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Lippische Landes-Zeitung , 29.09.1987 :

Extrem lange Verfahrensdauer bei den Asylanten-Anträgen treibt Kosten hoch / Bundestagsabegeordnete Meinolf Michels und Klaus Daweke informierten sich bei Stadt und Kreis

Detmold. Über die Asylantenproblematik in Lippe informierten sich die CDU-Bundestagsabgeordneten Meinolf Michels und Klaus Daweke bei einem Gespräch mit Vertetern der Stadt Detmold und des Kreises. "Die größte Schwierigkeit bereitet uns die extrem lange Verfahrensdauer bei Asylantenanträgen", erklärte Beigeordneter Dr. Burkhard Steglich von der Stadt Detmold.

Zur Zeit gibt es 1.539 Asylantenbewerber in Lippe. Die Anerkennungsquote beträgt höchstens 20 Prozent. Auf Grund des Duldungserlasses bleiben den Lippern jedoch fast alle Asylanten erhalten, weil sie nicht immer abgeschoben werden dürfen. Die Kosten während des laufenden Verfahrens werden zwar vom Land refinanziert, 1986 betrug jedoch allein der soziale Aufwand für Asylanten 6,5 Millionen Mark.

"Grob gerechnet werden 700 Mark pro Monat für jeden Asylbewerber gezahlt", verdeutlichte Dr. Wolfgang Brauße vom Kreis. Ist ein Asylant erst einmal in Lippe, so versucht er häufig auch, seine Familie nachzuholen. Durch die sogenannten Folgeanträge gibt es Verfahren, die seit 1978 laufen.

Neuerdings, so wusste Dr. Burghard Lehmann von der Stadt Detmold zu berichten, kämen die Asylanten mit einem Transit- oder Besuchervisum nicht mehr über Ost-Berlin, sondern über Frankfurt nach Deutschland. Hier in Lippe gäbe es inzwischen Anwälte, die sich auf die Asylantenproblematik spezialisiert hätten. Auch die karitativen Vereinigungen verträten die Interessen der Asylanten.

In Lippe sind die Aufnahmequoten teilweise schon überschritten. Hinzu kommt die nahezu unmögliche Integration für Ausländer in die Gesellschaft. In ihren Heimatländern herrschen oft noch "mittelalterliche" Verhältnisse. Daher ist es für die Asylanten besonders schwer, sich in unserer Konsumgesellschaft zurechtzufinden. Sprachbarrieren und fehlende Bildung tragen zu einer perspektivlosen Zukunft der Asylanten in Deutschland bei.

"Wir müssen den Asylantenstrom stoppen, bevor er Lippe erreicht. Das heißt, dass die bundesdeutschen Grenzen undurchlässiger werden müssen." Dieses Fazit zog Klaus Daweke. Alle Teilnehmer der Gesprächsrunde waren sich einig, dass das Geld zur Unterstützung der Asylanten sinnvoller und effektiver in deren Heimatland zur Entspannung der politischen Situation eingesetzt werden sollte. Nach der Diskussion besichtigten die Bundestagsabgeordneten noch ein Asylantenheim in Detmold. Die gesamte Asylantenproblematik, so Daweke, wolle er auch am 12. Oktober bei einer Fraktionssitzung in Berlin beim Innensenator zur Sprache bringen.


Detmold@lz-online.de

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