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Lippische Landes-Zeitung , 08.07.1993 :

CDU entfachte neue Diskussion über Wohnheim / Der Rat im Rat: Gedächtnis trainieren

Bad Salzuflen (Rei). SPD-Fraktionschef Elmar Doskotz erzürnte: "Die Diskussion ist absolut überflüssig. Ich empfehle Ihnen, etwas für Ihr Gedächtnis zu tun!" Adressat des lautstark vorgetragenen Tipps war die CDU-Fraktion. Der Grund: Die Union entfachte in der gestrigen Sitzung des Rates eine erneute Diskussion über den bereits beschlossenen Bau eines Wohnheimes für Asylbewerber in Wüsten.

Jürgen Beckmann (CDU) forderte, das für das sechsstöckige Haus vorgesehene Grundstück am Wüstener Sportplatz nicht als Wohnbaufläche auszuweisen, sondern als Grünfläche zu belassen. Dies sei der Wunsch von über 1.000 Bürgern.

Die Folge des Antrags: Das Übergangswohnheim könnte dort nicht gebaut werden. Das Haus sei, so Beckmann weiter, nach der Änderung des Asylverfahrensgesetzes überflüssig geworden. "Die Zahl der Bewerber geht drastisch zurück, war gestern in Bonn zu erfahren." Parteikollege Gerhard Kleemann ergänzte: "Wenn das Asylverfahrensgesetz in NRW richtig angewandt wird, brauchen wir das Haus nicht."

Sozialdezernent Dr. Wolfgang Honsdorf wiederholte gestern seine Argumente für den bereits vom Rat abgesegneten Bau der Heime in Wüsten und Ahmsen. Diese seien in erster Linie Ersatzbauten für wegfallende Einrichtungen und nicht für künftig zu erwartende Asylbewerber vorgesehen.

Ob und um wie viel die Zahl der Neuankömmlinge sinke, sei noch nicht abzusehen. Auf jeden Fall ist laut Honsdorf eine sinnvolle Nutzung der Häuser gesichert. In die könnten nach den Asylbewerbern Familien einziehen. Bei der anschließenden Abstimmung votierten SPD, FDP und Grüne dafür, das Grundstück am Sportplatz als Wohnbaufläche auszuweisen. Dagegen stimmten einige Mitglieder der CDU, der Rest der Fraktion enthielt sich.


Salzuflen@lz-online.de

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