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Lippische Landes-Zeitung , 07.07.1993 :

Die meisten Asylbewerber bleiben nur wenige Tage in Detmold / "Situation deutlich entspannt"

Detmold (mmh). Die Situation im Bereich der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten (wir berichteten) merklich entspannt. Zu diesem Schluss kam der Sozialausschuss jetzt nach der Besichtigung der ehemaligen Klüter Kaserne. Wie Ausschussvorsitzende Monika Staercke (SPD) auf Anfrage der LZ mitteilte, seien derzeit lediglich gut 300 Personen, darunter 80 Kinder, in der Einrichtung an der Lemgoer Straße untergebracht. Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt räumten beim Besuch der Kommunalpolitiker ein, dass es einige Probleme gegeben habe. Man sei zunächst davon ausgegangen, dass pädagogische Konzepte zur Überbrückung von ein- bis dreimonatigen Aufenthaltszeiten erarbeitet werden müssten. In der Realität habe sich jedoch eine ganz andere Situation ergeben: Rund 60 Prozent der Asylbewerber erhalten schon innerhalb einer Woche ein Schreiben mit der Nachricht, dass ihr Verfahren "nicht unbegründet" sei. Dies bedeutet: Die Menschen werden nicht abgeschoben, sondern so schnell wie möglich auf verschiedene Kommunen in Nordrhein-Westfalen verteilt. Die meisten Bewerber bleiben maximal zehn Tage lang in Detmold. Wie weiter zu erfahren war, werden sie in dieser Zeit lediglich mit dem Nötigsten versorgt. Freizeitangebote seien zum jetzigen Zeitpunkt kaum gefragt.

Von den verbleibenden 40 Prozent werde lediglich ein Drittel der Anträge als unbegründet abgelehnt. In diesen Fällen vermittelt die Arbeiterwohlfahrt Kontakte zu Rechtsanwälten, die im Namen der Asylbewerber Einspruch erheben können. Zwei Drittel der Männer und Frauen gehen nach Informationen der LZ freiwillig in ihre Heimatländer zurück.

Nach Worten der Ausschussvorsitzenden haben die Besucher positiv zur Kenntnis genommen, dass ein eigens eingerichteter Kindergarten schön ausgestattet sei. Außerdem habe der Ausschuss erfahren, dass sich die Einrichtung eines Bürgertelefons positiv auf die Stimmung im Detmolder Norden ausgewirkt habe. Viele Unstimmigkeiten und Probleme könnten bereits im gemeinsamen Gespräch abgebaut werden, hieß es.


Detmold@lz-online.de

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