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Lippische Landes-Zeitung , 11.11.1983 :

Nicht "handfester" Verdacht richtet sich gegen KID-Umfeld

Zerstörung von Bauzaun stellt Justitia noch vor Rätsel

Detmold (dw). "Ich hoffe und setze auf die Vernunft der Täter. Sonst wird es unausweichlich sein, nach anderen Schutzmaßnahmen zu suchen." So äußerte sich der Vizepräsident des Landgerichts Detmold, Pressedezernent Günter Bosse, gestern gegenüber der LZ, nachdem in den vergangenen Wochen (zuletzt in der Nacht vom 8. auf den 9. November) mehrfach der Bauzaun um das Gebäude der ehemaligen Paulinenschule, das zu Büroräumen für die Justizverwaltung umgebaut wird, zerstört worden war.

"Dieser leichte Bauzaun ist notwendig", so der Geschäftsleiter des Landgerichts, Gerhard Niekamp, "um die störungsfreie und ungefährliche Durchführung der Umbauarbeiten zu gewährleisten." Der mit dem Umbau beauftragte Detmolder Bauunternehmer hatte schon mit Selbsthilfe (die LZ berichtete gestern) gedroht, um - so der Unternehmer - "die gewalttätige Minderheit" zu stellen und der Polizei zu übergeben.

Günther Bosse vermutete gestern, dass die direkte Angrenzung des im Umbau befindlichen neuen Justizgebäudes und des Hauses der Kulturinitiative Detmold (KID) im Zusammenhang mit der Bauzaun-Zerstörung stehen könne. "Niemand kann sagen", so Bosse, "welche Gruppe hinter den zerstörerischen Aktivitäten steht. Möglich ist, dass sich die Täter aus dem Kreis rekrutieren, der das Umfeld der KID tangiert." Bosse schränkte gleichzeitig ein, dass das Geschehen den Verdacht auf die KID lenke, ohne das die Täter aus dem direkten Kreis kommen müssten.

Ein Gespräch zwischen Justizverwaltung und Repräsentanten der Kulturinitiative Detmold wegen etwaiger Zugangsschwierigkeiten zum KID-Haus sei noch nicht erfolgt, da sich bisher kein Gesprächspartner an die Justizverwaltung gewandt habe. Bosse hofft, dass trotzdem in Kürze ein Gespräch zustande kommt.

Es sei unabdingbar und Aufgabe aller Bürger, das Eigentum Dritter zu respektieren. Allein die anfallenden Reparaturkosten für den Bauzaun zur Wiederherstellung der Sicherheit während des Umbaus hätten für andere kulturelle Initiativen und Veranstaltungen besser verwandt werden können, gab Bosse zu bedenken. Die angedrohte Selbsthilfe des Detmolder Unternehmers halten Bosse und Niekamp für "der Sache im Ergebnis nicht dienlich".

Abschließend appellierte Bosse nochmals an die Täter: "Ich setze auf die Vernunft der Zerstörer und bitte sie, ihr sinnloses Tun zu unterlassen!"


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