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Lippische Landes-Zeitung , 14.02.1981 :

Wochen-Rückblick

Nachdem zwischenzeitlich gegen jene Lehrer, die eine als Anzeige in der LZ veröffentlichte Erklärung zµr Räumung der Klingenberg-Fabrik in Detmold unterzeichnet hatten, Dienstaufsichtsbeschwerde erhoben worden ist, stellt sich die Frage, wie mit dem Paderborner Professor Dr. Benseler verfahren werden sollte. Was dieser Soziologe von der Gesamthochschule/Universität Paderborn zum Thema "Hausbesetzungen" in Gegenwart des Detmolder Stadtdirektors Dr. Kross und des Persönlichen Referenten unseres Regierungspräsidenten, Regierungsrat Dr. Pohle, auszusagen für angemessen gehalten hat, ist so ungewöhnlich, dass die Landesregierung wohl nicht mehr darum herumkommt, hier nach dem Rechten zu sehen. Wohin kommen wir, wenn selbst Hochschullehrer, die letzten Endes aus Steuermitteln ihre hohen Monatsbezüge erhalten, öffentlich die Auffassung vertreten, dass in der Demokratie die Gewalt vom Volke ausgeht und darum das Volk auch das Recht hat, sich mit Gewalt über "untaugliche Gesetze und Bestimmungen hinwegzusetzen ... " Jetzt ist die Düsseldorfer Landesregierung am Zuge. Sie wird sicherlich vom Detmolder Regierungspräsidium ausführlich über das vierstündige Paderborner "Hochschultheater" unterrichtet worden sein. Der Bürger und Wähler misst die Parteien und vor allem die Regierung an ihren Leistungen. Wenn die Düsseldorfer Landesregierung jetzt weiter schweigt und einem Hochschullehrer "Narrenfreiheit" zusichert, darf sich die Landesregierung nicht mehr wundern, wenn der Bürger daraus entsprechende Konsequenzen zieht. Das Ansehen der Professoren hat im Bewusstsein der Bevölkerung in den letzten Jahren ohnehin derart gelitten, dass die Bevölkerung für die Inflation an Professorentiteln nur noch ein geringschätziges Lächeln übrig hat. Leider! Verantwortlich hierfür zeichnet die Landesregierung.

14./15.02.1981

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