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Neue Westfälische , 09.09.2002 :

Blut nicht gegen Öl tauschen / "Blumen für Stukenbrock": Klares Nein zum Krieg gegen den Irak

Schloß Holte-Stukenbrock (kap). Ein entschiedenes "Nein" zur Beteiligung Deutschlands an einem Angriffs-Krieg gegen den Irak forderte anlässlich des 35. Antikriegstages auf dem Sowjetischen Soldatenfriedhof Werner Höner, Vorsitzender des Arbeitskreises "Blumen für Stukenbrock" Auch Wolfgang Gehrcke, außenpolitischer Sprecher der PDS im Bundestag, betonte in einer kämpferischen Gedenkrede vor rund 350 Menschen: "Dass Blut gegen Öl getauscht werben soll kann und will ich nicht akzeptieren."

"Ich war mir sicher dass von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgeht", sagte Gehrcke. Dies sei offensichtlich ein Trugschluss gewesen. Deutschland müsse sich jedoch auf seine Verantwortung besinnen und dürfe sich weder militärisch noch logistisch oder finanziell an einem Krieg beteiligen. Die Bundesregierung forderte Gehrcke auf, Klarheit zu schaffen. "Den Reden müssen jetzt Taten folgen, die auch in den USA verstanden werden."

Zuvor hatte bereits Werner Höner den unverzüglichen Rückzug der deutschen ABC-Spürpanzer aus Kuwait gefordert. Ähnlich wie bei der Flutwasserkatastrophe müsse das Volk auch bei der Verhinderung eines neuen Krieges geschlossen zusammenstehen.

Leider sei eine sogenannte "Normalisierung" eingetreten; beschrieb Höner die Entwicklung der vergangenen Jahre Dazu gehöre auch wieder das Führen von Kriegen, selbst in Europa. Höner bemühte in diesem Zusammenhang ein Zitat von Autor Günter Gaus, der gefragt hatte: "Sind die Blumen von Stukenbrock vergeblich gebrochen worden?" Aber auch: Es ist richtig, gegen den Strom zu schwimmen, solange Mut und Atem reichen." Diesen Mut und Atem habe der Arbeitskreis "Blumen für Stukenbrock" Dank der Unterstützung weiter Schichten der Bevölkerung in 35 lahren aufgebracht. Letztlich ein Garant dafür, "dass die Mahnung nicht verstummt ist".

Die dennoch vielfach gestellte Frage, ob eine solche Veranstaltung noch zeitgemäß ist, beantwortete Heike Kunter, stellvertretende Ländrätin des Kreises Gütersloh, mit einem deutlichen "Ja". Gedenktage wie dieser seien "heute sogar wichtiger denn je". Kunter sprach von den drei wichtigen Säulen "Sehen, Lernen und Handeln" gegen das Vergessen. Statt in Kriege solle Geld besser in diese Säulen investiert werden: "Die Menschen müssen so gebildet werden, dass sie Recht und Unrecht unter- scheiden lernen."

Gedenkstätten wie die in Stukenbrock seien "Mahnmal gegen ein Wiederaufleben von Faschismus und Neonazismus", ergänzte Wolfgang Riotte, Staatssekretär im NRW-Innenministerium. Zwar sei die Sorge um die Krisensituation im Irak da, so Riotte, Hoffnung gehe aber vom internationalen Strafgerichtshof aus.

Neben Vertretern der Botschaften Weißrusslands und Polens nahmen Schüler einer Moskauer Schule am 35. Antikriegstag teil. Außerdem legten Jugendliche einen Fußpfad zum "Italiener-Friedhof" an. Das Engagement der Jugend gebe Hoffnung für die Zukunft, sagte Werner Höner und gab damit eine Antwort auf die Frage Wolfgang Riottes: "Wer trägt die Erinnerung in den kommenden Jahrzehnten weiter?"


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