Schaumburger Zeitung ,
04.05.2002 :
Rund 200 Menschen bei Kundgebung für Israel
Bückeburg (mk) Mitglieder mehrerer freikirchlicher und kirchlicher Einrichtungen haben gestern Abend in Bückeburg für Israel demonstriert. Während einer rund zweistündigen Veranstaltung marschierten nach Schätzungen der Polizei rund 200 Männer und Frauen vom Kreisel an der Hannoverschen Straße aus durch die Stadt zum Gedenkstein für die jüdischen Mitbürger am Stadthaus.
Heftige Kritik an der Berichterstattung über die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern haben gestern Abend Vertretern von Kirchen in Bückeburg geübt. Diese sei einseitig meinte unter anderem Pastor Christoph von Abendroth von der Geistigen Gemeinde Erneuerung aus Obernkirchen, die zur Landeskirche Hannover gehört. Von Abendroth sprach vor rund 200 Männer und Frauen, die einem Aufruf mehrerer kirchlicher Gemeinschaften gefolgt waren. Unter anderem hatten die Lebensstrom-Gemeinde und die evangelisch-freikirchliche Gemeinde zur Teilnahme an der Kundgebung aufgerufen.
Mit zahlreichen Transparenten mit Aufschriften wie "Wir Christen stehen zu Israel" oder Schildern, auf denen ein Gebet für Israel gefordert wurde, begab sich der Tross durch die Stadt. Begleitet wurde der Zug von mehreren Einsatzwagen der Polizei – und von fünf jungen Menschen in schwarzer Kleidung, die unter Beobachtung der Beamten zahlreiche Handzettel an die Passanten verteilten. Zu Störungen der Kundgebung kam es aber nicht. Von Abendroth, der auf der Bühne am Stadthaus eine längere Rede hielt, wollte die Kundgebung nicht als Demonstration gegen die Palästinenser verstanden wissen. Es sei keine Kundgebung "gegen", sondern eine "für", meinte der Pastor. Die Kundgebung sei nicht gerichtet gegen Palästinenser, Araber oder Moslems. "Wir können als Christen nicht noch einmal schweigen, wenn in Deutschland das Volk der Juden verurteilt wird, wenn man ihm mit Hass begegnet, wenn in Gegenwart der Polizei die Fahne Israels öffentlich verbrannt wird", erklärte von Abendroth. Der Pastor ging anschließend auf eine mehr als 2000-jährige Kirchengeschichte ein, dabei meinte er unter anderem: "Wir müssen bekennen, dass das ganze Grauen in den vierziger Jahren des letzten Jahrtausends – das Quälen und die die brutale Ermordung von sechs Millionen Juden – auch auf die geistliche Überheblichkeit der Christen und unserer Kirchen zurückzuführen ist."
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