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Lippe aktuell , 11.06.2003 :

Extertaler Bürger ziehen mit Unterschriften zum Landrat / Initiative bei drohender Abschiebung

Kreis Lippe/Extertal-Silixen (tak). Die Dorfgemeinschaft Silixen setzt sich seit der angedrohten Abschiebung der Familie Bozkurt für die Eingliederung der Familie in die Gesellschaft ein (wir berichteten). Im Zuge dieses menschlichen Einsatzes hat eine Delegation am Dienstag Landrat Friedel Heuwinkel eine Liste mit 475 Unterschriften vorgelegt. Diese Unterschriften sollen das Engagement und den menschlichen Aspekt der Silixer gegenüber der geplanten Abschiebung vor dem Petitionsausschuss verdeutlichen. Zusammen mit Amtsleiter Franz Kemper empfing Landrat Friedel Heuwinkel die Delegation aus dem Dorf Silixen, nahe Rinteln. "Leider sind uns 40 Unterschriften entwendet worden", so Sprecherin Josie Fiedler. Der Fall Bozkurt ist den Vertretern im Kreishaus bekannt. Mit ihrer Anreise und der Delegation möchten die Silixer auf ihr Engagement aufmerksam machen. "Von der menschlichen Seite her kann ich Sie gut verstehen", entgegnete Franz Kemper. "Leider sind wir hier als Kreisbehörde an die Rechtsentscheidungen der Bundesbehörde gebunden", so Kemper. "Der Kreis Lippe hat hierbei leider keine Entscheidungsbefugnis und kann somit auch keinen Spielraum in den Entscheidungen einräumen", begründet Landrat Heuwinkel das Handeln der Mitarbeiter, die Familie Bozkurt in einer "Nacht- und Nebel-Aktion" abholen wollten.

Die daraufhin untergetauchte Familie versucht nun zum wiederholten Mal, eine entgültige Entscheidung hinauszuzögern. "Die Nacht- und Nebel-Aktion ist deshalb um drei Uhr in der Frühe abgelaufen, weil der Flieger um sieben Uhr startete", rechtfertigte Kemper das Handeln der Beamten. Zudem habe die Familie schon seit längerer Zeit gewusst, dass sie das Land verlassen muss, da keine politische Verfolgung vorliegt. Eine freiwillige Ausreise sei demnach möglich gewesen. Sollte ursprünglich Giyasettin Bozkurt alleine mit seinen Kindern Zozan (8 Jahre), Umut (6 Jahre) und Assat (2 Jahre) abgeschoben werden, so liegen mittlerweile auch die Ausreisepapiere der Ehefrau Hidayet Cicek vor. "Wenn sich die Familie mit der Behörde arrangiert und freiwillig ausreisen möchte, so können wir uns an einen Tisch setzen und die Angelegenheit in Ruhe besprechen", so Kemper, dem eine "friedliche"Lösung lieber wäre.

Gegenüber den deutschen Gesetzen steht hier das Thema Menschlichkeit. Die Kinder der Familie sind in Deutschland geboren und aufgewachsen. Die Familie ernährt sich von dem, was sie selber verdienen und sind nicht von der Sozialhilfe oder staatlichen Förderungen abhängig. Dem gegenüber steht, dass Giyasettin Bozkurt bereits seit 1987 weiß, dass er das Land verlassen muss. Auch ein Asylantrag, den er zusammen mit seiner Frau 1994 stellte, wurde abgelehnt. Immer neue Hoffnungen und Chancen, trotzdem in Deutschland bleiben zu können, ließ die Familie den Nervenkrieg zwischen Behörden und Ämtern aushalten.

Ein weiterer Antrag wurde bereits in der vergangenen Woche von Hidayet Cicek in Bielefeld gestellt. "Wir verstehen nicht, warum die Angehörigen von Hidayet Cicek, die in Holland und England leben, ihren Asylantrag bewilligt bekommen haben", fragt sich Marita Winter.


la.redaktion@lippe-aktuell.de

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