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Lippische Landes-Zeitung , 29.12.1987 :

Unzumutbar

Das Handeln von Angehörigen der Stadtverwaltung geschieht nicht hinter verschlossenen Türen, sie stehen als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des mit Steuergeldern unterhaltenen öffentlichen Dienstes stets besonders im Blickfeld. Dies weiß jeder, der in dieser Behörde an exponierter Stelle tätig ist, und das ist auch gut so. Sachlich begründete Kritik - von den Politikern, der Presse oder anderen Bürgern mitunter zugegebenerweise sehr emotional vorgetragen - mag unbequem oder lästig sein, muss aber ertragen werden. Dies gehört, zumindest für Amtsleiter, Dezernenten und den Stadtdirektor, zum Job.

Was sich aber das in der Hauptsache von Lalit Mondal repräsentierte "Friedensbüro" mit der jüngst herausgegebenen und nach eigenen Angaben "sehr unvollständigen" (!) Dokumentation zur Lage der Asylflüchtlinge geleistet hat, geht über das Maß des Zumutbaren für die Bediensteten des Sozialamtes hinaus. Nicht nur werden Amtsleiter Horst Gröne, sein speziell für diese Fragen zuständiger Mitarbeiter Georg Heil und die zahlreichen ehrenamtlichen Kräfte mit verächtlichem Unterton als "Flüchtlingsverwaltung" bezeichnet, sie müssen es sich auch noch gefallen lassen, dass in dem Heft in Zusammenhang mit der Verlegung von Asylanten aus Privatunterkünften in städtische Wohnheime auf die Judenverfolgung angespielt wird. Geschmackloser geht's kaum.

Ist ein solches Verfahren für die Beamten und Angestellten im Sozialamt schon unangenehm genug - schließlich wird dort der Dienst nicht gerade unter leichtesten Bedingungen versehen -, so dürfte es auch für die unmittelbar Betroffenen, die Asylanten, alles andere als nützlich sein. Nicht so sehr deshalb, weil einige der ehrenamtlichen Mitarbeiter ihre Bemühungen nun vielleicht diskreditiert sehen und versucht sein könnten, "den Kram hinzuschmeißen", sondern vielmehr, weil zu befürchten ist, dass dadurch in Teilen der Bevölkerung bestehende Vorbehalte verstärkt werden können. Beispiele aus anderen Orten gibt es dafür zuhauf. Eine über die unterschiedlichen gesetzlichen Bestimmungen hinausgehende Benachteiligung von Asylanten gegenüber dem anderen Klientel des Sozialmtes - Obdachlose oder Aussiedler zum Beispiel - kann jedenfalls nicht festgestellt werden.

Fazit: Dieses Thema ist für Profilierungsbemühungen gerade in Lemgo ungeeignet.

da


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