www.hiergeblieben.de

Lippische Landes-Zeitung , 05.07.1993 :

Hunderte demonstrierten gegen NF-Zentrum / Keine Zwischenfälle bei Protestmarsch

Detmold-Pivitsheide V.L. (da/mmh). Mehrere hundert Menschen beteiligten sich gestern Nachmittag an einem Protestmarsch gegen das Zentrum der verbotenen Nationalistischen Front in der Quellenstraße. Mehrere Dutzend Polizeibeamte waren im Einsatz, um den Demonstrationszug abzusichern.

Wie Vertreter der Pivitsheider Bürgerinitiative gegen ein Nazi-Zentrum zu Beginn der Demonstration auf dem Parkplatz am Freibad Fischerteich hervorhoben, handele es sich um den 17. Protestmarsch seit 1989. In diesem Zeitraum seien in der Bundesrepublik mehr als 30 Menschen von rechtsextremen Tätern ermordet worden. Allein in diesem Jahr wurden 195 Brandanschläge und 361 Körperverletzungen begangen.

Wie hoch die Zahl der alltäglichen Diffamierungen und Beleidigungen ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger sei, könne niemand mit Bestimmtheit sagen. Es wurde kritisiert, dass Menschen applaudieren, wenn andere gedemütigt und geschlagen werden. Die Bürgerinitiative forderte die Verantwortlichen auf, die Einhaltung des Verbotes der Nationalistischen Front endlich durchzusetzen.

Die Kundgebung wurde nach einem Fußmarsch zur Quellenstraße fortgesetzt, wo ein türkischer Arbeitnehmer die Bevölkerung aufforderte, mehr aufeinander zuzugehen. Nach Aufstellung einer Schilderwand, die an die Existenz des Nazi-Zentrums erinnert, gingen die Demonstranten friedlich auseinander.

Erleichtert über den friedlichen Verlauf zeigte sich der Leiter der Polizeistation Detmold, Erster Polizeihauptkommissar Willi Leisner. Allerdings hätte er sich gewünscht, dass einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Maskierung früher entfernt hätten, fügte er hinzu. Der Demonstrationszug war vor dem NF-Zentrum von der Polizei unterbrochen worden, um einige Mitmarschierer darauf hinzuweisen, dass die Vermummung einen Straftatbestand darstellt. Diese hatten sich zum Teil Mützen über das Gesicht gezogen, um von den Bewohnern des Zentrums, die die Demonstranten fotografierten, später nicht identifiziert werden zu können. Nach Leisners Worten bestehe in solchen Fällen keine Möglichkeit, das Fotografieren, in welche Richtung auch immer, zu unterbinden.


detmold@lz-online.de

zurück