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Lippische Landes-Zeitung , 03.12.2005 :

(Horn-Bad Meinberg) Totgeschwiegen / Speziallager in Buchenwald

"Warnung vor dem Vergessen" - unter dieser Überschrift wurde an das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar erinnert.

In den mir bekannten Reden erwähnte jedoch niemand, dass bald nach der Befreiung der Überlebenden das Leid und Elend im KZ Buchenwald fortgesetzt wurde - nur unter einer anderen Diktatur. Bereits im Sommer 1945 errichteten die Sowjets in Buchenwald ein Speziallager für Deutsche, die zum Teil auf Grund ihrer Zugehörigkeit zur NSDAP, meist aber willkürlich und ohne Begründung inhaftiert wurden. Körperliche Misshandlungen, Kälte und Enge führten im Lager zu katastrophalen Zuständen. Am meisten litten die Häftlinge unter Hunger und völliger Isolierung. Es gab keinerlei Kontakte zu den Angehörigen.

Diese unerträgliche Situation führte bei vielen Männern und Frauen zu Depressionen und schließlich zu Krankheit und Tod. Zwischen 1945 und 1950 wurden im Lager Buchenwald fast 29.000 Menschen inhaftiert, davon starben über 7.000. Zu den Toten zählen auch zwei nahe Verwandte und der Vater eines Freundes.

Die Angehörigen erhielten keine Benachrichtigung. Erst nachdem einige Inhaftierte entlassen worden waren, erfuhren die Familien vom Schicksal ihrer Väter und Brüder. Erst nach Jahren wurde deren Tod bestätigt. Denn offiziell gab es das sowjetische Lager auf dem Ettersberg bei Weimar nicht. Es durfte nicht erwähnt werden und wurde somit totgeschwiegen. Doch auch für die Toten und Inhaftierten, die dort ebenso gelitten haben wie die unter der Naziherrschaft, gilt: Warnung vor dem Vergessen!

Elfriede Drefenstedt
Dianaweg 20
Horn-Bad Meinberg

03./04.12.2005
Detmold@lz-online.de

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