11.00 Uhr bis 14.00 Uhr mit Rednern und Infostand.
Versammlung und Aufzug "Die Rechte":
Versammlung und Auftaktkundgebung am Soester Bahnhof ab 12.00 Uhr. Danach Demonstrationszug über die Brüder-Walburger-Wallstraße, Walburger Straße, Wiesenstraße, Severinstraße, Helle, Hoher Weg, Glasergasse, Thomästraße, Lütgengrandweg, Grandweg bis zum Potsdamer Platz. Dort findet dann eine etwa 45 Minuten dauernde Zwischenkundgebung statt. Anschließend erfolgt der Rückweg über den Grandweg, Lütgengrandweg, Thomästraße, Glasergasse, Hoher Weg, Osthofenstraße und die Walburger-Osthofen-Wallstraße zum Bahnhof.
Die Kreispolizeibehörde Soest hat sich umfassend auf die Demonstrationen vorbereitet und wird mit Unterstützung aus verschiedenen Polizeibehörden die Kundgebungen und Demonstrationszüge begleiten und für einen friedlichen Verlauf sorgen. Die Verkehrsbeeinträchtigungen sollen so gering wie möglich gehalten werden. Allerdings wird der Verkehr zwischen 12.00 Uhr und 17.00 Uhr an verschiedenen Stellen kurzfristig ab- oder umgeleitet. Für die Beantwortung von Fragen hat die Polizei ein Bürgertelefon unter der Durchwahl 02921 - 91001234 eingerichtet. Dieses ist am Samstag zwischen 09.00 Uhr und 16.00 Uhr besetzt. Polizeidirektor Michael Schrage, der den Einsatz am Samstag leitet: "Wir werden alles unternehmen, um die Sicherheit der friedlichen Demonstrationsteilnehmer und der Bürgerinnen und Bürger in Soest zu gewährleisten."
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