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Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung , 26.03.2020 :

Gedenken an Bombardierung in Zeiten von Corona

Paderborn (ber). Ganz anders als sonst wird in Paderborn in diesem Jahr den Toten der Bombardierung im Jahr 1945 gedacht. Am Jahrestag des dritten Luftangriffs am Freitag, 27. März, hält Monsignore Kurte ein Morgengebet um 8 Uhr. Auf Grund der Corona-Pandemie können Gläubige daran nicht persönlich teilnehmen, das Gebet aber live im Internet unter www.erzbistum-paderborn.de mitfeiern.

Dompropst Monsignore Göbel weist schon jetzt auf ein Friedensgebet anlässlich des Jubiläums "75 Jahre Frieden in Europa" hin: Am 24. Juli 2020 ist vor dem Beginn des diesjährigen Libori-Festes ein Friedensgebet geplant, das Erzbischof Hans-Josef Becker und Bischof Yves Le Saux aus dem Partnerbistum Le Mans in Frankreich im Dom halten wollen.

Bereits am 8. Mai soll anlässlich des Endes des Zweiten Weltkriegs ein ökumenischer Friedensgottesdienst gefeiert werden - sofern dann Gottesdienste wieder öffentlich gefeiert werden dürfen.

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Westfalen-Blatt / Westfälisches Volksblatt, 23.03.2020:

Die schweren Luftangriffe auf Paderborn vor 75 Jahren

Reste einer Luftmine im Kreuzgang des Doms halten Erinnerung wach

Paderborn  (WV/mba). Am 22. März 1945 werfen britische Mosquito-Flugzeuge etwa 17 Tonnen Bomben ab, die die Paderborner Innenstadt stark zerstören. Dabei wird unter anderem der Dom getroffen. Die Reste einer Luftmine am Eingang zum Kapitelsfriedhof im Kreuzgang des Doms erinnern an dieses Ereignis vor 75 Jahren.

"Zum Gedenken 17. Jan, 22. März, 27. März" steht unter dem Erker der Totenleuchte, die sich rechts neben dem Paradiesportal am zweiten Giebel der Südseite des Langhauses befindet. Das sind die Tage, an denen Paderborn 1945 in der Endphase des Zweiten Weltkriegs von den alliierten Bombenangriffen am schlimmsten getroffen wurde. Am 22. März 1945 kamen 14 Menschen ums Leben, als die Luftmine im Kreuzgang explodierte.

Den ersten sehr schweren Luftangriff erlebte Paderborn am 17. Januar 1945. Damals starben in der Zeit zwischen 12.30 und 12.56 Uhr 237 Menschen. 137 Häuser wurden in Schutt und Asche gelegt, 296 erlitten schwere Schäden. 397 Flugzeuge der Alliierten sollen Bomben mit einem Gesamtgewicht von 1158 Tonnen abgeworfen haben. Zwischen dem 7. Januar und 27. März 1945 flogen Amerikaner und Briten abwechselnd ihre Angriffe, um die Infrastruktur der Stadt und die Moral der Bewohner zu zerstören. Den ersten hatte es bereits Mitte Juni 1940 gegeben.

Beim größten Luftangriff auf Paderborn, der am 27. März um 17.30 Uhr begann, starben 350 Menschen. Laut den inzwischen veröffentlichten Plänen der Alliierten wurden damals 20 Ziele bombardiert, 270 Maschinen warfen 1.378 Spreng- und Brandbomben ab. Der Dom brannte 1945 aus. "Das brennende Dach ist vom Gewölbe gehalten worden, das Feuer schlug durch die Fenster ins Innere. Es gibt nur noch drei Fenster aus dem Vorkriegsdom", blickte Dompropst Monsignore Joachim Göbel vor ein paar Monaten im Gespräch mit dieser Zeitung auf die Zeit zurück. Die Engelsfenster überlebten in der Krypta das Bombardement. Zudem setzten Wasserschäden dem Gotteshaus zu.

Auch die im Jahr 1973 mit Mosaiken ausgestattete Gedächtniskapelle soll die Erinnerung wach halten

An die Angriffe, die das komplette Dach, die Turmhaube und auch den zweiten Giebel auf der Südseite des Langhauses zerstörten, erinnern nicht nur die 1949 angebrachte Totenleuchte und die Reste der Luftmine am Eingang zum Kapitelsfriedhof. Auch die Gedächtniskapelle, die 1973 von der Paderborner Künstlerin Agnes Mann (1907 - 1994) mit Mosaiken ausgestattet wurde, soll die Erinnerung wach halten.

Als der Dom brannte, sei die Paderborner Bevölkerung schockiert gewesen, erinnerte sich 1946 Altbürgermeister Christoph Tölle: "In den späten Abendstunden des 27. März vergangenen Jahres konnte man von der Peripherie der Stadt aus beobachten, wie der im Feuer lodernde mächtige Turmhelm unseres Paderborner Domes in sich zusammenbrach. Das hat uns Paderborner ans Herz gegriffen. Viele Bürger unserer Stadt hatten alles verloren. Sie trauerten um ihre Angehörigen und um die ­Habe, irrten am Rande der Stadt umher oder hatten in den um­liegenden Dörfern Obdach gefunden. Trotzdem waren die tiefen Wunden des Domes auch ihre Wunden."

Die Zahl der Einwohner Paderborns war bis Mitte April 1945 auf knapp 5.000 gesunken. Auf die Tragödie machen die Totenglocke und die Totenleuchte des Domes jedes Jahr neu aufmerksam - so auch am gestrigen Sonntag.

Bildunterschrift: Bei dem schweren Luftangriff auf Paderborn am 22. März 1945 ­kamen 14 Menschen ums Leben. Die Reste dieser Luftmine am Eingang zum Kapitelsfriedhof im Kreuzgang des Doms erinnern an ­dieses Ereignis

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Am 27. März 1945 wurde bei den Luftangriffen von (266) schweren Lancaster-Bombern der Royal Air Force (Einheiten des britischen RAF Bomber Command) auf Paderborn die Stadt Paderborn weitgehend zerstört.

Am 22. März 1945, 21.00 Uhr, warfen neun britische Mosquito-Flugzeuge von Einheiten des britischen RAF Bomber Command 17 Tonnen Bomben ab, die den Paderborner Dom und Umgebung, stark beschädigen.

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