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Westfalen-Blatt , 01.03.1993 :

Brandanschlag: Vier Skinheads geständig

Bünde (ost). Skinheads verübten in der Nacht zu Samstag einen Brandanschlag gegen das Jugendzentrum "Villa Kunterbunt". Niemand wurde verletzt, auch das Gebäude blieb nahezu unbeschädigt. Die Kriminalpolizei nahm am nächsten Morgen sechs Verdächtige aus der rechtsradikalen Szene fest, von denen vier inzwischen gestanden haben, an dem Anscglag beteiligt gewesen zu sein: Man habe "die Bude abbrennen" wollen, um Akten zu vernichten, die "die Linken" über Angehörige der rechten Szene angelegt hätten.

Die Festgenommenen, die sich selbst als Skinheads bezeichnen, sind zwischen 18 und 22 Jahre alt und wohnen im Raum Bünde. Bei der Vernehmung gaben die Brandstifter an, die "Linken" in der "Villa Kunterbunt" zunächst nur ein wenig "aufmischen" zu wollen. Als sie jedoch niemanden in dem Jugendzentrum an der Ecke Winkelstraße/Wittekindstraße antrafen, brachen sie in das Gebäude ein und demolierten Teile der Einrichtung.

Erst dann sei ihnen die Idee gekommen, das Gebäude in Brand zu setzen. Bei einer nahegelegenen Tankstelle besorgten sie sich zwei Flaschen Brennspiritus, fuhren zur "Villa Kunterbunt" zurück und legten das Feuer.

Nur wenige Minuten später entdeckte ein Zeuge den Brand. Er verständigte die Feuerwache in Bünde, die keine Probleme hatte, den Brand zu löschen. "Lediglich das Sofa, ein Sessel und Teile des Fußbodens haben gebrannt", sagte ein Sprecher der Bünder Feuerwehr. Von dem Aufenthaltsraum abgesehen, seien keine weiteren Räume durch den Brand beschädigt. Die meisten Beschädigungen seien durch die starke Rauch- und Hitzeentwicklung entstanden. Die Polizei bezifferte den Sachschaden mit 15.000 Mark.

Die Staatsanwaltschaft Bielefeld stellte den Antrag auf Erlass eines Haftbefehls gegen die vier mutmaßlichen Brandstifter. Sie werden heute dem Haftrichter vorgeführt.


wb@westfalen-blatt.de

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