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WebWecker Bielefeld , 11.08.2003 :

"Postmeister" weiter offen

Von Robert Schwarz

Entgegen anderslautenden Meldungen ist die Gaststätte "Der Postmeister" am Kesselbrink weiterhin geöffnet. Die Wirtin legte gegen die Kündigung durch die Dortmunder Actienbrauerei Widerspruch ein.

Die Freude, die eine Meldung der Neuen Westfälischen vom 1. August in Antifa-Kreisen auslöste, war verfrüht. Die Zeitung hatte gemeldet, dass die Kneipe "Der Postmeister" schließen muss. Antifaschistische Initiativen protestieren seit Monaten dagegen, dass das Lokal am Kesselbrink seit mehr als zwei Jahren Rechtsextremen als wichtiger Treffpunkt dient.

Friedhelm Begemann, Vertriebsdirektor der Dortmunder Actienbrauerei DAB, bestätigte zwar gegenüber dem WebWecker, dass die Brauerei den Pachtvertrag zum 1. August fristlos gekündigt habe. Die Wirtin Katja Robson habe aber Widerspruch gegen die Kündigung eingelegt. "Die Dame will jetzt doch keine einvernehmliche Lösung", so Begemann. Auf die hatten Brauerei und Getränkelieferant nach einem Ortstermin im Mai gehofft.

Die DAB ist jedoch zuversichtlich, dass die Kündigung Bestand hat. Man habe drei stichhaltige Gründe für sie, so Friedhelm Begemann, die Vorfälle rund um das Lokal zählten dazu. Einer der Vorfälle war eine Razzia im Januar. Anlass für den Polizeieinsatz war ein Gast des Lokals, der den "Postmeister" mit geschultertem Baseballschläger verlassen hatte und dabei von Polizeibeamten beobachtet worden war. Zudem war bereits im November ein Migrant gegenüber des Lokals zusammengeschlagen worden.

Friedhelm Begemann versicherte, dass man die Vorgänge sehr ernst nehme, auch da Berichte über das Lokal sehr negativ für das Image der zur Oetkergruppe gehörenden Brauerei sei. "Bei uns ist da ein ganzer Stab mit beschäftigt", so der Vertriebsdirektor. Auf Details der Kündigung wollte er jedoch nicht eingehen.

In Zukunft soll es auf jeden Fall kein Bierlokal mehr in den Räumlichkeiten geben. "Wir streben da eine ganz andere Lösung an, etwa mit einem Coffeeshop oder etwas ganz anderem, damit wir da endlich Ruhe haben", skizziert Begemann die Pläne der DAB.

Katja Robson wollte sich zu den Vorgängen nicht äußern. "Sie drehen einem ja das Wort im Halse um", ließ sie den Webwecker wissen. Der Grund für die Sprachlosigkeit der Wirtin ist ein Interview, das im März an dieser Stelle erschienen war. In dem hatte sie gesagt, dass "auch Türken und Neger" das Lokal besuchten. Auf einem Antifa-Flugblatt war dieses Zitat abgedruckt worden. Es sollte als Beleg dafür dienen, dass die Geisteshaltung der Gäste bereits auf die Wirtin "abgefärbt" habe.


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