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Westfälische Nachrichten (Warendorf) , 18.10.2006 :

Familie aus Sri Lanka in Abschiebehaft

Von Christoph Lowinski

Warendorf. Eine Familie aus Sri Lanka ist gestern verhaftet und nach einer abendlichen Verhandlung im Amtsgericht Warendorf in Abschiebehaft genommen worden. Der Mann, Kiddinan Thedchonamoothy, wurde in die Haftanstalt Büren gebracht. Seine Frau Menak, die medizinische Betreuung braucht, wurde kurz nach 20 Uhr ebenfalls abgeführt und nach Fröndenberg gefahren. In der dortigen Haftanstalt gibt es ein Krankenhaus. Die drei in Deutschland geborenen Kinder des Ehepaars (das kleinste ist ein Jahr alt und wird noch gestillt, der älteste Sohn sechs) befinden sich nach Angaben des Anwalts der Familie, Rainer Hartdorf, in der Obhut des Kreisjugendamtes.

Vor dem Amtsgericht hatten sich am Abend mehrere Verwandte und Bekannte der Familie eingefunden. Darunter Lehrer der Kinder, Pastor Herwig Behring von der evangelischen Kirchengemeinde und Konrad Schoppmann von amnesty international. Zudem waren sieben Polizisten im Einsatz. Nach Angaben eines Beamten waren sie durch einen Anrufer alarmiert worden, der tumultartige Aufläufe gemeldet hatte. Völliger Unsinn, wie sich vor Ort zeigte: Alle Beteiligten verhielten sich ruhig und friedlich.

Wegen der gesundheitlichen Situation der Frau, die nach Angaben ihres Anwalts an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet und suizidgefährdet ist, war auch ein Wagen des DRK vor Ort.

Die rechtliche Situation der Familie stellt sich zurzeit so dar: Nachdem Asylanträge des Paars (er lebt seit 1994 in Deutschland, sie seit 1999) erfolglos waren, hatte es sich an die Härtefall-Kommission des Landes gewandt. Auch diese hat das Asylbegehren angeblich abgelehnt. Diese Auskunft, so Konrad Schoppmann, liege beim Kreis mündlich vor. Eine schriftliche Bestätigung gebe es nicht. Zudem lag wohl vorgestern eine Erklärung des Ehepaars vor, dass es freiwillig ausreisen wolle. Nach Angaben des Anwalts ist nicht ganz klar, wie diese Erklärung zustande kam. Tatsache ist aber, dass der Anwalt die Erklärung gestern schriftlich zurückgezogen hat. Damit droht der Familie nun am 25. Oktober die zwangsweise Ausreise nach Sri Lanka. Die Abschiebehaft wurde gestern angeordnet, weil der Richter der Ansicht war, es bestehe Gefahr, dass sie die Familie der Abschiebung entziehen werde.

Konrad Schoppmann kritisiert das Verhalten der Behörden: Im November werde es wahrscheinlich neue gesetzliche Regeln für die so genannte Altfallregelung geben. Darunter, so Schoppmann, würde das Ehepaar fallen.

Anwalt Hartdorf hat noch gestern einen Eilantrag beim Bundesamt für Migration in Bielefeld gestellt, um wegen der Erkrankung der Frau (es soll ein Attest vorliegen) die Abschiebung zu verhindern. Auch das Verwaltungsgericht in Münster wurde angerufen.


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