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Westfalen-Blatt / Vlothoer Zeitung , 06.10.2020 :

Geschichten vom Widerstand

Neue Ausstellung im Zellentrakt

Von Niklas Gohrbandt

Herford (WB) Die Veranstaltungen im Zellentrakt sind in letzter Zeit recht gefragt. Entsprechend bedauerlich war es, dass zur Eröffnung der Wanderausstellung "Einige waren Nachbarn - Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand" des United States Holocaust Memorial Museums einige Stühle frei blieben. Zumal der Anlass der Ausstellung kein geringerer war als der 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee.

"Die Ausstellung widmet sich der Frage: Wie war der Holocaust möglich?", erklärte Gisela Küster, Vorsitzende des Kuratoriums "Erinnern Forschen Gedenken" im Grußwort an das Publikum. Dafür greift die Wanderausstellung, die in mehr als 20 Standorten in NRW gezeigt wird, weitere Fragen auf, die die jüngere Forschung bewegte: Wer waren die Täter? Mit welchen Optionen und Motiven handelten sie? Welche Rolle spielte das Verhältnis zwischen deutschen Besatzern und Besetzten für das Ausliefern der eigenen Nachbarn an das faschistische Unterdrückungssystem? Und wie beeinflusste der Kriegsverlauf die Massengewalt?

Aber auch im Bezug auf die Herforder Geschichte hat das Kuratorium Überlegungen angestellt. "Die Ausstellung ehrt auch den kleinen Widerstand in Herford. Da dieser meist im Verborgenen stattfinden musste, haben wir heute leider kaum Zeugnisse darüber in unseren Archiven", so Küster. Trotzdem gelinge es, persönliche Geschichten vom kleinen Widerstand würdevoll und gut aufgearbeitet zu präsentieren. Auch an Herforder Opfer der gleichgeschalteten gesellschaftlichen Verfolgung und Vernichtung wie Max Less und Kurt Steinitz wird erinnert.

Bürgermeister Tim Kähler stellte fest, dass "elementare gesellschaftliche Fragen zu diesem Thema bis heute noch nicht ausreichend beantwortet" sind. Ihn bewege nach wie vor, "ob 1939 die Mehrheit sich nicht mehr wehren konnte oder nicht wehren wollte". Mahnend wandte er sich an die Zuhörer: "Und wie verhält sich die schweigende Mehrheit heute?"

Die Ausstellung "Einige waren Nachbarn" sowie die Ausstellung zur "Aktion Reinhardt" sind im Zellentrakt im Rathaus bis 22. November, samstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

Bildunterschrift: Gisela Küster, Vorsitzende des Kuratoriums, stellt im Zellentrakt die aktuelle Ausstellung "Einige waren Nachbarn" vor.

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- Freitag, 2. Oktober 2020 um 19.00 Uhr -


Eröffnung der Wanderausstellung des United States Holocaust Memorial Museum: "Einige waren Nachbarn - Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand"


Veranstaltungsort:

Gedenk-, Dokumentations-
und Begegnungsstätte Zellentrakt
Rathausplatz 1
32052 Herford

www.zellentrakt.de


Grußwort: Tim Kähler, Bürgermeister der Stadt Herford

Einführung: Gisela Küster, Vorsitzende des Kuratoriums Erinnern Forschen Gedenken e.V.


Die Ausstellung "Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand" befasst sich mit einer der brennendsten Fragen zum Holocaust: Wie war der Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden möglich? Die zentrale Rolle von Adolf Hitler und anderer nationalsozialistischer Führer ist unbestreitbar, aber sie waren von unzähligen anderen abhängig. Welche Rolle spielten die gewöhnlichen Menschen? Warum haben so Viele die Verbrechen der Nationalsozialisten unterstützt oder geschwiegen? Warum haben so Wenige den Opfern geholfen?

Die Erkenntnis, dass der Holocaust möglich wurde, weil Menschen in Deutschland und ganz Europa verschiedene Gründe hatten, dem Völkermord zuzustimmen oder daran mitzuwirken, ist entscheidend, um Lehren aus dem Holocaust zu ziehen.


Wir bitten wegen beschränkter Teilnehmerinnenzahl um Anmeldung unter (05221) 189257 oder info@zellentrakt.de und um Einhaltung der vorgeschriebenen Hygiene-Bedingungen.

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Am 2. Oktober 2020 wurde die Ausstellung des "United States Holocaust Memorial Museum" "Einige waren Nachbarn - Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand", in der Herforder Gedenkstätte Zellentrakt eröffnet.

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www.zellentrakt.de


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