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Löhner Nachrichten , 21.11.2006 :

Die Erinnerung wach halten / Nagelkreuz auf dem Altar der Matthäuskirche erinnert an Krieg, Leid, Not und Tod

Von Frauke Brauns

Löhne. Ein schlichtes Kreuz, aus übergroßen Zimmermannsnägeln gemacht, steht seit Sonntagabend auf dem Altar der evangelischen Matthäuskirche in Mahnen. Am Volkstrauertag hierher gebracht, soll es an zwei Bombennächte erinnern: In der Nacht des 15. November 1940 zerstörten deutsche Flieger die mittelenglische Stadt Coventry. In der Nacht des 14. März 1945 warfen alliierte Truppen Bomben auf Löhne.

In beiden Städten starben hunderte Menschen, wurden Gebäude dem Erdboden gleich gemacht, darunter die Kathedrale von Coventry und die evangelische Kirche Mahnen. Bei beiden Kirchen blieben die Kirchtürme stehen. Das alte Uhrwerk in Coventry und die alten Glocken in Mahnen wurden nicht zerstört und "halten mit ihrem Klang die Erinnerung wach an Krieg, Leid, Not und Tod und sagen uns 'das ist nicht das Ende'", wie Eckhard Teismann betonte.

Das Nagelkreuz von Coventry ist weltweit zum Zeichen der Versöhnung geworden. Sechs Wochen nach der Bombennacht ließ Richard Howard, damals Dompropst in Coventry, in goldenen Buchstaben in die Altarwand die Worte "Father forgive" (Vater vergib) meißeln. Seine Antwort auf den Bombenterror waren nicht Vergeltung oder Schuldzuweisung, sondern das Versöhnungsgebet.

Das Kreuz, das er aus drei Zimmermannsnägeln des Deckengewölbes herstellte, dient heute als Muster für die Kreuze, die in mehr als 200 Versöhnungszentren stehen. "Das Kreuz aufzustellen beinhaltet eine Verpflichtung, sich für Versöhnung einzusetzen", erläutert Pfarrer Hartmut Ebmeier, Vorsitzender der deutschen Nagelkreuzgemeinschaft. Wie das geschieht, bestimmt jedes Zentrum selbst.

Seit sich die Matthäusgemeinde Mahnen im vergangenen Jahr entschied, ein Versöhnungszentrum zu werden, haben sich viele Gemeindegruppen mit dem Thema beschäftigt. "Wir beten das Versöhnungsgebet in den Gottesdiensten und haben zum Beispiel in der Frauenhilfe und im Konfirmandenunterricht das Thema behandelt", erzählt Gemeindepfarrer Eckhard Teismann.

Dass das Kreuz gerade am Volkstrauertag an seinen Platz auf dem Altar in der Matthäuskirche aufgestellt wurde, passt auch zum Konzept der Gemeinde. "Der Volkstrauertag ist der Tag der Solidarität mit den Opfern, den Soldaten und den Vertriebenen, den Opfern von Weltkriegen, Bürgerkriegen und von modernem Terrorismus", erinnerte Angela Beeck, Mitglied des Stadtrates Löhne, in ihrem Grußwort. Und betonte, die Matthäusgemeinde setze als Versöhnungszentrum ein Zeichen der Verbundenheit mit früheren und heutigen Opfern.

"Der Kern der Versöhnung ist die Öffnung für andere", sagte Henriette von Ruepprecht, die als bayerische Pastorin zurzeit in Coventry arbeitet. In ihrer Predigt betonte sie, "Das Kreuz fordert auf, tief im Leiden die Hoffnung nicht zu vergessen."


lok-red.loehne@neue-westfaelische.de

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