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Blick nach Rechts , 29.11.2018 :

Geschichtsrevisionistisches Wochenende

Von Horst Freires

Am 15. und 16. Dezember soll auf dem ehemaligen Rittergut in Guthmannshausen ein "Tag der Generationen" mit Vorträgen und Wintersonnenwendfeier stattfinden.

Der vom Verfassungsschutz beobachtete "Verein Gedächtnisstätte" in Guthmannshausen (Landkreis Sömmerda) will auf seinem Grundstück am 15. Dezember die Wintersonnenwende feiern. Zuvor stehen an dem Samstag Vorträge von einschlägig bekannten Rechtsextremisten auf dem Programm. Am Folgetag schließt sich ein Vortrag eines Weltkriegsveteranen an. Die Geschichtsrevisionisten laden an dem Wochenende speziell zu einem "Tag der Generationen" ein. Nicht von ungefähr wird von teilnehmenden Jugendlichen eine Einverständniserklärung eines Elternteils eingefordert. Bereits im Mai hatten der rechtsextreme Thüringer Verein auch zu einem Jugendprogramm eingeladen.

Auf der Agenda am Samstag findet sich zunächst als Gast Nikolai N. wieder. Der in der extrem rechten Szene als "Volkslehrer" bekannte Video-Blogger, der bundesweit immer wieder im Umfeld von Holocaust-Leugnern anzutreffen ist, ist von der Berliner Schulbehörde wegen seiner Aktivitäten vom Schuldienst entfernt worden - eine Entscheidung, gegen die N. sich juristisch wehrt. Sein Vortragsthema trägt den Titel "Warum wir uns nicht fürchten müssen". Weiterhin wird ein Vortrag "Europas Dämme bersten - Ursachen, Hintergründe und Folgen des Flüchtlings-Tsunamis" beworben. Dieser ist identisch mit einem Buch aus dem im oberbayerischen Pähl residierenden Verlag Hohe Warte, der traditionell zum "Bund für Gotterkenntnis" ("Ludendorffer") gehört. Herausgeber des Buches, in dem gegen Flüchtlinge gehetzt wird, ist der 86-jährige österreichische Publizist Konrad Windisch. Schließlich wird der frühere NPD-Funktionär Ulrich Pätzold mit dem Thema "Nation als Auslaufmodell - Was kommt nach der Globaldiktatur?" angekündigt.

Verein sucht weitere "Zeitzeugen"

Einen "Zeitzeugenbericht" soll am zweiten Tag, am 16. Dezember, schließlich der 94-jährige Paul Rohkst liefern. Laut Mitteilung der Veranstalter wird der gebürtige Niederländer unter anderem über seine russische Kriegsgefangenschaft sprechen. Dies tat der damalige Panzer-Brigadist bereits Ende Oktober an gleicher Stelle, als er kurzfristig für einen anderen erkrankten Wehrmachtssoldaten einsprang. Der "Verein Gedächtnisstätte" ist nach eigenen Angaben willens, die Reihe mit entsprechenden "Zeitzeugen" fortzusetzen. Dafür bittet man darum, dass sich Interessenten für solche Art Vorträge melden. Als Gegenleistung wird angeboten, für die in Frage kommenden Personen Fahrdienst zu leisten und diese in den Guthmannshausener Räumlichkeiten übernachten zu lassen.

Bildunterschrift: Beliebter Treffpunkt der rechtsextremen Szene im thüringischen Guthmannshausen.


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