www.hiergeblieben.de

Neue Osnabrücker Zeitung , 28.08.2000 :

Nazi-Treffen vereitelt

Georgsmarienhütte (hin/d.). Die Polizei hat am Wochenende mehrere Treffen Rechtsradikaler in Osnabrück, Bad Iburg und Glandorf vereitelt. Auf dem Parkplatz des Franziskushospitals Harderberg kesselten die Beamten am Samstag gewaltbereite Gegendemonstranten aus der linken Szene ein und nahmen 47 Autonome mit auf die Polizeiwache.

Die Polizei war in Alarmbereitschaft, nachdem am Freitag Hinweise über ein für Samstag geplantes Neonazi-Treffen in Osnabrück oder in der Umgebung eingegangen waren. Wie es hieß, sollten zwei bundesweit bekannte Neonazis als Redner auftreten. Beamte aus ganz Niedersachsen wurden eilig nach Osnabrück beordert. Insgesamt waren 170 Polizisten am Samstag im Einsatz. Sie stießen zunächst auf nur fünf Rechtsradikale, die gegen 11 Uhr auf einem Parkplatz in Nahne auf weitere Informationen warteten. Um sich ungestört treffen zu können, ist es in der rechten Szene üblich, zunächst einen öffentlichen Platz anzusteuern. Dort tauschen die Teilnehmer Informationen über den tatsächlichen Ort der Kundgebung aus. Wichtigstes Hilfsmittel sind Handys. Deshalb legte die Polizei die Handys der Rechtsradikalen lahm, indem sie die Chipkarten aus den Mobiltelefonen entfernte und sicherstellte. Das starke Polizeiaufgebot habe offenbar andere Rechte abgeschreckt, teilte die Einsatzleitung mit.

Zur selben Zeit behielt ein Polizeikommando das so genannte NPD-Haus in Harderberg, das ehemalige Schützenhaus, im Auge. Den Hinweisen vom Freitag zufolge sollten hier die hochkarätigen Neonazi-Führer eintreffen. Vor dem Haus hielten sich vier Personen auf, außerdem parkte hier ein dunkler BMW, dessen Kennzeichen mit Papiertüchern abgedeckt war. Gegen Mittag drohte die Situation zu eskalieren. 33 autonome Linke, die zum Teil vermummt waren, sammelten sich auf dem Parkplatz des Fraziskushospitals, um querfeldein zum Harderberger NPD-Haus zu marschieren. Mehrere Autonome griffen mit Baseballschlägern ein Zivilauto der Polizei an, weil sie die Insassen für Rechtsradikale hielten. Die Beamten blieben unverletzt, das Auto wurde beschädigt. Bei den Autonomen, die aus dem Umkreis und aus Nordrhein-Westfalen stammen, fand die Polizei unter anderem Zwillen und Totschläger. Die 33 Demonstranten und 14 weitere, die sich am Nahner Friedhof getroffen hatten, wurden zur Feststellung der Personalien zur Dienststelle am Kollegienwall gebracht. Gegen alle werden nach Angaben der Polizei Verfahren wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs und Verstoßes gegen das Versammlungsrecht eingeleitet.

Am Samstagabend ging der Spuk in Bad Iburg weiter, wo die Georgsmarienhütter Polizei auf dem Hof einer Gaststätte zehn Angehörige der rechten Szene antraf und kontrollierte. Die Rechten waren zu einer Scheunenfete in Glandorf unterwegs, "um dort Auseinandersetzungen zu suchen", wie die Polizei am Sonntag mitteilte. 30 Einsatzkräfte wurden zusammengezogen und postierten sich vor der Scheune in Glandorf. Nach Polizeiangaben trafen gegen 22 Uhr etwa 40 Rechtsradikale ein. Bei den Durchsuchungen stellte die Polizei ein Messer sowie 20 Handys sicher. Das Betreten der Scheune wurden den Rechtsradikalen verboten. Es sei zu keinen weiteren Störungen gekommen, so die Polizei. Der Vorstand des Grünen-Stadtverbandes Georgsmarienhütte hat am Sonntag gefordert, den NPD-Treff in Harderberg zu schließen. Es gereiche der Stadt nicht zur Ehre, wenn das Haus zum Schauplatz von NPD-Kundgebungen mit prominenten Neonazis werde, so Ortsverbandssprecher Dr. Nabil Noureldin.


f.wiebrock@neue-oz.de

zurück