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Neue Westfälische , 02.09.1985 :

Großkundgebung in Stukenbrock: "Nur Frieden führt aufwärts zum Licht"

Über 2.000 Menschen auf dem Russenfriedhof

Schloß Holte-Stukenbrock (tee). "Nur Frieden führt aufwärts zum Licht". Diese im Rahmen eines Gedichtvortrags formulierte Forderung unterstrich bei der diesjährigen Großkundgebung "Blumen für Stukenbrock" auf dem Russenfriedhof in Stukenbrock-Senne die in Stein gehauene Verpflichtung des Mahnmales am Rande der letzten Ruhestätte für mehr als 65000 Tote aus dem früheren Kriegsgefangenenlager: "Und sorget ihr, die ihr im Leben steht, daß Frieden bleibt."

Schätzungsweise weit mehr als 2.000 Menschen - jung und alt - gaben auf dem Gräberfeld friedlich ihr Votum für den Frieden ab, während auf dem Truppenübungsplatz in unmittelbarer Nachbarschaft Panzer-Motoren dröhnten. In einer schier unendlichen Kette legten Vertreter von Parteien, ihren Nachwuchsorganisationen, Friedensinitiativen und Gruppierungen ihre Kränze zum mahnenden Gedenken nieder, die sich den Kampf gegen den Faschismus und gegen sein Wiederaufleben auf ihre Fahnen geschrieben haben.

So warnte Zdlislaw Jasko aus Polen - einst Häftling im KZ Sachsenhausen - vor "einer neuen Brandfackel von Faschismus und Nazismus". Jeder fünfte Pole sei ein Opfer des Zweiten Weltkriegs geworden. Gerade Polen habe ein Recht darauf, dass in der Welt alles versucht werde, den Frieden zu sichern. Ernst Melis aus der DDR forderte, alle Kräfte aufzubieten, um den Frieden zu bewahren, und ein Sprecher aus den Niederlanden nannte die "Folgen schrecklich, wenn sich die politischen Parteien in der Not nicht finden können". Nichts habe das deutlicher zeigen können als die Geschichte.

Und Henrich Hoffmann, Schriftsteller aus der UdSSR, erinnerte daran, dass der Krieg 20 Millionen Sowjetbürger das Leben gekostet habe, es in Russland kaum eine Familie gebe, die nicht vom Verlust eines ihrer Mitglieder betroffen sei. Das Gräberfeld von Stukenbrock sei "nur ein Tropfen Blut in einem Meer von Blut". Hoffmann war als Vertreter der Sowjet-Kriegsveteranen nach Stukenbrock-Senne gekommen.


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