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Westfalen-Blatt / Lübbecker Kreiszeitung , 19.02.2018 :

Zur Sache

Von Elke Bösch

Vor Ort mehr Demokratie wagen

Die Überraschung ist nicht, dass die AfD auch im Mühlenkreis einen Stadtverband gründet, sondern eher, wo sie das tut. Denn rechnen konnte man doch mit Espelkamp. Aber das wird sicher bald folgen. Da wählten bei den Bundestagswahlen nämlich 15,5 Prozent der Wähler die AfD, in Rahden waren es "nur" 8,7. Auch noch zu viel. Aber darf man sich wundern, dass die Tendenz weiter steigend ist? Wohl kaum. Bei allem Respekt, aber es soll nicht wenige Menschen geben, die die Zustände mit dem Personalgezänk in der SPD, mit der Haltung der CDU zu wichtigen politischen Themen in Berlin mit einem Kindergarten vergleichen - und noch dazu mit einem sehr schlecht geführten. Die Bevölkerung fühlt sich nicht ernst genommen. "Die machen doch sowieso, was sie wollen", ist ein leider zu oft gehörter Satz - und der bezieht sich auch nicht selten auf die Kommunalpolitik. Denn in Rahden herrscht auch keine grenzenlose Begeisterung über manch einen politischen Beschluss. Der Ärger über die Steuererhöhungen ist noch nicht verraucht, da tut sich eine weitere Brandstelle auf. Und die qualmt gewaltig. Die Neugestaltung des Kirchplatzes ist in Teilen der Bevölkerung nicht besonders beliebt, um es milde auszudrücken. Und das sind nicht nur die 28 Bürger, die für den Erhalt der alten Robinie kämpfen, sondern weitaus mehr. Unter diesen zahlreichen Kritikern könnten einige sein, die den etablierten politischen Kräften im Rat bei den Kommunalwahlen in 2020 die Quittung präsentieren. Das ist so lange gar nicht mehr hin. Deshalb sollte jetzt sofort gegengesteuert werden. Die Menschen müssen wieder auf breiter Front mitgenommen werden. Sie müssen überzeugt werden. Sie dürfen nicht das Gefühl haben, ihnen wird einfach ein Deckel übergestülpt. Jetzt heißt es: der AfD nicht Steilvorlagen geben, sondern ihr entschlossen entgegen treten und die Bevölkerung mit ins Boot holen. Dann wird die AfD weniger Stimmen einfahren und die urdemokratischen Kräfte die meisten Früchte ernten.


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