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Lippische Landes-Zeitung , 11.05.2007 :

Harte Vorwürfe gegen Biermann / Freier Ratsherr in vor der Ratssitzung verteilten Flugblättern als "Antisemit und Rassist" bezeichnet

Bad Salzuflen (sk). Dass Flugblätter vor einer Sitzung des Rates gegen einen Ratsherren verteilt werden, kommt nicht allzu oft vor. Noch seltener ist, dass gegen diesen auch ein Transparent im Saal aufgehängt wird. Mit der Aktion hat sich der Verbund "Antifaschistische Gruppen aus OWL" gegen den freien Ratsherren Friedrich Wilhelm Biermann ausgesprochen und bezeichnet ihn unter anderem als "Antisemit und Rassist".

Die Initiatoren fragen in dem Flugblatt, ob Biermann "immer noch salonfähig" sei. In einem von ihm verfassten "Pamphlet" mit der Bezeichnung "Mein Kampf" schreibe er: "Ich sehe mit Sorge die Unterwanderung durch den Islam und bin gegen den Beitritt der Türkei in die EU." Auf einer seiner früheren Internetseiten stelle er dar: "Der Absolutheitsanspruch, der sich im Islam und Judentum findet, birgt die Gefahr des Fanatismus, der gewaltsamen Eroberung der Welt. Die jüdischen Gemeinden haben sich verdoppelt, der Islamismus explodiert." In einer Stellungnahme in Biermanns periodisch erscheinender, selbst verlegter Zeitschrift "Der Volkstribun", die regelmäßig in der Stadt verteilt wird, habe er sich auf einen LZ-Bericht über die Ausrichtung der Median-Kliniken auf moslemische Patienten unter der Überschrift "Wird Bad Salzuflen bald ein türkisches Bad?" bezogen und geschrieben: "Alle Integrationsprobleme sind doch leicht zu lösen, wenn wir uns den Muslimen anpassen, Kopftücher für deutsche Frauen, schächten statt schlachten!"

Biermann sei auf der offenen Liste der PDS in den Rat eingezogen, heißt es weiter. Doch seine wirkliche Gesinnung habe er bewusst verschwiegen. Er sei für ein ganz anderes Programm gewählt worden, als er jetzt vertrete. Wie die LZ bereits in der Vergangenheit berichtete, hatte Biermann 2002 als Unabhängiger über die Liste der Republikaner in München kandidiert. Die "Antifaschistischen Gruppen OWL" stellen weiter dar, Biermann sei Redner auf dem 8. Neujahrstreffen der Deutschen Partei/Die Freiheitlichen gewesen.

In seinem "Volkstribun" rufe er auch zur Gewalt gegen Sachen auf: "Umhüllen Sie die Parkuhren mit Säcken oder füllen Sie die Geldschlucker mit Nitroglyzerin. Gewalt gegen Sachen muss erlaubt sein, wenn Widerstand geboten ist." In Bezug auf diesen Aufruf hat Bürgermeister Dr. Wolfgang Honsdorf übrigens Strafanzeige gegen Biermann gestellt.

In anderen Texten, so die Flugblatt-Schreiber, verharmlose Biermann Nazi-Größen wie Martin Bormann und Adolf Hitler: "Adolf Hitler war bekanntlich Vegetarier. Die Zutaten für sein Lieblingsgericht Hoppelpoppel und seine Eintöpfe kamen häufig aus den Gewächshäusern Martin Bormanns."

"Lug, Betrug und Unterstellung"
Friedrich-Wilhelm Biermann

Auf Anfrage bezeichnete Biermann die Flugblatt-Vorwürfe als "Lug, Betrug und Unterstellung". Gegen die "Rädelsführer im Hintergrund" werde er privatrechtliche Schritte einleiten. Behauptungen seien aus dem Zusammenhang gerissen. Sein politisches Manifest habe zum Beispiel sinngemäß "Mein Kampf gegen Korruption und für Demokratie" geheißen.

Auf dem Deckblatt des auch der LZ bekannten Dokuments ist allerdings "Mein Kampf" sehr groß und der Untertitel sehr klein geschrieben gewesen. Biermann: "Das war doch nur als Provokation gedacht." Die gegen ihn vom Bürgermeister eingeleitete Strafanzeige sei längst eingestellt. Sein Aufruf gegen die Parkuhren sei satirisch gemeint gewesen. Er halte es für eine üble Unterstellung, auch Gewalt gegen Menschen in Kauf zu nehmen. Er sei weder gewaltbereit, noch Rassist oder Antisemit, sondern stehe auf dem Boden des Grundgesetzes. Indes habe er aber keine Berührungsängste nach links oder rechts.

Auf die weitere Nachfrage, warum in seinen Schriften und Stellungnahmen immer wieder Bezug auf Nazi-Deutschland genommen werde, stellte Biermann heraus: "Ich bin historisch sehr interessiert, aber ich will niemals ein neues Drittes Reich errichten. Meine Generation leidet an einem Schuldkomplex. Ich möchte aber, dass die Jugend die deutsche Vergangenheit wertfrei sehen kann."

Bildunterschrift: Friedrich-Wilhelm Biermann


Salzuflen@lz-online.de

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