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Lippische Landes-Zeitung , 16.02.1981 :

Über den eigenen Schatten springen

Der Konflikt um Räumung und Abriss der ehemaligen Klingenberg-Fabrik ist noch keineswegs beigelegt. Emotionsausbrüche bestimmen dieDiskussion um ein autonomes Kultur- und Kommunikationszentrum. Wo das sachliche Gespräch dem Anliegen dienlicher wäre, verfallen beide Seiten in den Fehler, die beteiligten Gruppen voreilig in eine bestimmte Ecke zu stellen.

Die Deutschen Jungdemokraten haben versucht, in einer Podiumsdiskussion zwischen ehemaligen Klingenberg-Besetzern und gestandenen Politikern das Problem sachlich zu diskutieren. Das dabei das vorgesehene Diskussionsthema "Hausbesetzungen - eine Modeerscheinung?" erst gar nicht angesprochen wurde, ist verzeihlich, da nicht überraschend, dass es - von "Ausrutschern" abgesehen - möglich war, dass Besetzer, Vertreter der Bürgerinitiative "Unser Staat" und liberale Kommunalpolitiker zur sachlichen und damit sachdienlichen Auseinandersetzung über die Problematik fanden, ist bemerkenswert. Dass sich damit die Gesprächsrunde angenehm von der Paderborner Hochschuldiskussion abhob, darf als besonders erfreulich vermerkt werden.

Der Detmolder FDP ist zu verdanken, den schwebenden Ball aufgegriffen zu haben. Sie hat dies sicher nicht ganz unüberlegt und mit Blick auf die potentiellen Jungwähler vielleicht auch nicht ganz uneigennützig getan. Trotzdem wäres es gut gewesen, wenn sich auch Sprecher anderer Fraktionen und Parteien in größerer Zahl an der Diskussion beteiligt hätten. Im Bemühen über den jetzt notwendigen parteiübergreifenden Dialog sollte man getrost auch einmal über den eigenen Schatten springen!


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