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Lippische Landes-Zeitung , 20.01.1993 :

Ab April Asylbewerber in Klüter Kaserne - Umfangreiches Betreuungsprogramm / 50 neue Arbeitsplätze

Detmold (mmh). Ein umfangreiches Betreuungsprogramm fiir Asylbewerber hat das Ministerium fiir Arbeit, Gesundheit und Soziales in Zusammenarbeit mit verschiedenen Wohlfahrtsverbänden und Hilfsorganisationen erarbeitet. Die Vorgaben aus Diisseldorf sollen auch bei der geplanten Einrichtung einer Gemeinschaftsunterkunft fiir rund 500 Menschen in der Klüter Kaserne Anwendung finden.

Wie gestern im zuständigen Ministerium zu erfahren war, werden die ersten ausländischen Familien aller Voraussicht nach Anfang April in den leerstehenden Gebäudekomplex an der Lemgoer Straße einziehen. Nach weiteren Informationen von Ulla Nielinger sollen im Zuge der Neuregelung des Asylverfahrens landesweit 30 Gemeinschaftsunterkünfte eingerichtet werden. Dabei wies Ulla Nielinger, die im Ministerium fiir die Aufnahme, Unterbringung und die Betreuung von ausländischen Flüchtlingen zuständig ist, ausdriicklich darauf hin, dass man im Vorfeld bereits alles getan habe, um ein möglichst konfliktfreies Miteinander zu ermöglichen. Ein Beispiel: "Zehn Asylbewerber sollen während der Übergangszeit von einem Mitarbeiter betreut werden", sagte sie.

In der geplanten Gemeinschaftsunterkunft in Klüt würden demnach 50 neue Arbeitsplätze entstehen. Bei dem genannten Personalschlüssel sind, so Ulla Nielinger, "natiirlich alle Mitarbeiter, vom Hausmeister über das Kiichenpersonal bis hin zu den pädagogischen Betreuern, beriicksichtigt." lm weiteren wies die Sprecherin darauf hin, dass die Asylbewerber nach den neuen gesetzlichen Vorgaben maximal drei Monate lang in den Unterkünften wohnen. Es handle sich dabei insbesondere um Personen, deren Asylanträge voraussichtlich als unbegründet abgewiesen werden. Wie zu erfahren war, sollen diese Menschen künftig nicht mehr auf die Kommunen verteilt, sondern in die jeweiligen Heimatlander abgeschoben werden.

Mustervertrage abgeschlossen

Nach Informationen aus Düsseldorf kommen als Betreiber der Unterkiinfte ausschließlich gemeinnützige Einrichtungen in Betracht. Eine Entscheidung fiir Detmold sei bislang noch nicht getroffen, hieß es. Die Bedingungen des Landes wurden in Musterverträgen festgehalten. Zu den Vorgaben gehört unter anderem die zentrale Verpflegung der Asylbewerber. Nach Angaben von Ulla Nielinger soll in der Großküche aber Rücksicht auf religiöse und ethische Gebräuche genommen werden.

Um möglichst wenig Langeweile und damit auch keinen Konfliktstoff aufkommen zu lassen, sollen die Unterkünfte iiber eine genügende Anzahl an Gemeinschaftsräumen fiir Kinder, Frauen und auch Männer verfügen. Auch von einer kleinen Bücherei, in der Zeitungen gelesen oder auch Schach gespielt werden kann, erhoffen sich die Verantwortlichen einen positiven Effekt. Außerdem sollen die Asylbewerber ihre Räume selbst putzen und nach Möglichkeit auch bei kleineren Reparatur- oder auch Gartenarbeiten helfen. Die Anzahl der aufgenommenen Asylbewerber werde auf die allgemeine Aufnahmequote der Stadt angerechnet.

Die Unterkünfte, die das Land zunächst fiir sechs Jahre vom Bund als Eigentümer pachten will, sind nach Ausführungen von Ulla Nielinger Tag und Nacht besetzt. Für eventuelle Umbaumaßnahmen sei die Baufinanzverwaltung zuständig. Wie mehrfach berichtet, stellt ein Vertreter aus Düsseldorf die Plane der Landesregierung in der nächsten Ratssitzung am 28. Januar vor. Außerdem soll die Bevölkerung in Bürgerversamrnlungen entsprechend informiert werden.


Detmold@lz-online.de

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