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Lippische Landes-Zeitung , 03.12.2005 :

(Lügde) Hoffnung für die Hoffnungslosen / Heinrich Festing setzt sich für Roma in der Slowakei ein

Lügde-Sabbenhausen (an). Ruhestand? - Prälat Heinrich Festing, Generalpräses des Internationalen Kolpingwerkes a.D., weiß immer noch nicht recht, wie man das Wort schreibt: Obwohl er in wenigen Wochen das 75. Lebensjahr vollendet, treibt ihn sein Lebenswerk nach wie vor um. Jetzt verbrachte er einige Tage in der Slowakei, um den zweiten Bauabschnitt eines Berufsbildungszentrums für Roma einzuweihen.

"Die Lage der Roma in der Slowakei ist sehr schwierig", weiß Festing, der sich auch während seiner Amtszeit sehr in dieser Region engagiert hat. "Das kommunistische Regime hatte versucht, die umherziehenden Roma-Familien zu zwingen, sich fest niederzulassen. Für sie wurden eigens Häuser gebaut. Aber es hat nicht funktioniert, viel wurde zerstört, und die Menschen zogen lieber wieder in ihre Wohnwagen und Zelte. Eine solche Veränderung von oben aufzustülpen, klappt nun einmal nicht." Das slowakische Kolpingwerk versucht nun, einen anderen Weg zu gehen: "Es ist klar, dass wir mit den alten Roma nicht weiter kommen, unsere Arbeit muss bei den jungen ansetzen, wenn wir etwas verändern wollen."

Kurse zur Motivation

In der slowakischen Kleinstadt Spisske Podhradie hatte Festing bereits im März 2004 den ersten Bauabschnitt eines Handwerkerhauses eingeweiht. Die Stadt hatte dem Kolpingwerk ein Grundstück mit mehreren halb verfallenen Gebäuden zur Verfügung gestellt, in dem nach und nach Werkstätten entstanden sind.

In dem Haus mit 35 Betten werden regelmäßig Kurse zu Motivation und Qualifikation abgehalten, Langzeitarbeitslose, Mütter, junge Menschen ohne Berufsausbildung - sie alle erhalten hier neue Perspektiven in einem Landstrich, der von viel Hoffnungslosigkeit geprägt ist. Eine Keramik- und Gießereiwerkstatt, Holzbearbeitung, Korbflechterei, Blaudruck, Weberei, aber auch Computerraum und ein Waldarbeiterkurs gehören zum Angebot.

"Das funktioniert vor allem auch deswegen so gut, weil die Leiterin der Einrichtung, Gerka, selbst eine Roma-Künstlerin ist, die bei ihren Leuten sehr gut ankommt", freut sich Heinrich Festing. Für drei Jahre hat die EU insgesamt 750.000 Euro bewilligt, aber einen Großteil muss das Kolpingwerk aus eigener Kraft aufbringen. "Der Bürgermeister ist sehr stolz, weil das Kolpingwerk mittlerweile der größte Arbeitgeber im Ort ist. Hier erweisen wir den Menschen und dem Land einen großartigen Dienst", ist Festing überzeugt. Er freut sich, dass hier das Erbe von Adolph Kolping aktiv gelebt wird. Das Buch, das er selbst über sein großes Vorbild geschrieben hat, wurde soeben ins Slowakische übersetzt.

03./04.12.2005
Blomberg@lz-online.de

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